Keine Bäume in der Stadt! Oder?

Kommentar:

KEINE BÄUME IN DER STADT! ODER?

Bäume haben in Wohngebieten nichts verloren! So lautet zumindest die Aussage der ARD-Fernsehsendung „Plusminus“ vom 24. Juni 2015. Das Video in der ARD-Mediathek trägt den blumigen Titel: „Millionen-Schäden durch Baumwurzeln“. In der Kurzbeschreibung heißt es: „Wurzeln von Straßenbäumen richten bundesweit Millionen-Schäden an. Sie zerstören Radwege und Straßen, bohren sich durch Kellerwände und Rohrleitungen.“ Doch kann man das wirklich so stehen lassen?

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Ein Kommentar von Johannes Bilharz

Unter dem Titel „Millionen-Schäden durch Baumwurzeln“ durften Bürger in der ARD-Sendung „Plusminus“ ihrer Wut freien Lauf lassen und sich über unebene Gehwege und Wurzeln in Leitungsrohren aufregen. Eigentlich eine klare Sache? Nein!

Stammtisch-Argumente oder neutrale Berichterstattung?

Wieder einmal wird durch einen sonoren Fernsehsprecher das Volk aufgewiegelt. Statt neutral zu berichten, Für und Wider, Argumente und Gegenargumente jeweils für sich sprechen zu lassen, wird durch den Sprecher schon klar Stellung bezogen: Er suggeriert, wer Recht hat und was Recht ist. Die Bösen sind schnell ausgemacht: die Bäume, die Behörden und das Umweltamt. Im Videobeitrag wird schnell klar gemacht: Die oberflächlichen Sprüche der Anwohner (sicherlich bewusst so zusammengeschnitten) sind berechtigt. Stammtisch-Argumente an die Macht!

So wird es bei Berichten aus Krisenregionen gemacht. So wird es bei Straftaten mit vermeintlichen Tätern gemacht. Da darf man sich über Bewegungen wie Pegida nicht wundern, die mit Worten wie „Lügenpresse“ die Massen aufhetzen. Im Prinzip macht das scheinbar neutrale öffentlich-rechtliche Fernsehen mit solchen Berichten nichts anderes. Nur weil es subtil geschieht, ist es nicht besser.

Zum Fall mit den Wurzeln

Im Beitrag wird gezeigt, welche Schäden Wurzeln anrichten. Die Schlussfolgerung: Große Bäume hätten in der Stadt und in Wohngebieten nichts verloren. Pflanzungen von Großbäumen stellen eine Gefahr und eine Beeinträchtigung dar. Es dürften nur kleine Bäume gepflanzt werden, die keine „aggressiven“ Wurzeln haben. Der Bürger sei wütend über Naturschutz und Politik!

Statt aufzuklären und den Bürgerinnen und Bürgern stichhaltige Informationen zu liefern, dürfen sie ihrer Wut öffentlich freien Lauf lassen. Sie werden durch die einseitige Berichterstattung sogar noch in ihrer Meinung über Naturschutz und Behördenwillkür bestätigt.

Es wäre so schön, wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen die vielen Aspekte beleuchtet und seine Meinungsmacht dazu genutzt hätte, die Bevölkerung aufzuklären. Aber Quoten sind offenbar auch bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten wichtiger als eine ausgewogene Berichterstattung.

Anmerkungen und Hinweise

  • Richtig ist: Baumwurzeln haben Dickenwachstum und können Mauern umdrücken oder Wegplatten anheben. Aber Baumwurzelspitzen können in der Regel nicht einfach in Mauern oder Rohre wachsen. Das passiert nur, wenn sie bereits defekt sind und Risse haben. Das heißt, wir können schon im Vorfeld etwas tun, um Wurzelschäden zu vermeiden (sofern man den Bäumen einen Wert zubilligt und man Bäume haben möchte). Bäume haben viele positive Wirkungen im urbanen Umfeld. Diese haben einen Wert (zugegeben scheinbar nicht für jeden).
  • Richtig ist: Wir müssen nicht jeden Baum erhalten, der irgendwann einmal gepflanzt worden oder irgendwo gewachsen ist. Es ist erst einmal kein Fehler, wenn man einen Baum in den Vorgarten pflanzt, der in 30 Jahren zu groß wird. Sofern man die Erlaubnis erhält, ihn dann in 30 Jahren wieder fällen zu dürfen. Darüber könnten sicherlich auch Naturschutz und Behörden nachdenken.
  • Die Schlussfolgerung: Die Aussage: „Große Bäume haben in Wohngebieten nichts verloren“, ist sehr einfallslos. Fachleute wissen, was man tun muss, um große Bäume in die Planung einzubinden. Wenn der Stadtrat eine Straße genehmigt, die Bäumen keinen Wurzelraum zubilligt, dann ist die Frage natürlich berechtigt: Wer hat Schuld, wer muss weichen? Der Mensch kann entscheiden, der Baum nicht.
  • Falscher Ansatz: Ein Stadtrat oder Bürgermeister hat nicht gewusst, dass Robinien, die keinen Wurzelraum zur Verfügung haben, bei denen Wurzeln womöglich bei Baumaßnahmen beschädigt wurden, bei Sturm umfallen können? Das wundert mich, ist aber wohl so. Die Fachleute vom Amt oder Sachverständige hätten das Problem aber durchaus bei qualifizierten Baumkontrollen identifizieren können. Robinien sind als Pioniergehölz schließlich dafür bekannt, dass sie nach 30 bis 40 Jahren häufig Probleme mit Stammfäulen und der Standsicherheit bekommen.
  • Richtiger Weg: Man darf nicht die Bäume verteufeln, sondern sollte folgendes fragen: Was muss man tun, um möglichst lange Freude an den Bäumen zu haben und ihren Beitrag zu Kleinklima und sauberer Luft optimal nutzen zu können.

Chance um Aufklärung verpasst?

Es wäre schön gewesen, wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen aufgezeigt hätte, warum alte und große Bäume für uns so wertvoll sind. Man hätte ihre Schönheit und ihren Nutzen aufzeigen können, um gemeinsam zu überlegen, wie man das Eine erhalten und das Andere schützen kann. Das heißt, wie können Gefahren eingegrenzt und was dagegen getan werden. Das Einfallsloseste ist: Baum fällen. Einfältig ist: künftig keine großen Bäume mehr in Wohngebieten zu pflanzen. Wer keine größeren Ansprüche hat und einfache Antworten liebt, der mag damit glücklich sein. Wenn der Bürgermeister es ernst damit meint, dass er sich mehr Aufklärung gewünscht hätte, kann er die problemlos bekommen: Es muss nur die wirklichen Fachleute zu Wort kommen lassen. Die findet man nicht zuletzt auf dem Baumpflegeportal.

Der Autor: Johannes Bilharz

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