Holzzersetzende Baumpilze

Pilze an BÀumen sind ganzjÀhrig zu finden und schön anzusehen. Dennoch steckt hinter ihrer schönen Form und Farbe ein anderes Gesicht. Die Pilze ernÀhren sich vom Holz ihrer WirtsbÀume. Je nach Pilzart zersetzten sie lebendes oder totes Gewebe und vermindern die Standfestigkeit der BÀume. Hinter den sichtbaren Konsolenpilzen auf der Rinde der BÀume verzweigen sich riesige Organismen im Holzkörper.

Parasitische Pilze

Parasitische Pilze ernĂ€hren sich vom lebenden Holz. Sie dringen durch Wunden in der Rinde des Baumes in sein Holz ein und zersetzten die Bestandteile des Stammes und der Wurzeln. Der Baum wehrt sich mit seinen ganz eigenen Mitteln und unterschiedlichem Erfolg gegen den Eindringling. Er versucht den Pilz abzuschotten und einzudĂ€mmen. Weiterhin bildet er Wundholz aus, damit der holzzersetzende Pilz sich nicht weiter ausbreitet. Schafft es der Baum nicht, sich rechtzeitig zu schĂŒtzen, wĂ€chst der Pilz mit seinen Hyphen in die Holzstruktur ein. Im Holz ernĂ€hrt er sich dann von Lignin oder Cellulose.

Saprotrophe Pilze

Anders als die parasitisch lebenden Pilze, ernĂ€hren sich die saprotrophen Arten von totem Pflanzenmaterial. Nicht nur Holz und BlĂ€tter, sondern auch Tierkot und –kadaver zĂ€hlen zu ihrer Nahrung. Die Destruenten verarbeiten sie das „Rohmaterial“, dass dann im Stoffkreislauf wieder zur VerfĂŒgung steht. Lignin beispielsweise zersetzen nur Pilze. Es ist danach als Humus fĂŒr das Pflanzenwachstum wieder verfĂŒgbar.

Buchtipp

  • „Holzzersetzende Pilze“
  • Peter Klug, Martina Lewald-Brudi
  • erhĂ€ltlich bei Freeworker

Zersetzungsarten

Holzzersetzende Baumpilze leben von der abgebauten Biomasse des Baumes. Je nachdem vom welchen Holzstoff – Lignin oder Cellulose – sich der Pilz hauptsĂ€chlich ernĂ€hrt, bildet sich eine andere FĂ€ulnis im Baum aus. Auch wie stark die Bruch- und Verkehrssicherheit des Baumes noch gewĂ€hrleistet ist, richtet sich nach diesen Kriterien.

Lignin

Bestandteil der pflanzlichen Zelle, der fĂŒr die StabilitĂ€t der BĂ€ume maßgeblich verantwortlich ist. 20 bis 30 Prozent des Holzes bestehen aus Lignin.

Cellulose

Bildet reisfeste Fasern in der pflanzlichen Zelle. Etwa 50 Prozent des Holzes bestehen aus Cellulose und sorgen ebenfalls fĂŒr StabilitĂ€t.

BraunfÀule

Holzzersetzende Pilze, die BraunfĂ€ule verursachen, bauen in der Zelle des Baumes die vorhandene Cellulose ab. Dadurch wird das Holz spröde und die aus Lignin aufgebauten ZellwĂ€nde trocknen aus. Die fehlende Cellulose fĂŒhrt zu einem ElastizitĂ€tsverlust in dessen Folge es zum WĂŒrfelbruch kommt. Am stehenden Baum ist dies besonders gefĂ€hrlich, da durch das sich auflösende Holz der Baumstamm brechen und umfallen kann (Bruchversagen). Am liegenden Holz lĂ€sst sich das wĂŒrfelartige Material leicht betrachten. Zerreiben Sie ein StĂŒck Holz mit BraunfĂ€ule zwischen den Fingern, bleibt nur ein heller Holzstaub ĂŒbrig.

Beispiele fĂŒr BraunfĂ€ule erregenden Pilze sind der Schwefelporling, der Rotrandiger Baumschwamm, die Ochsenzunge und der Birkenporling.

WeißfĂ€ule

WeißfĂ€ule verursachende Pilze bauen Lignin und Cellulose im Holz ab. Bei der simultanen WeißfĂ€ule zersetzt der Pilz beide Stoffe gleichzeitig, bei der selektiven WeißfĂ€ule baut er zuerst das Lignin und spĂ€ter die Cellulose ab. Wird zuerst Lignin abgebaut erscheint das Holz sehr hell oder sogar weißlich. Es hat eine moderige Konsistenz und lĂ€sst sich mit dem Fingernagel eindrĂŒcken. Da die Holzfasern erhalten bleiben, lĂ€sst sich das Holz nicht ganz zwischen den Fingern zerreiben.

Beispiele fĂŒr WeißfĂ€ule erregende Pilze sind die FeuerschwĂ€mme, Trameten und ZunderschwĂ€mme.

