Alter Apfelbaum ohne Blätter – Was sind die Gründe für den Baumtod

Blatt_Frage

Der Apfelbaum meiner Eltern ist abgestorben. Schon, als sie das Haus gekauft haben, ist er im Garten gewesen. Er wurde in Form gebracht und trägt jedes Jahr massenhaft Früchte. Der Apfel ist ganz grün, schorffrei und wird bei Lagerung fettig. Mein Vater hat ihn schon vor mindestens 20 Jahren Schritt für Schritt auf die unterste Asthöhe gekürzt. Es ist ein Hochstamm, der vier Äste von ca. 40 bis 50 Zentimeter Durchmesser im Stammbereich aufweist. Der Stamm selbst hat einen Durchmesser von mindestens 60 Zentimetern.

Vor fünf Jahren hat mein Vater Fäule im oberen Stammabschnitt festgestellt und diese entfernt. Danach hat er den Stamm mit Wundverschlussmittel ausgekleidet und abgedeckt, damit keine Nässe in der Höhlung stehen bleibt. Weil er befürchtete, dass der Stamm durch das Gewicht der Äste gespalten wird, hat er den Stamm über Kreuz mit langen Dübeln durch die Rinde gesichert. Das hat wunderbar geklappt und der Baum trug unbeeindruckt weiter volles Blatt und Äpfel. Die ausladenden Äste sind mehrfach durch Bodenpfeiler abgestützt, weil der Baum so viele Früchte trägt. Die Blüte ist sehr prächtig, groß und erst dunkelrosa bis später fast weiß.

Nun kommen von einem Jahr auf das andere keine Blätter und keine Blüten mehr. Der Baum blieb auch im Sommer vollständig kahl. Er wird jedes Jahr, wie alle Obstbäume komplett geschnitten, jegliches Laub und Altobst entfernt und er erhält bei Trockenheit Wasser.

Was können wir tun? Gilt es abzuwarten oder wird sich der Baum nicht mehr erholen?

Heranziehen neuer Äste schwierig

Blatt_Antwort

Apfelbäume sind, im Vergleich zu Buchen oder Fichten, keine „Wildbäume“ mehr. Sie werden aufwendig vom Menschen durch Selektion gezüchtet und in unterschiedliche Ertrag bringende Sorten unterteilt. Ihr Lebensziel ist es, möglichst viele Äpfel zu erzeugen, was durch optimierte Schnittmaßnahmen noch gesteigert werden kann. Doch diese Produktivität und die vielen Schnittwunden haben ihren Preis. Sie verkürzt die Lebensdauer der Bäume erheblich. Frühe Faulstellen, Trageerschöpfung der Leitäste und Krankheiten sind die Folge. Kommt dann zusätzlich etwas hinzu, das den Baum schwächt, bleiben oft nicht mehr genug Reservestoffe übrig, um ein weiteres Jahr auszutreiben.

Leider muss ich Ihnen jede Hoffnung, dass der Baum erneut austreiben und gesundwerden könnte, nehmen. Ein Baum, der eine ganze Vegetationsperiode hinweg keine Blätter trägt, ist Tod. Er hat nicht mehr genug Reservestoffe, um im nächsten Jahr erneut auszutreiben.
Ich möchte Ihnen daher erklären, welche Begebenheiten zum Tod Ihres Baumes geführt haben können.

Fotos: privat

Baumalter

Ihr Baum hat bereits ein beachtliches Alter erreicht. Sollte er tatsächlich um den Hausbau Ihrer Eltern herum gepflanzt worden sein, hätte er sogar ein überdurchschnittliches Alter für einen Apfelbaum erreicht. Normalerweise werden Apfelbäume nicht älter als ca. 100 Jahre. Schwach wachsende Unterlagen wie Spindel oder Buschbaum bringen es oft sogar nur auf 20 bis 30 Jahre. Dies ist der Selektion auf ertragreiche Sorten geschuldet. Der häufige Schnitt tut sein Übriges. Er nimmt dem Baum jährlich zahlreiche Ressourcen weg, die er sich mühevoll aufgebaut hat. Gleichzeitig muss der Baum nach jedem Schnitt zahlreiche Verletzungen versorgen und überwallen. Dies alles schwächt den Baum und sorgt gleichzeitig dafür, dass seine Energie mehr in die Äpfel gelenkt wird, als in die Produktion einer großen Krone mit viel Blattmasse. Dass Ihr Apfelbaum ein so hohes Alter erreichen konnte, zeugt also von guter Pflege und einer optimalen Versorgung mit Nährstoffen und Wasser. Mit ca. 100 Jahren hat aber auch ein gut gepflegter Apfelbaum das Ende seiner Tage erreicht.

Hoher Ertrag über Jahre hinweg

Sie schreiben, dass Ihr Baum über mehrere Jahre hinweg einen hohen Ertrag brachte, bevor er keine Blätter mehr ausgebildet hat. Dies kann damit zusammenhängen, dass der Baum langsam weniger Energie zur Verfügung hatte. Ob dies der großen Fäule im Stamm oder dem hohen Alter geschuldet war, lässt sich im Nachhinein nicht mehr sagen. Sollte Ihnen jedoch aufgefallen sein, dass der Baum in diesem Zeitraum weniger geschnitten werden musste, da er kürzere oder weniger Neutriebe bildete, bestätigt das meinen Verdacht. Durch weniger Vitalität wächst auch weniger Blattmasse und kürzere Triebe zu. Die Bildung von Blüten und Früchten rückt damit in den Fokus und der Baum trägt einige Jahre lang sehr stark. Am Ende scheint ihm dennoch die Energie ausgegangen zu sein.

Große Stammwunde

Ihr Vater hat den Apfelbaum Stück für Stück bis auf die unterste Astebene reduziert. Dies ist für den Baum leider ein großer Verlust, da ein Teil der Krone fehlt und damit auch viel Blattmasse nicht mehr für die Photosynthese zur Verfügung steht. Gleichzeitig ist diese Reduktion eine Kappung des Hauptstammes. Diese große Wunde direkt in der Stammverlängerung kann ein Baum (und schon gar nicht ein so betagter) nicht mehr überwallen und gegen Pilze abschotten. Das Ergebnis ist eine Fäule, die von Pilzen ausgelöst wird und sich in den Stamm hineinfrisst. Diese Fäule hat ihr Vater entdeckt und den Stamm ausgehöhlt. Leider war dies für den Baum keine Hilfe, sondern hat eine sehr große Wundfläche im Innern des Stammes geschaffen, die von Pilzen noch leichter besiedelt werden konnte. Von einer Versiegelung der Wundfläche raten Experten seit einiger Zeit ab. Mit den Jahren bilden sich nämlich winzige Risse in dieser Schicht, und Pilze finden unter der Abdeckmasse ideale, feucht-warme Bedingungen. Durch die Größe der Wunde bleibt dem Baum nur noch eine sehr schmale Wandstärke übrig, in der er das Wasser und die Nährstoffe für die Krone transportieren muss. Möglicherweise hat die Restwandstärke des Stammes nicht mehr ausgereicht, um die Krone zu versorgen.

Autor: Baumpflege Marina und Daniel Leon (PLZ: 86573)

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