Schnittstelle an Apfelbaum fault – was tun?

User fragen Baumpfleger

Auf meinem Grundstück stehen zwei alte Apfelbäume. An einem Baum ist eine alte Schnittstelle mittlerweile stark gefault. Das Holz in diesem Bereich ist matschig und leicht zu entfernen. Die Wunde ist sehr groß und der etwa 30 cm dicke Ast lässt sich mindesten zur Hälfte aushöhlen.

Was kann ich tun, um den Ast und den Baum zu erhalten?

Die Antwort:

Am besten hilft der Baum sich selbst

Baumpfleger antworten Usern

Die Schnittstelle Ihres Baumes ist mit einem holzzersetzenden Pilz infiziert. Es handelt sich um einen Weißfäulepilz. Er baut das Lignin an der Wunde ab, sodass nur noch die helle Cellulose vorhanden ist. Im zweiten Schritt greift der Pilz auch diese an und dringt tiefer ins Holz vor. Das ist der Grund, warum der Ast hohl ist. Der Pilz frisst sich durch das Holz. Das Problem ist, dass Pilze die Stand- und Bruchsicherheit des Baumes stark beeinträchtigen. Es kann also sein, dass der Ast beim Sturm abbricht. Genauso gut kann es sein, dass der Ast noch einige Jahre durchhält und der Baum auch viele Früchte bringt. Leider können wir nicht in den Baum hineinschauen und sehen, wie weit der Pilz von der Schnittstelle aus bereits vorgedrungen ist.

Erste Hilfe für die Schnittstelle?

Dafür ist es jetzt leider zu spät. Bereits beim Schnitt hätte auf eine gute Schnittführung auf Astring und eine möglichst kleine Wundfläche geachtet werden müssen. Auch der Schnittzeitpunkt spielt eine Rolle. Im jetzigen Zustand ist es am besten, nichts zu tun. Aushöhlen, Ausschneiden, und mit Wundverschlussmittel bestreichen war vor ein paar Jahrzehnten noch Stand der Dinge in der Wundpflege. Wir sind in der Wissenschaft und Baumbiologie mittlerweile weit genug vorgedrungen um zu wissen, dass das keine gute Idee ist. Das Ausschneiden macht nur noch größere, neue Wunden, die der Baum erneut verschließen und abschotten muss. Das Wundverschlussmittel bietet dem Pilz unter der Oberfläche perfekte Wachstumsbedingungen und begünstigt somit eher den Befall als dass es ihn stoppt.

Mein Vorschlag:

Steht der Baum in einem Garten, in dem ein Astbruch keinen großen Schaden anrichtet, müssen Sie nichts unternehmen. Ihr Apfelbaum hat wahrscheinlich sein Lebensalter erreicht (Obstbäume leben oft nicht länger als 40-60 Jahre, je nach Nutzung, Schnitt und Sorte). Es kann gut sein, dass der Baum trotz dem Pilz weiterhin leckere Früchte bringt. Diese sind bedenkenlos essbar, der Pilz beeinflusst die Früchte nicht. Auch würde ich den befallenen Ast nicht abschneiden. Wie Sie schon sagten, der Ast nimmt die Hälfte der Krone ein. Der Baum würde durch den Verlust wahrscheinlich nicht mehr gut leben können, da ihm die Hälfte der Photosynthese fehlt. Zudem fügen Sie ihm dadurch eine neue, sehr große Wunde zu. Diese kann er nicht mehr überwallen und sie ist eine neue Eintrittspforte für Krankheiten. Bricht der Ast ab, lassen Sie die Bruchkante von einem Fachmann (Baumpfleger) nachschneiden, damit der Baum die Wunde besser abschottet.

Gute Pflege hält jung

Wenn Sie dem Baum helfen möchten, lichten Sie den schwachen Ast sehr vorsichtig aus. Ein guter Baumpfleger weiß, wie er Äste nahe am Stamm fördert und die Peripherie entlastet. Die Bruchgefahr ist geringer und der Baum wird „verjüngt“. Die Schnitte regen die Neubildung junger Äste an. Ist er vital genug, erhält er dadurch mehr Lebenskraft und leistet mehr Photosynthese.

Ein junger Baum erleichtert den Abschied

Pflanzen Sie am besten früh einen jungen Apfelbaum. Das erleichtert Ihnen später den Abschied, wenn der alte Apfelbaum zusammenfällt. Zu dem Zeitpunkt trägt der junge Baum mit etwas Glück bereits Früchte. Ich gebe dem alten Baum noch locker 5-10 Jahre. Der Pilz lässt sich zwar nicht aufhalten, aber er tötet seinen Wirt zum Glück langsam. Viele Bäume leben ihr halbes Leben mit Pilzen und büßen nur wenig an Vitalität ein.

Bleiben Sie vorsichtig!

Dennoch, der Pilz ist ein Holzzersetzer. Das heißt, der Stamm bzw. der Ast und alle Bereiche, die vom Pilzmyzel durchzogen sind, sind nicht mehr so fest wie zuvor. Sie können bei Sturm leichter brechen und somit Sach- und Personenschäden verursachen. Wie bereits oben geschrieben, im Garten würde ich den Baum stehen lassen. Achten Sie nur darauf, dass keine Menschen sich bei Wind/Sturm unter dem Baum aufhalten. Auch würde ich Tische oder Sitzecken nicht unbedingt unter den Ast stellen.

Die Autorin: Marina Winkler

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1 Antworten
  1. Daniel S. Haischt

    Im Grunde muss man bei der Ursachenforschung fuer das Problem, schon kausal damit beginnen, dass hier ein Ast entfernt wurde, der vermutlich zwei drittel des Umfangfes des Hauptstammes hatte. Etwas, was tunlichst vermieden werden sollte. Zudem wird es sich vermutlich um einen Leitast gehandelt werden.

    Das erfolgreicher Ueberwallen einer so grossen Wunde ist eher unwahrscheinlich. Das Anwenden eines Wundverschlusses ist insofern angezeigt, da es sich um eine sehr grosse Wunde handelt, auch wenn der Einsatz von Wundverschlussmittel generell eher umstritten ist. Jedoch haette dies gleich beim entfernen des Astes geschehen muessen. Natuerlich ist die Schnittfuehrung auf Stummel zudem falsch.

    Ein regelmaessiges Untersuchen des Baumes auf Verkehrssicherheit ist auf jeden Fall angezeigt, da sich der Pilz im Baum ja auch ausbreitet. Ich hatte selbst einen grossen, mit Holzfaeullepilz befallenen Bohnapfelbaum im Garten. Ameisen, Specht und Co. hielten das schwammige Holz fuer das Paradies schlechthin. Ich selbst jedoch fand es weniger lustig, als ich in unmittelbarer Naehe des Baums beobachten musste, wie sich einer der Leitaeste nach lautem Knacken verabschiedete.

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