Er zieht alle Blicke auf sich, dieser gigantische Feigenbaum im Beverly Gardens Park in Los Angeles. Direkt neben dem legendären Beverly Hills Sign am Santa Monica Boulevard reckt er seine gewaltige, weit ausladende Krone in den Himmel. Der charaktervolle Gigant ist eine Moreton Bay Fig, eine Großblättrige Feige (Ficus macrophylla). Er zählt zu den bekanntesten und größten Exemplaren seiner Art in ganz Kalifornien.
Gewaltige Luftwurzeln bis zum Boden
Einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt besonders der untere Teil des Baumes. Fast nahtlos geht der mächtige Stamm in ein weit verzweigtes, mehrere Meter umfassendes oberirdisches Wurzelwerk mit mannshohen Brettwurzeln über. Von den kräftigen Ästen ausgehend ranken unzählige baumstammdicke Luftwurzeln. Sie bilden tief hängende, knorrige Auswüchse, die teilweise senkrecht bis zum Boden reichen und dort wieder wurzeln.
Begehrtes Fotomotiv in Beverly Hills
Der charaktervolle Baumriese macht dem berühmten Wahrzeichen von Los Angeles ein wenig den Rang streitig als begehrtes Fotomotiv. Eigentlich gekommen, um sich vor dem aus Film und Fernsehen bekannten Schriftzug „Beverly Hills“ ablichten zu lassen, schwenken viele Touristen spontan die Handys und Kameras in Richtung Baum, hellauf begeistert angesichts der monumentalen Ausmaße.
Verzückt wird sich vor dem Giganten zum Familienfoto aufgestellt, kleine wie große Besucher umkreisen staunend den mehrere Meter dicken Stamm, berühren ehrfürchtig die raue Rinde und steigen vorsichtig über die kolossalen Wurzelstränge, die sich raumgreifend am Erdboden entlang winden. Mutigere Kletterer erklimmen gar die massiven unteren Äste, die zum Liegen und Träumen einladen. Ob dieser starke Besucherverkehr so gut für den Baum ist? Wohl eher nicht. Doch dem Bedürfnis, diesem Naturdenkmal ganz nahe zu sein, lässt sich nur schwer widerstehen. Seine magische Anziehungskraft zieht einfach jeden in den Bann, der seines Anblicks gewahr wird.
Geschichte der Moreton Bay Fig in Beverly Hills
Ein kleines Metallschild neben dem Baum verrät ein wenig von seiner Geschichte. Danach handelt es sich um eine Moreton Bay Fig, eine Großblättrige Feige (Ficus macrophylla). Mehr als 100 Jahre hat der etwa 20 Meter hohe Riese offenbar bereits auf dem Buckel. Zwischen 1910 und 1914 ist er laut Angaben auf dem Schild von Mitarbeitern der Rodeo Land and Water Company gepflanzt worden. Seine Krone weist inzwischen einen stattlichen Durchmesser von etwa 30 Metern auf, der Stamm eine geschätzte Breite von drei bis vier Metern. Damit gehört er mit zu den berühmtesten Baumgiganten in Südkalifornien.
Der Weg der Moreton Bay Fig nach Kalifornien
Eigentlich im Nordosten Australiens beheimatet, kamen in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts viele Großblättrige Feigen nach Nordamerika. Sie wurden als Samen oder Setzlinge verschifft. Die schnellwüchsige Baumart war bei den Gärtnern dieser Zeit äußerst beliebt auch wegen des attraktiven Blätterkleids. Allerdings unterschätzten wohl einige von ihnen bei der Anpflanzung die gewaltigen zu erwartenden Ausmaße der australischen Feigenart.
In ihrer Heimat kann sie bis zu 60 Meter hoch werden. Im Wald oder in der Nähe von Gebäuden bildet sie gezwungenermaßen eine schmale, hohe Krone. Doch steht sie in einem offenen Gebiet ohne einengende Hindernisse, breitet sie sich genüsslich aus bis zu einer Kronenbreite von 45 Metern.
Ideale Bedingungen für Feigen und Orangen
Südkalifornien wurde in jener Zeit als botanisches Wunderland vermarktet. Zum einen war bereits mit den spanischen Missionaren im 18. Jahrhundert eine Vielzahl exotischer Gewächse in die Region gelangt. Zum anderen wurde die bemerkenswerte Vielfalt an Vegetationszonen von Wüsten und alpinen Zonen im Landesinneren bis hin zu frostfreien, fast tropischen Gebieten in Küstennähe immer bewusster als Möglichkeit genutzt, viele verschiedene Pflanzen aus fast allen Klimazonen der Welt anzusiedeln.
