Sortenvielfalt auf Streuobstwiesen

Im 19. Jahrhundert war die Sortenvielfalt heimischer Streuobstwiesen am höchsten. Heute sind etwa 3.000 Obstsorten bekannt, die auf Streuobstwiesen wachsen. Viele davon sind selten, oder nur regional vertreten. Äpfel, Birnen, Kirschen, Walnüsse, Zwetschgen und Pflaumen finden sich in den unterschiedlichsten Variationen wieder. Sie sind ein wertvolles Naturgut, das es zu erhalten gilt.

Obstsorten auf Streuobstwiesen

Streuobstwiesen weisen eine hohe Vielfalt an Obstsorten auf. Apfel, Birne, Kirsche und Zwetschge bilden normalerweise die Hauptbaumarten. Nussbäume sind eine hervorragende Abwechslung und Haselnüsse eignen sich als Heckenumrandung. Auch Beerensträucher wachsen unter den großen Baumkronen und runden das Angebot an süßen Früchten ab.

Prinzipiell gibt es keine Grenzen, was die Wahl der Sorten auf einer Streuobstwiese angeht. Lediglich ein paar Grundlagen sollten Sie beim Pflanzen beachten:

  • Wählen Sie großkronige und starkwüchsige Baumarten. Sie setzen sich leichter durch und lassen sich in den ersten Jahren nicht durch die Wiesengräser unterkriegen.
  • Achten Sie auf resistente Sorten. Entgegen dem Erwerbsobstbau müssen Streuobstwiesen ohne viel Pflege oder Insektenschutz auskommen. Wählen Sie deshalb Bäume, die wenig anfällig gegenüber Krankheiten oder Insektenbefall sind.
  • Die Sorten sollten gleichzeitig zum Standort und den örtlichen Bedingungen passen. Wählen Sie standort- und klimagerechte Sorten, die auch den zu erwartenden Veränderungen durch den Klimawandel gewachsen sind.
  • Der Schnitt der Bäume auf Streuobstwiesen bleibt auf das nötigste reduziert. Die Baumarten müssen ohne Schnitt eine ansehnliche Krone bilden, ohne im Inneren zu verkahlen. Sorten wie Schattenmorelle oder Schweizer Glockenapfel scheiden deshalb aus, da sie stark auf jährlichen Schnitt angewiesen sind.

Warum alte, regionale Obstsorten kultivieren?

Streuobstwiesen sind bis heute die Orte mit den meisten Obstsorten. Je mehr Sorten erhalten bleiben, desto größer ist der genetische Pool der Obstbäume. Tauchen neue Krankheitserreger auf, oder werden die Früchte für andere Verwendungen interessant, lassen sich hier die geeigneten Sorten auswählen. Gerade der Klimawandel setzt neue Standards in der Wahl der Obstsorten. Je nach Standort, Pflegeaufwand und Verwendung des Obstes sind andere Sorten besser geeignet. Gut, wenn es zahlreiche Auswahlmöglichkeiten gibt.

Alte Obstsorten sind häufig resistenter als neue Züchtungen. Sie sind nicht auf Ertrag, Einheitlichkeit und Aussehen abgestimmt, sondern wurden verwendet, da sie den Bedingungen auf einer Streuobstwiese am besten standhielten. Nachdem heute die Pflege der Wiesen meist nicht mehr rentabel ist, bieten sich wenig aufwendige Sorten noch immer an. Sie brauchen kaum Pflege, sind resistent gegen Krankheiten und halten auch ungünstige Witterungsbedingungen stand. Zusätzlich sind alte Obstsorten eine angenehme Abwechslung auf dem Speiseplan.

Die regionalen Unterschiede spielen bei Bäumen zusätzlich eine Rolle. Manche Sorten gedeihen besonders gut in bestimmten Regionen und werden dort bevorzugt gepflanzt. Dieses Wissen ist noch heute bedeutsam. Achten Sie deshalb darauf, regionale Obstsorten zu pflanzen.

Apfelsorten im Supermarkt – das Industrieprodukt

Die Auswahl scheint riesig. Für jeden Geschmack liegt der richtige Apfel im Regal. Groß, klein, rot, grün, ohne Makel oder natürlich-krumm? Jeder findet, was er sucht. Doch der Schein trügt. Der deutsche Erwerbsobstbau baut von den weltweit 30.000 Apfelsorten lediglich 25 an. Und davon schaffen es regelmäßig etwa sieben Sorten ins Obstregal. Diese sind Boskoop, Cox Orange, Golden Delicious, Elstar, Gloster, Jonagold und Granny Smith. Das hat natürlich ökonomische Gründe.

Nachdem in den 1970er Jahren der Erwerbsobstbau angeordnet wurde, konzentrierten sich die Obstbauern auf die ertragreichsten Sorten. Die genannten Apfelsorten bringen immer gleich große, schöne und makellose Früchte, schmecken unabhängig vom Standort immer gleich und lassen sich einfach beernten. Somit erfüllt ein Großteil der Äpfel auch die Norm und darf in den Handel gehen.

Resistente Sorten

Damit der Pflegeaufwand gering bleibt und keine chemischen Mittel nötig sind, sollten alle Sorten auf Streuobstwiesen Resistenzen gegen Krankheiten aufweisen. Die Tabelle zeigt, welche Resistenzen die verschiedenen Obstsorten haben sollten.

Krankheiten an Malus-Arten (Apfel)Krankheiten an Pyrus-Arten (Birne)Krankheiten an Prunus-Arten (Kirsche/Pflaume)
BaumkrebsBirnengitterrostGummiflusskrankheit
SchorfSchorfMonilia Spitzendürre
FeuerbrandBakterienbrandSchakra
Mehltau
Kragenfäule

Apfelallergiker und die Apfelsorten

Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter einer Apfelallergie. Sie äußert sich durch kribbeln im Mundraum, Juckreiz, Schwellungen im Hals oder Atembeschwerden. Ein Aus für den Apfelkuchen und Apfelmus? Nicht unbedingt. Viele Allergiker reagieren nur auf bestimmte Apfelsorten. Gerade Neuzüchtungen sind für Betroffene schlecht verträglich, da sie weniger Polyphenole und weniger Säure enthalten. Diese Stoffe wirken antiallergen. In alten Apfelsorten sind diese Stoffe reichlich vorhanden und meist problemlos für Apfelallergiker.

Allergie-Geplagte können beim Bund-Lemgo eine Liste der verträglichen und unverträglichen Apfelsorten einsehen.

Die Mischung macht’s

Bei der Wahl geeigneter Sorten auf Streuobstwiesen setzen die meisten Obstbauern auf eine ausgewogene Mischung. Unterschiedliches Obst und verschiedene Reifezeiten vermeiden, dass die gesamte Ernte gleichzeitig eingefahren wird. Mirabellen und Beerensträucher reifen früh und werden gern zum Naschen verwendet oder zu Konfitüre verarbeitet. Viele Kirschsorten sind bereits im Juli pflückreif und werden von den frühen Apfel- und Birnensorten abgelöst. Lageräpfel und Nüsse bilden den Abschluss und können bis spät im Jahr geerntet werden.

Doch auch innerhalb der Obstsorten sind Variationen gern gesehen. Nicht alle Apfelsorten sind zum Sofortverzehr geeignet, sondern lassen sich wunderbar zu Apfelmus, Most oder zum Backen verwenden. Je höher die Sortenvielfalt, desto unterschiedlicher sind auch die Gerichte.

Die Autorin: Marina Winkler

Streuobstwiesen-Artikel auf dem Baumpflegeportal

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