Baumwissen

Johannistrieb: Rote Triebe und Blätter im Sommer

Johannistrieb: rötliche Blätter an Hainbuche
Johannistrieb an Hainbuche: Die rote Farbe ist charakteristisch. ©Claudia Dreckmann

Wer genau hinschaut, kann jedes Jahr im Sommer an einigen Gehölzen eine interessante Beobachtung machen: An Bäumen und Sträuchern streben Ende Juni, Anfang Juli regelmäßig neue junge Triebe zum Licht! Auffällig dabei: An einigen Gehölzen, deren volle Belaubung normalerweise ganzjährig in sattem Grün erstrahlt, weist dieser Neuaustrieb, der sogenannte Johannistrieb, die verschiedensten Rottöne auf. Was ist da los?

Johannistrieb im Juni

Keine Panik: Der Baum ist zur Jahresmitte mitnichten in den Herbstmodus übergegangen, sondern die rote Farbe ist bei vielen Laubbäumen ein charakteristisches Merkmal des Johannistriebs. Dieser erscheint typischerweise im Juni, rund um den Johannistag am 24. Juni und setzt sich je nach Witterungsverhältnissen oft bis zum Juli fort. Besonders gut zu beobachten ist der Johannistrieb beispielsweise an Buchen, Eichen, Birken, Hainbuchen und einigen Ahornarten.

Hintergrund zum Johannistrieb

Wie entsteht der Johannistrieb? Zur Jahresmitte haben die meisten Bäume und Sträucher in der Regel ihren ersten Jahrestrieb beendet. Ende Juni, Anfang Juli treiben dann aber einige nochmals neu aus. Dabei handelt es sich um Knospen, die eigentlich bereits für die kommende Vegetationsperiode angelegt worden sind.

Dieser Neuaustrieb ist genetisch vorprogrammiert, um eventuelle Schäden, die am ersten Austrieb beispielsweise durch Frost, Trockenheit oder Insektenfraß auftreten können, auszugleichen. Ernähren sich doch viele Schmetterlingsraupen wie beispielsweise der Eichenprozessionsspinner von den ersten Blättern des Jahres. Das kann im Jahresverlauf zu teils erheblichem Blattverlust am Gehölz führen. Durch den erneuten Austrieb kann dieser wieder ausgeglichen werden und das Gehölz neue Kraft schöpfen. Da dieser Neuaustrieb gewöhnlich im Juni rund um den Johannistag geschieht, werden die frischen Blätter und Triebe als Johannistrieb bezeichnet.

Warum ist der Johannistrieb rot?

Faszinierend dabei: Dieser Neuaustrieb ist besonders gut vom ersten Jahrestrieb zu unterscheiden, da die Triebe und besonders die Blätter zwischen all dem grünen Laub oft in zarten Rottönen hervorstechen. Warum ist der Johannistrieb rot?

Sonnenschutz durch Anthocyane

Die Antwort ist recht simpel: Im Grunde geht es da den Bäumen wie den Menschen. Da im Sommer die Sonne üblicherweise recht intensiv scheint, benötigen auch Bäume und Sträucher einen Sonnenschutz. Um die jungen Triebe vor der starken UV-Strahlung zu schützen, kann die Pflanze spezielle Farbstoffe bilden. Diese Anthocyane wirken wie ein natürlicher Sonnenschutz, indem sie das kurzwellige UV-Licht der Sonne absorbieren und die Strahlungsenergie als Wärme an die Pflanze abgeben. Auf diese Art kann eine Schädigung der Proteine in der Zelle und der DNA in den Zellkernen verhindert werden.

Und die rote Farbe? Der Neuaustrieb erscheint rot, weil in der Wachstumsphase Nährstoffe und Pigmente in der Pflanze anders verteilt sind. Der bei der Photosynthese gebildete Farbstoff Chlorophyll, der für die grüne Farbe der Blätter verantwortlich ist, ist gerade zu Beginn der Triebbildung noch nicht in voller Menge vorhanden. So gewinnen andere Farbstoffe wie die roten Anthocyane leicht die Oberhand und prägen damit das Erscheinungsbild. Später, wenn die Triebe dann vollständig verholzt und die Blätter mit einer schützenden Wachsschicht versehen sind, erscheinen diese wieder in ihrer natürlichen grünen Farbe.