So wurden Ende des 19. Jahrhunderts beispielsweise auch die ersten Orangenbäume dort angepflanzt, womit die Zitrusindustrie in der Region ihren Anfang nahm. Bis in die Gegenwart hinein prägen Orangenhaine die Landschaft als Teil eines der wichtigsten heimischen Landwirtschaftszweige.
Erste Exemplare am Los Angeles Plaza
Die ersten Exemplare der Moreton Bay Fig in Südkalifornien waren historischen Quellen zufolge vier Bäume am Los Angeles Plaza. Der Gärtner und Stadtrat Elijah Hook Workman pflanzte das Quartett 1875 im Rahmen eines Programms zur Stadtverschönerung; eine Feige für jede Himmelsrichtung. Derzeit beschatten noch drei dieser Bäume den historischen Platz, das einstige geografische Zentrum von Los Angeles. Der vierte Baum war 2019 spektakulär inmitten eines Straßenfestes umgestürzt. Verletzt wurde damals zum Glück niemand. 144 Jahre hatte die mächtige Feige vom südlichen Punkt des Platzes aus über das Leben und Wachsen in seiner Umgebung gewacht.
Baumriesen in Santa Barbara und Umgebung
Die wohl breiteste Moreton Bay Fig Kaliforniens wenn nicht sogar ganz Nordamerikas steht in Santa Barbara neben dem Bahnhof in der Montecito Street. Nach Angaben des Santa Barbara Independent hatte sie 2011 eine Breite von mehr als 53 Metern, eine Höhe von gut 24 Metern und einen Stammumfang von etwa 12 Metern. Der Baumriese wurde 1877 als Steckling gepflanzt als Geschenk eines australischen Seemanns an ein Mädchen. Er trägt ganz offiziell den Titel „Historisches Wahrzeichen Kaliforniens“.
Zu den größten Großblättrigen Feigen Nordamerikas zählt ebenfalls der Baum im Balboa Park in der Nähe des Naturkundemuseums in San Diego. Zuletzt wurde er offiziell 1996 vermessen, damals bereits mit einer Höhe von 24 Metern, einer Breite von 37 Metern und einem Stammumfang von 12,3 Metern. Weitere eindrucksvolle Riesen mit einer Kronenbreite von um die 30 Meter sind der etwa 24 Meter hohe Baum am Miramar Hotel in Santa Monica, ein 1876 gepflanzter Baum am Glen Tavern Inn in Santa Paula und der etwa 30 Meter hohe Baum im Big Tree Park in Glendora.
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Großblättrige Feige (Moreton Bay Fig)
Die Großblättrige Feige ist eine Art der Untergattung Urostigema aus der Gattung der Feigen (Ficus), daher der botanische Name Ficus macrophylla. Der immergrüne Baum gehört zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Wuchshöhen bis zu 60 Meter sind keine Seltenheit. Besonders augenfällig sind die weit ausladende Krone und das mächtige oberirdische Wurzelwerk mit teilweise im Boden verankerten starken Luftwurzeln.
Ursprung Moreton Bay Australien
Ursprünglich beheimatet ist die Ficus macrophylla an der Ostküste Australiens, vom Nordosten in Queensland bis hin nach New South Wales. Sie gedeiht dort sowohl in den Regenwäldern des Tieflands wie auch in den Bergregenwäldern. Namensgebend war die Moretonbucht im Süden von Queensland, wo besonders viele der Bäume wachsen.
Wie die Moreton Bay Fig zu ihrem Namen kam
Ein Schreibfehler mit Folgen … Die Feige wird als Moreton Bay Fig bezeichnet, weil in der Moreton Bay im australischen Queensland besonders viele Exemplare der Großblättrigen Feige wachsen. Kurios: Der englische Name der Großblättrigen Feige beruht allerdings auf einem Schreibfehler. Der berühmte Seefahrer James Cook hatte die besagte Bucht vor Brisbane, als er diese 1770 durchquerte, nach dem damaligen Präsidenten der Royal Society James Douglas Morton benannt. In Cooks Reisebericht hatte sich in Mortons Name jedoch ein „e“ zuviel eingeschlichen. Da der Fehler nie berichtigt wurde, blieb es bis heute bei der eigentlich falschen Schreibweise Moreton – sowohl bei der Bucht als auch bei der Feige.