ModerfÀule

Nur Pilze mit einer hoher Toleranz gegenĂŒber Feuchte verursachen die ModerfĂ€ule. Sie bauen die Cellulose auch unter extrem nassen Bedingungen ab und verursachen damit Ă€hnliche Symptome wie die BraunfĂ€ule. Die HolzoberflĂ€che ist schleimig und bricht nach Trocknung Ă€hnlich wĂŒrfelartig. Die ModerfĂ€ule betrifft insbesondere HolzpfĂ€hle im Wasser oder StĂ€mme und Holzpfosten in feuchter Erde.

Beispiele fĂŒr ModerfĂ€ule erregende Pilze sind der Angebrannte Rauchporling oder die Ochsenzunge.

Beispiele aus der Praxis

WeißfĂ€ule an altem Kirschbaum

Ein großer, alter Kirschbaum beherbergt an einer großen SchnittflĂ€che den Pflaumenfeuerschwamm. Die SchnittflĂ€che ist mit Wundverschlussmittel behandelt. Der starke Eingriff schwĂ€ch den Baum und hinter dem Anstrich breitet sich der SchwĂ€cheparasit ungehindert aus. Mittlerweile ist der Baumstamm grĂ¶ĂŸtenteils mit WeißfĂ€ule befallen und nur bedingt standsicher.

Abgebrochener Birkenast im Wald

Bei einem Sturm ist ein Ast einer Birke abgebrochen. Ob der Pilz die Ursache, oder nur eine Begleiterscheinung war, ist schwierig zu bestimmen. Da der saprotrophe Pilz nur geschwĂ€chte oder tote BĂ€ume besiedelt, ist er ein Indikator fĂŒr den schlechten Gesundheitszustand der Birke. Er verursacht eine BraunfĂ€ule, welche final zum Verlust der Stand- und Bruchsicherheit fĂŒhrt.

Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser

Pilze an BĂ€umen deuten immer auf eine Krankheit des Baumes hin. Kein Pilz kommt ohne Nahrung zurecht und ist somit immer ein Zeichen fĂŒr inneren Holzabbau. Wie weit fortgeschritten dieser Abbau ist und wie lange der Baum standsicher bleibt, ist von außen selten festzustellen. Hier helfen Experten, die mit den richtigen Instrumenten den Gesundheitszustand des Patienten ermitteln. Entdecken Sie einen Pilzfruchtkörper an Ihrem Gartenbaum, zögern Sie nicht, einen Baumgutachter oder Baumkontrolleur hinzuzuziehen. Die Kosten fĂŒr die Untersuchung sind in jedem Fall geringer als der Schaden, den ein umstĂŒrzender Baum verursacht.

Die Autorin: Marina Winkler

Baumpfleger und Baumgutachter aus ihrer NĂ€he!

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Artikel ĂŒber spezifische holzzersetzende Pilze auf dem Baumpflegeportal:

7 Antworten
  1. Klemm

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    ich baue Musikinstrumente und verwende aus optischen GrĂŒnden gestocktes Holz welches ich stabilisiere und dann weiter bearbeite. Meine Frage an die Spezialisten
    – mit welchem Pilz kann ich das Stocken desx Holzes selbst herbeifĂŒhren, zB bei frisch gefĂ€lltem Baum
    – sind die Pilze fĂŒr die unterschiedlichen BĂ€ume gleich? Beispiel wirkt ein Pilzmyzel einer Birke an einer Pappel oder Esche ebenfalls
    – gibts Informationen zui Thema „Holz selbst stocken“.

    Vielen Dank im Voraus fĂŒr Antworten.

    Mit freundlichen GrĂŒĂŸen
    GĂŒnter Klemm

    Antworten
    • Baumpflegeportal

      Guten Tag Herr Klemm,
      eine sehr spannende und spezielle Frage – damit bringen Sie uns fast ein wenig in Verlegenheit. 🙂
      Wir haben deswegen bei Peter Klug von arbus.de nachgefragt – ein Spezialist, was holzzersetzende Pilze anbelangt. In Sachen in Instrumentenbau ist laut ihm Francis Schwarze ein guter Ansprechpartner. Dieser hat sich zum Thema Geigenbau und Holzveredelung mit Pilzen geforscht.
      Herzliche GrĂŒĂŸe,
      das Baumpflegeportal-Team

      Antworten
      • Johannes

        Hallo,
        an dem Stammfuß meiner 25 jĂ€hrigen populus nigra ‚Italica‘(Pyramidenpappel) ist am Stammfuß ein MĂŒrbling aufgetreten (wahrscheinlich ein Behangener MĂŒrbling). Ist dieser ein holzzersetzender Pilz? BraunfĂ€ule/WeißfĂ€ule bedingend? Ist dies ein Alarmzeichen?

        Herzliche GrĂŒĂŸe
        Johannes

        Antworten
        • Marina

          Hallo Johannes,
          danke fĂŒr deine Frage. Ein Behangener MĂŒrbling kommt zwar auf totem/morschem Holz vor, ist jedoch nicht dafĂŒr verantwortlich. Er ist ein Saprobiont, das heißt, dass er sich lediglich von totem Material ernĂ€hrt. Er geht nicht ans lebende Holz und ist damit auch nicht gefĂ€hrlich fĂŒr lebende BĂ€ume.
          Viele GrĂŒĂŸe, Dein Team vom Baumpflegeportal

          Antworten

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