Rote Signalfarbe als Warnung an Fressfeinde

Nicht zuletzt setzt die Natur übrigens beim Johannistrieb bewusst die rote Farbe als Signalfarbe ein. Denn diese soll den Anschein erwecken, dass das Gewebe noch unreif oder schwer verdaulich ist. Auf diese Weise werden Tiere, speziell Insekten, abgeschreckt, so dass sich das Gehölz effektiv vor Fraßschäden schützen kann.

Rückschnitt vor dem Johannistrieb

Gut zu wissen: Bevor der Johannistrieb erscheint, empfiehlt es sich, bei vielen Heckenpflanzen einen Pflegeschnitt durchzuführen. Da der erste Austrieb bis dahin weitgehend abgeschlossen ist, verkraften die Pflanzen in der kurzen Ruhephase den Rückschnitt in der Regel gut. Der Zuwachs aus den ersten Monaten des Jahres kann dann um etwa zwei Drittel zurückgeschnitten werden. Allerdings aufgepasst: Erlaubt sind laut Bundesnaturschutzgesetz (§ 39 Absatz 5 Nr. 2) wirklich nur schonende Formschnitte und Pflegeschnitte zur Erhaltung der Pflanzen. Denn einen Radikalschnitt verbietet das Bundesnaturschutzgesetzt ausdrücklich, vor allem mit Rücksicht auf brütende Vögel.

Ziergehölze um Johannis schneiden

Erfahrungsgemäß eignet sich die Zeit um den Johannistag ebenfalls gut dazu, bestimmte Ziergehölze zurückzuschneiden, beispielsweise Flieder und Schneeball. Auch Gehölze wie die Weigelie können durch einen Schnitt im Juni sogar ein zweites Mal blühen.

Kein Johannistrieb? Ihr Baumprofi vor Ort weiß Rat!

Ihr Baum zeigt im Juni und Juli keinen Neuaustrieb? Über die Suchfunktion des Baumpflegeportals finden Sie schnell und unkompliziert Baumprofis, die einschätzen können, warum der Johannistrieb eventuell ausbleibt und ob Handlungsbedarf besteht. Qualifizierte Baumpfleger und Baumpflegerinnen in Ihrer Nähe finden Sie auf Baumpflegeportal.de!

Bräuche rund um Johannis

Der Johannistag am 24. Juni hat in einigen Kulturen eine hohe Symbolkraft. So feiern Christen an diesem Tag die Geburt von Johannes, dem Täufer. Außerdem ist der Tag ein Symbol für die Sommersonnenwende. In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni brennen traditionell vielerorts Johannisfeuer, um böse Geister zu vertreiben und der Sonne damit Kraft zu geben, da ab dem 21. Juni, zur eigentlichen Sommersonnenwende, die Tage wieder kürzer werden.

Johanniskranz und Johannisbaum

Bäume und Sträucher sind generell eng mit dem Brauchtum rund um Johannis verbunden. So gibt es in vielen Gegenden die Sitte, Johanniskränze aus Laub, Zweigen, Blumen und bunten Krepp-Bändern zu binden und diese auf dem Dorfplatz aufzuhängen. Darunter wird fröhlich getanzt und gefeiert. Im Ostharz kennt man sogar den sogenannten Johannisbaum. Hier werden in einigen Gegenden beispielsweise grüne Fichten geschmückt. Um diese tanzen die Leute dann ausgelassen herum.

Die Autorin: Claudia Dreckmann

Neukundengewinnung als Baumpfleger

Bewerben Sie Ihre Fähigkeiten als Baumpfleger über das Baumpflegeportal. Erstellen Sie noch heute Ihr Firmenprofil in unserem Experten-Verzeichnis!

Jetzt Firma eintragen!
Feedback einreichen