Attraktiver Schattenspender
Wegen der attraktiven großen Blätter wird die immergrüne Großblättrige Feige hauptsächlich als Ziergehölz verwendet. Mit ihrer ausladenden Krone ist sie ein beliebter Schattenspender in Parks und viele Botanische Gärten schmücken sich mit den auffälligen starken Baumtypen. Die ledrigen dunkelgrünen Blätter ähneln Eukalyptusblättern. Daher wird die Feige auch oft als Australischer Gummibaum bezeichnet.
Vorkommen der Moreton Bay Fig
Die Moretonbucht-Feige nahm ihren Weg vom Ursprungsland Australien vor allem nach Kalifornien, Florida, Hawaii, Argentinien und Neuseeland. Aber auch nach Südeuropa kamen im 19. Jahrhundert einige Exemplare. So finden sich heute Bäume in Portugal, Spanien und Italien. In Marokko und Südafrika sind sie ebenfalls anzutreffen.
Blätter, Blüten und Früchte
Die wechselständig angeordneten, breit-elliptischen Blätter sind sehr fest und an der Oberseite dunkelgrün. Ihre Unterseite ist rötlichbraun bis goldgelb und leicht beharrt. Das Ergebnis ist ein tiefgrünes Blätterkleid mit goldenen Sprenkeln. Die Blätter können 10 bis 25 Zentimeter lang werden und etwa 7 bis 10 Zentimeter breit.
Wie bei allen Feigenarten sind die Blüten nach außen nicht sichtbar. Vielmehr handelt es sich um ein blütentragendes Organ, welches wie eine Schwellung am Stielende sitzt und wie eine Frucht erscheint.
Es wird als Syconium bezeichnet und enthält einen Hohlraum mit vielen winzigen Einzelblüten. Bestäuber der Großblättrigen Feige ist die Feigenwespe.
Aus dem grünen Syconium entwickelt sich die Frucht. Die kleinen purpurfarbenen Früchte ähneln denen der Echten Feige (Ficus carica). Sie sind kugelförmig und sehr süß. An der australischen Ostküste, der ursprünglichen Heimat der Feige, sind sie eine wichtige Nahrungsquelle für die Tiere in den subtropischen Regenwäldern.
Auffälliges Wurzelsystem
Am augenfälligsten ist das teilweise oberirdisch sichtbare, weit verzweigte Wurzelsystem der Moreton Bay Fig mit großflächigen Brettwurzeln. Wie alle Arten der Untergattung Urostigma bildet die Großblättrige Feige zudem sehr ausgeprägte Luftwurzeln. Viele von ihnen senken sich von den horizontalen Ästen herab Richtung Boden und wurzeln wiederum dort. Auf diese Art und Weise entwickeln sich parallel meist mehrere Nebenstämme, die dabei helfen, das Gewicht der großen, schweren Äste und das breitflächige Blätterdach zu tragen. Das verleiht dem Baum das typische charaktervolle Erscheinungsbild.
Empfindlich bei Bodenverdichtung
Unter günstigen Bedingungen kann eine Moreton Bay Fig an die 200 Jahre alt werden. Empfindlich reagieren die Baumriesen auf eine Verdichtung des Bodens in unmittelbarer Stammnähe. Dies war beispielsweise in San Diego bei der Moreton Bay Fig im Balboa Park durch den starken Besucherverkehr der Fall. Zudem wurden dadurch, dass jahrelang so viele Menschen im oberirdischen Wurzelwerk herumgeklettert waren, die empfindlichen Wurzeln stark beschädigt. Die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen war derart eingeschränkt, dass der Baum zu verkümmern drohte. Erst eine Umzäunung 1989 rettete ihn. Daher sind die Bäume in vielen Parks inzwischen eingezäunt.
Um den stammnahen Bodenraum der Moreton Bay Fig neben dem Beverly Hills Sign verläuft zur Abgrenzung derzeit eine kniehohe Mauer. Bleibt abzuwarten, ob diese demnächst zum besseren Schutz ebenfalls durch einen Zaun ersetzt wird. Auf den hautnahen Kontakt zum charmanten Baumriesen müssten kommende Besucher dann allerdings verzichten. Doch allein der schiere Anblick dürfte Erlebnis genug sein und ist für jeden Baumfreund eine Reise wert.
Die Autorin: Claudia Dreckmann
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