Warum Weihnachtsbäume nicht mehr riechen

Kennen Sie ihn noch aus Ihrer Kindheit? Diesen typischen Weihnachtsbaumduft? Viele von uns verbinden einen ganz bestimmten Geruch mit dem Weihnachtsfest. Da duftete es in der guten Stube einmal im Jahr auf einmal irgendwie nach Wald und Holz und gesunder, frischer Luft. Sehr herb und intensiv, aber eben auch wohlriechend. Heutzutage hingegen gewinnt man den Eindruck, Weihnachtsbäume riechen nicht mehr.

Also wo ist er hin, dieser typische Weihnachtsbaumduft?

Weihnachtsbaumduft hängt von Baumart ab

Des Rätsels Lösung liegt darin, welcher Baum genau zum Fest in die Stube einzieht. Denn mittlerweile hat man die Qual der Wahl zwischen unterschiedlichsten Weihnachtsbaum-Sorten. Und genau davon hängt er ab, der typische Weihnachtsbaumduft.

Fichten in 80er-Jahren auf Platz eins

Dass in den Weihnachtsstuben bis in die 1980er-Jahre ein Hauch von Waldluft lag, das liegt daran, dass um diese Zeit die Auswahl nicht annähernd so groß war wie heute. So standen zum Fest vor allem die überall verfügbaren und preislich eher günstigen Fichten oder Kiefern in den Wohnzimmern.

Bis in die 1960er Jahre war die Gemeine Fichte der beliebteste Weihnachtsbaum in Deutschland. In den 1980er Jahren eroberte die Rotfichte diesen Titel. Und vor allem Fichten verströmen ebenjenen absolut typischen Waldgeruch!

Warum eigentlich? Fichten sondern extrem viel Harz ab, nicht nur am Stamm sondern auch an den Zweigen. Dieses Harz ist mitverantwortlich für den intensiven Duft, den viele mit dem Weihnachtsfest verbinden. Außerdem enthalten die Zweige und Nadeln von Fichten ätherische Öle, deren charakteristischer Duft sich im warmen Zimmer umso stärker verbreitet.

Das intensiv duftende Harz ist verantwortlich für den typischen Weihnachtsbaumduft.
Fichtenzapfen-Harz-Winter-Schnee

Foto: Claudia Dreckmann

Wonach Fichten duften

Diese ätherischen Öle, zu deren Inhaltsstoffen auch die heilsamen Terpenoide zählen, duften nicht nur herrlich nach Wald, sondern haben auch eine wohltuende Wirkung. Daher wird durch Wasserdampfdestillation der frischen Nadeln und Zweige das vielseitige Fichtennadelöl gewonnen. Wegen seiner antiviralen, entzündungshemmenden und schleimlösenden Eigenschaften ist es seit langem bei grippalen Infekten und Erkältungskrankheiten bewährt. Auch als Badezusatz oder Bestandteil von Duftkerzen entfaltet es eine entspannende Wirkung. Nicht unbedingt zu verachten, wenn zum Fest die gesamte Familie aufeinandertrifft …

Kurze Haltbarkeit und spitze Nadeln

Doch so schön dieser typische Weihnachtsbaumduft auch ist, die Bäume, die ihn verströmen, haben einige Nachteile. So sind Fichtennadeln recht spitz. Nicht umsonst trägt beispielsweise die Blaufichte den Beinamen Stechfichte. Daher sollten beim Aufstellen des Weihnachtsbaumes besser Handschuhe getragen werden. Auch verlieren viele Fichtenarten bereits nach sehr kurzer Standzeit in der warmen Stube ihre Nadeln. Das macht es etwas ungemütlich und trübt die festliche Atmosphäre. Entscheidet man sich für eine Fichte, sollte sie unbedingt erst kurz vor dem Fest im Weihnachtszimmer aufgestellt werden. Oder man platziert den Weihnachtsbaum gleich ganz draußen. Dafür eignet sich beispielsweise gut die wetterbeständige Serbische Fichte.

Die stark duftende Kiefer hingegen hält zwar etwas länger als viele Fichten, schafft aber oft wegen ihres wenig weihnachtsbaumkonformen Wuchses nicht den Sprung ins Weihnachtszimmer. Auch gestaltet sich das Schmücken durch ihre biegsamen und herunterhängenden Äste sowie die langen Nadeln eher schwierig.

Fotos: Claudia Dreckmann (l./r.), pixabay (M.)

