Baumwissen

Eichen in der Mythologie

Blattlose Krone einer uralten, mystischen Eiche
J. Böhm

Nicht nur Bäume im Allgemeinen haben in den Menschen schon immer Ehrfurcht hervorgerufen. Gerade Eichen üben allem Anschein nach eine besondere Faszination auf sie aus. Um die majestätischen Bäume ranken sich viele Mythen und Sagen.

Eichen sind unter anderem Symbole für Kraft, Stärke, Weisheit, Wahrheit und Ewigkeit. In den verschiedensten Kulturen und bei vielen Völkern gab es sogar Eichenkulte. Oft spielte in der Mythologie auch die Verbindung von Eichen und Blitzen eine Rolle.

Der heilige Baum: Eichenkulte

Die Eiche galt in vielen Kulturen und Religionen als heiliger Baum, beispielsweise in den großen Hochkulturen der Römer und Griechen sowie bei den Kelten und Germanen.

Eichen als Orakel

So befand sich in der antiken Stadt Dodona in Epirus ein Eichenorakel. Die berühmte Eiche von Dodona war zunächst Gaia und später dem Göttervater Zeus höchstpersönlich geweiht. Ihm konnten Besucher ihre Fragen stellen, indem sie diese auf Bleitäfelchen schrieben und in einen Krug warfen. Noch heute sind einige dieser Tafeln erhalten und im Museum von Ioannina ausgestellt. Die Antworten auf die Fragen entnahmen drei weißgekleidete Frauen dem Blätterrauschen der Eiche und dem Gurren der Tauben in dem Baum.

Der Name der Dryaden, den Waldnymphen aus der griechischen Mythologie, ist ebenfalls auf Eichen zurückzuführen. Lautet doch das griechische Wort für Eiche drys.

1000-jährige Eiche
1000-jährige Eiche von Hexenagger: Alte Eichen waren früher oft Kultstätten – J. Böhm

Kult mit Eichenlaub

Kelten verehrten die Eiche ebenfalls als göttlichen Baum. Er war dem Himmelsherrscher und Wettergott Taranis geweiht. In all ihren Kulten war Eichenlaub daher ein wichtiger Bestandteil. In heiligen Eichenhainen feierten sie religiöse Feste. Aus dem keltischen Namen der Eiche dair entstand der Begriff Druide. Die Priester waren die geistigen Führer der Kelten. Wer ohne Erlaubnis eine Eiche fällte, wurde mit dem Tod bestraft.

Eichen bei den Germanen

In der germanischen Mythologie gibt es gleich mehrere Bezüge zur Eiche. So soll die indogermanische Urmutter Ana einst Menschen und Tiere mit ihren Eicheln genährt haben. Außerdem war die Eiche dem Kriegs- und Donnergott Donar geweiht. Auch der erste Mensch soll den Überlieferungen der mitteleuropäischen Germanenstämme nach aus einer Eiche geboren sein.

Wahrscheinlich weil nahezu 90 Prozent des Siedlungsgebietes der Germanen mit Wald bedeckt war, spielte sich auch die Götterverehrung vorwiegend unter Bäumen ab. So gab es beispielsweise Eichenhaine, in welchen Opfergaben an die Götter erbracht wurden. Für diese heiligen Haine galten strenge Regeln. Der Zugang war nur ausgewählten Personen erlaubt und das Abknicken von Zweigen oder Fällen von Bäumen war unter Androhung der Todesstrafe untersagt. Eichenlaub durften nur Priester entnehmen. Diese schmückten mit Kränzen daraus beispielsweise erfolgreiche Krieger. Jenen war es ebenfalls erlaubt, an den heiligen Bäumen ihre Schlachttrophäen aufzuhängen.

Eichen als Baum der Donnergötter

Eichen sind Solitärbäume und brauchen viel Licht. Sie werden außerdem älter als alle anderen europäischen Baumarten. Man geht davon aus, dass sie bis zu 1000 Jahre alt werden können. Wahrscheinlich gelten sie auch deshalb als Symbol für die Ewigkeit. Eichen können schließlich etwa 30 Menschengenerationen überdauern. In vielen Religionen waren sie dem Göttervater, dem obersten Gott geweiht: Sei es Zeus bei den Griechen, Jupiter bei den Römern oder Donar bzw. Thor bei den Germanen. Bei den Iren war die Eiche dem Wettergott Dagda geweiht und bei den Slawen ihrem Gott Perun bzw. Perkun. Sein Name ist vom indoeuropäischen Wort für Eiche abgeleitet.

Auffällig ist, dass Eichen in vielen Religionen und Kulten mit dem jeweiligen Gewittergott in Verbindung gebracht wurden. Denn Eichen scheinen besonders häufig vom Blitz getroffen zu werden. Davon kündet auch eine Volksweisheit, die empfiehlt, bei Gewittern die Nähe von Eichen zu meiden:

„Vor Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen!“

Blitzrinne an einer alten Eiche
Mit Blitz- und Donnergottheiten in Verbindung gebracht: Eichen tragen oft Zeugnisse von Blitzschlägen – J. Böhm

An dieser Stelle soll unbedingt darauf hingewiesen werden, dass grundsätzlich in jede Baumart der Blitz einschlagen kann und generell ein Baum bei Gewittern nicht wirklich einen sicheren Unterschlupf darstellt. Es wird vermutet, dass diese Redewendung sich eher vom Standort der Bäume ableitet. Man ging wahrscheinlich früher davon aus, dass Buchen sicherer seien, weil sie eher in Gruppen stehen. Die meist einzeln stehenden Eichen bieten dagegen als höchste Erhebung weit und breit Blitzen eher ein Ziel.

Eichenverehrung war den Christen ein Dorn im Auge

Auch in der Bibel finden Eichen immer wieder Erwähnung. Gott offenbarte sich zum Beispiel Abraham in der Nähe heiliger Eichen. Wegen ihres nahezu unzerstörbaren und langlebigen Holzes wurden Eichen auch in der christlichen Kultur als Symbol ewigen Lebens angesehen und wegen ihrer vielen Früchte als Sinnbild für die rasche Verbreitung des Christentums. In der christlichen Bildkultur gibt es zudem das Motiv der honigtriefenden Eiche. Dies gilt als Zeichen für die Zeit, die kommen wird, wenn Jesus da ist.

Dennoch war den christlichen Missionaren im Mittelalter die Verehrung dieser Bäume ein Dorn im Auge. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist die Donareiche im hessischen Geismar. Sie war ein berühmtes, germanisches Heiligtum und wie der Name schon sagt dem Obersten der Götter, Donar, geweiht. Am gewaltigen Baum wurden den Göttern Opfer dargebracht. Bonifatius, vom Papst mit der Missionierung der Germanen beauftragt, wollte diesen im 8. Jahrhundert beweisen, dass ihre Götter nicht existierten und keine Macht besäßen. So ließ er die Donareiche fällen. Obwohl ihn die entsetzten Germanen dafür verwünschten, gelang es dem Missionsbischof mit dieser Aktion tatsächlich Zweifel an deren Glauben zu wecken. Aufgrund der fehlenden Reaktion ihres Donnergottes nach dem Fall der heiligen Eiche ließen sich viele von ihnen danach in der Tat taufen.

Die Autorinnen: Elisabeth Morgenstern und Claudia Dreckmann

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