Stirbt meine Fichte an Trockenheit, oder ist ein falscher Schnitt schuld?

Blatt_Frage

Bei meiner sterbenden Fichte wurde 2020 ein Pflegeschnitt durchgeführt. Zusätzlich wurde die Krone des etwa zwanzig Meter hohen Baumes gekürzt. Bis dahin war der Baum noch grün. Ein paar Monate später wurden die Nadeln von oben nach unten braun und fielen ab. Lediglich die unteren Äste haben jetzt noch grüne Nadeln.
Stirbt meine Fichte an Trockenheit oder ist der Rückschnitt schuld?

Verschiedene Ursachen für eine sterbende Fichte

Blatt_Antwort

Wie Sie selbst bereits festgestellt haben, ist die Ursachenforschung für Ihre sterbende Fichte schwierig bis unmöglich. Nach Ihren Schilderungen gehe ich persönlich von einer Kombination unguter Umstände aus.

Ursache 1: Kappung und Schnitt

Pflegende Maßnahmen kennt man hauptsächlich von Laubbäumen. Dabei werden reibende und kranke Äste entnommen, um die Krone luftig zu halten. Bei Nadelbäumen jedoch schaden die meisten Schnittmaßnahmen mehr, als sie helfen. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, einzelne Äste auszudünnen, um mehr Platz zum Abtrocknen zu schaffen oder eine schiefe Krone auszugleichen.

Nadelbäume in der Höhe zu begrenzen, ohne ihnen Schaden zuzufügen, ist kaum möglich. Ist der Baum noch klein, können Fachleute durch regelmäßiges Ableiten des Haupttriebes erreichen, dass der Baum auf einer geringen Höhe bleibt. Bereits hoch gewachsene Fichten jedoch können Sie nur durch eine Kappung in der Höhe reduzieren. Diese Kappung verursacht einen großen Schnitt und nimmt dem Baum seine Spitze. Gleichzeitig entsteht eine Wunde am Ende des Hauptstammes, die der Baum oft nicht mehr verschließen kann. Sie ist die ideale Eintrittspforte für Pilze und Bakterien und schwächt den Baum. Normalerweise kann der Baum durch Abschottung und Überwallung des Schadens noch viele Jahre leben.

In Ihrem Fall gehe ich davon aus, dass Ihre sterbende Fichte durch die Kappung und den „Pflegeschnitt“ viele Wunden erlitten hat, die sie nun versucht zu verschließen. Das ist kräftezehrend, da sie gleichzeitig versucht, möglichst schnell neue Triebe zu bilden um die verlorene Höhe an der Kappungsstelle ausgleichen.

Ursache 2: Trockenheit

Trockenheit ist eine der Hauptursachen für sterbende Fichten im Garten – und aktuell auch in Wäldern. Als Bäume der Höhenlagen bilden sie an diesen, für sie unpassenden Standorten, keine tief reichenden Wurzeln. Sie sind daher auf ausreichend Regen und eventuelle Wassergaben des Menschen angewiesen. Trockene Sommer setzen ihnen stark zu. Sind die Bäume bereits geschwächt, brauchen sie sogar noch mehr Wasser und Nährstoffe, um Wunden zu schließen oder Schädlinge und Pilze abzuwehren.

Der Bau eines Zaunes trägt sicherlich auch zum Problem bei. Bodenanker verletzten Wurzeln, die der Baum zur Aufnahme von Wasser und Nährstoffen dringend benötigt. Hier geht es besonders um die Feinwurzeln, an die man zunächst selten denkt. Sie sind für die Aufnahme verantwortlich. Wird eine Hauptwurzel gekappt, verliert der Baum auf einmal sehr viele Feinwurzeln und muss auf noch mehr Wasser verzichten. Außerdem entstehen neue Wunden, in die Pilze eindringen können, die bereits im Boden sind. Der Baum erlitt also noch mehr Schäden und wurde durch fehlendes Wasser noch stärker geschwächt.

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Ursache 3: Pilze und Schädlinge

Durch Schnittwunden und Wunden an den Wurzeln dringen Pilze und Bakterien in den Baum ein. Bäume haben ein sehr gutes Abwehrsystem, das durch das Wort CODIT (englische Abkürzung für „Abschottung von Fäule in Bäumen“) beschrieben wird. Dabei lagert der Baum in den Zellen, die an die Wunde angrenzen, chemische Substanzen ein, um die Eindringlinge daran zu hindern, weiter in den Stamm vorzudringen. Dadurch kann der Baum viele Jahre mit Wunden, Pilzen und Fäule leben. Wie Sie wahrscheinlich schon vermuten, braucht er dazu aber Energie, Wasser und Nährstoffe. Ist der Baum stark geschwächt und bekommt nicht ausreichend Wasser und Nährstoffe, kann er die Pilze nicht in Schach halten und verliert den Kampf gegen sie.

Gleichzeitig wird der geschwächte Baum anfällig gegenüber anderer Insekten. Gerade Borkenkäfer riechen das Leid der Fichte und befallen bevorzugt kranke und schwache Bäume. Sie geben dem Baum den Rest, indem sie weitere Wasserleitbahnen unter der Borke beschädigen. Möglicherweise hat auch Ihr Baum einen Borkenkäferbefall? Sie erkennen ihn besonders in den oberen Stammpartien an kleinen Löchern in der Borke des Baumes oder kleinen Ansammlungen von Sägemehl in Astgabeln oder Spinnweben im und unter dem Baum.

Die Autorin: Marina Leon

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