Duftende Exoten

Eine Alternative in Sachen Weihnachtsbaumduft ist die edle Kork- oder Felsengebirgstanne. Sie besticht durch einen regelmäßigen Wuchs, kräftige Äste, die den Baumschmuck gut tragen und lange Haltbarkeit. Vor allem aber punktet sie mit ihrem leichten Zitrusduft. In Sachen Duft und bei den starken Ästen ähnelt ihr die Koreatanne. Allerdings hat diese eine eher unregelmäßige Form. Nachteil: In Deutschland sind beide Baumarten eher schlecht zu bekommen.

Exotisch riecht ebenfalls die silbrig grüne Edeltanne, auch Nobilistanne oder Silbertanne genannt. Sie liegt immerhin an Platz drei der Verkaufszahlen hinter Nordmanntanne und Blaufichte und verzückt mit einem zarten Orangenduft. Verstärken lässt sich dieser noch, indem man mit einer Nadel die kleinen Beulen am Stamm, die sogenannten Harztaschen, aufsticht. Zudem ist die Edeltanne ausgesprochen lange haltbar. Doch auch hier handelt es sich um einen sehr individuellen Baum; keine Tanne gleicht der anderen. Eine unregelmäßige Wuchsform ist nicht unbedingt das, was sich die meisten in der Festtagsstube wünschen …

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Nordmanntanne ist geruchsneutral

Nahezu perfekt hingegen präsentiert sich die Nordmanntanne: gleichmäßiger Wuchs, glänzende, weiche Nadeln und lange Haltbarkeit. Seit den 1990er-Jahren belegt sie daher mit einem Marktanteil von 75 bis 80 Prozent laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) unangefochten Platz eins in deutschen Wohnzimmern zu Weihnachten.

Hält mehrere Wochen

Bei guter Pflege kann eine Nordmanntanne drei bis vier Wochen im Innenraum halten. Regelmäßiges Gießen und die Auswahl eines geeigneten Standorts sorgen dafür, dass der Weihnachtsbaum länger frisch bleibt. Stellt man ihn weit weg von der Heizung oder dem Kamin auf, wird er nicht so schnell trocken. Besonders frisch geschlagene Tannen tragen meist noch sehr viel Feuchtigkeit in sich, so dass die Nadeln lange ihre schöne sattgrüne Farbe behalten.

Doch Perfektion hat ihren Preis: 18 bis 25 Euro muss man pro Meter für den beliebten Baum hinblättern. Und in Sachen Weihnachtsbaumduft weist die Nordmanntanne eben ein entscheidendes Manko auf: Da sie kaum Harz absondert, ist sie relativ geruchsneutral. Wer also zum Fest zu dieser Baumart greift, muss auf den charakteristischen Weihnachtsbaumduft verzichten. Ein Dilemma.

Fotos: Claudia Dreckmann (M.) / pixabay (l./r.)

Lange Transportwege

Doch dass die Nordmanntanne die duftenden Bäume aus den Festtagsstuben verdrängt hat, ist nicht der einzige Grund, warum Weihnachtsbäume nicht mehr riechen. Viele in Monokulturen angebauten Bäume werden mit Pflanzenschutz- und Düngemitteln herangezogen, was Auswirkungen auf den natürlichen Geruch hat. Um den Bedarf in deutschen Wohnzimmern zu decken, werden jährlich außerdem etwa drei Millionen Bäume aus Finnland, Dänemark und anderen nordischen Ländern importiert. Wegen der langen Transportwege werden die meisten Weihnachtsbäume daher heutzutage schon im September geschlagen. So ist bis zum Fest der klassische Weihnachtsbaumduft frisch geschlagener Bäume längst verflogen.

Für den Weihnachtsbaumverkauf werden die Bäume lange vor dem Fest geschlagen.
Weihnachtsbaumverkauf-geschlagene-Nordmanntannen

Foto: Claudia Dreckmann

Fichtenzweige unter den Baum legen

Tipp: Wer zu Weihnachten nicht ganz auf den typisch herben, harzigen Duft aus der Kindheit verzichten will, für den gibt es einen recht simplen Tipp. Holen Sie sich doch ein paar Fichtenzweige ins Haus! Blaufichte beispielsweise duftet herrlich nach Menthol. Eine Vase mit hübsch geschmückten Fichtenzweigen bildet zusätzlich zum spezifischen Wohlfühlgeruch einen Extra-Blickfang. Und wem es an Platz dafür mangelt, der kann auch einfach ein paar frische Zweige dekorativ unter dem eigentlichen Lichterbaum arrangieren.

Sind die Fichtenzweige hinüber, können sie einerseits schnell ausgetauscht und durch neue, gut duftende Zweige ersetzt werden. Und andererseits hat gerade die prominente Platzierung zudem den Vorteil, dass der typische Weihnachtsbaumduft direkt vom Baum auszugehen scheint. Voilá!

Die Autorin: Claudia Dreckmann

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