Profis im Baum

30 Jahre Baumpflegetage: Rekordansturm im Jubiläumsjahr

Bildschirm mit Schriftzug 30 Jahre Baumpflegetage
30 Jahre Deutsche Baumpflegetage: Bühne im Großen Saal

„Es ist und bleibt ein großes Familientreffen“, strahlte Thomas Amtage, seit 2021 Geschäftsführer, auf der Abschlusspressekonferenz der Deutschen Baumpflegetage 2023 in Augsburg. Doch zahlenmäßig hat Europas größte Fachtagung für Baumpflege diese Ausmaße längst gesprengt. 30 Jahre Baumpflegetage – im Jubiläumsjahr jagte ein Rekord den anderen. Nach Veranstalterangaben lauschten insgesamt 1711 Interessierte den Fachvorträgen im Großen Saal und im Kletterforum. Dazu kamen weitere 843 reine Messe-Besucher. 160 Austeller präsentierten auf 8000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ihre Dienstleistungen und Produkte einem internationalen Publikum aus 35 Nationen.

Trotz all dieser Superlative herrsche auf dem traditionsreichen Branchentreffen jedoch noch immer eine besondere, angenehme Atmosphäre, betonte Dirk Dujesiefken, seit 1995 Leiter der Fachtagung für Baumpflege. „Wenn Sie mich fragen, ist das der Einfluss der Bäume“, sagte er. Die gute Stimmung, das achtsame Miteinander ließen sich vermutlich auf deren einzigartige Energie zurückzuführen, so der Geschäftsführer mit einem leichten Augenzwinkern.

Denn um Bäume, da dreht sich seit 30 Jahren alles jedes Jahr im Frühling in Augsburg. Zur ersten Fachtagung 1993 kamen 100 Besucher in die Augsburger Kongresshalle. Initiiert hatte die Veranstaltung Steffen Wiebe. Den Forstwissenschaftler, Baumpfleger und Kletterer aus Leidenschaft trieb damals eine große Vision: die Etablierung einer großen Fachtagung für die Baumpflege im süddeutschen Raum.

1993: Premiere für Augsburger Baumpflegetage

Diese solle den Teilnehmern die Möglichkeit geben, „ihr Fachwissen aufzufrischen und außerdem Entscheidungshilfen zu strittigen Fragen rund um die Baumpflege zu liefern.“ Dabei legte er größten Wert auf Sachlichkeit. Ihm war es ein besonderes Anliegen, „einer neutralen, emotionslosen Behandlung auch kontroverser Fragen Vorschub zu leisten“. Er wollte, dass die Veranstaltung nicht als „Lager einer der diskutierenden Parteien, sondern als ihr gemeinsames Forum gesehen wird“.

Dabei erfolgt die Oberflächenentwässerung beispielsweise über Baumrigolen. Diese leiten Regenwasser von der Oberfläche durch die Baumgrube, wo es entweder versickern oder zwischengespeichert werden kann. Der Baum nimmt das Wasser auf und verdunstet es über die Krone. In diesem Prozess entsteht Verdunstungskälte, die sich in heißen Städten positiv auf das Klima auswirkt.

Seit 1994 dreitägige Tagung

1994 zählte die nun bereits dreitägige Fachtagung bereits doppelt so viele Teilnehmer wie bei der Premiere. Der an Leukämie erkrankte Wiebe hatte noch vor seinem Tod im selben Jahr Dirk Dujesiefken darum gebeten, die Veranstaltung in seinem Sinne weiterzuführen. Dieser hatte 1990 das Hamburger Institut für Baumpflege gegründet und übernahm 1995 schließlich die Leitung der Augsburger Baumpflegetage. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Veranstaltung zum immer wichtigeren Treffen für die gesamte Branche.

Forum für Theorie und Praxis

So wurden seit 1996 in der wissenschaftlichen Posterausstellung beispielsweise aktuelle Forschungsergebnisse in Kurzform für alle zugänglich dargestellt. 1997 löste das erste „Jahrbuch der Baumpflege“ den bisherigen „Tagungsband“ ab und ist seitdem ein renommiertes Fachbuch und Nachschlagewerk der Baumpflege. Im Sinne des Zusammenspiels von Theorie und Praxis wurde 1999 das Kletterforum eingeführt als innovative Plattform für praktische Vorführungen in Sachen Ausrüstung und Klettertechniken.

Über den süddeutschen Raum hinaus zog die Veranstaltung immer mehr Referenten, Aussteller und Besucher an und wurde deshalb 2006 in Deutsche Baumpflegetage umbenannt. Aus Platzgründen erfolgte 2009 ein Umzug in die Messe Augsburg, die noch mehr Raum für Praxis-Vorführungen im Innen- und Außenbereich bot. Die Geschäftsstelle sitzt mittlerweile in Hamburg.

Größtes Branchentreffen Europas

30 Jahre Baumpflegetage – im Ergebnis ist Europas größtes Branchentreffen entstanden. Im Jahre 2023 freuten sich die Veranstalter über internationale Referenten und Teilnehmer aus mehr als 35 Ländern. Alle Fachvorträge werden inzwischen simultan übersetzt, vom Deutschen ins Englische und umgekehrt. Schwerpunktthemen in diesem Jahr waren Bäume und Wasser, Baummanagement, der Erhalt von Baumveteranen, Ankerpunkte und Kräfte in der Seilklettertechnik.

Positives Fazit zum 30. Jubiläum

Wie Steffen Wiebe es sich gewünscht habe, sei die Tagung seit drei Jahrzehnten ein offenes Forum für die gesamte Baumpflegebranche, so die Veranstalter. So lobte Mark Bridge vom Fachbeirat Kletterforum besonders die Chance, über einen längeren Zeitraum Themen zu entwickeln und dazu über mehrere Jahre hinweg einen Dialog zu führen auch unter Berücksichtigung der Einflüsse aus anderen Ländern. „Das Kletterforum ist eine tolle Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, zu reflektieren und Visionen zu entwickeln.“ Man könne zum einen auf lange Zeit Entwicklungen in der Branche begleiten, aber auch spontan auf aktuelle Thematiken eingehen, wie in diesem Jahr beispielsweise auf das vermehrte Versagen von Ankerpunkten.

„Das Kletterforum ist eine tolle Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, zu reflektieren und Visionen zu entwickeln.“

Mark Bridge, Fachbeirat Kletterforum

Internationaler und interdisziplinärer Austausch

Dabei sei es immer auch der Anspruch, interdisziplinär zu arbeiten und Partner benachbarter Fachbereiche miteinzubeziehen, wie Dirk Dujesiefken betonte. Man wolle kontinuierlich miteinander, voneinander lernen.

2023 beispielsweise lautete das übergeordnete Thema der Tagung „Schwammstadt“. Dazu berichteten internationale Landschaftsarchitekten, Wasserwirtschaftler und Bauingenieure von ihren Erfahrungen, Regenwasser in Städten zu speichern und flexibel für die Bewässerung von Stadtbäumen zu nutzen. Ergebnis seien fruchtbare Kontakte zwischen Unternehmen und Entscheidern der gesamten Branche. „Es geht um interdisziplinäre Verknüpfung, darum, auch in anderen Branchen das Verständnis für Bäume zu wecken, beispielsweise bei Straßenplanern und Tiefbauern“, erklärte Thomas Amtage.

„Es geht um interdisziplinäre Verknüpfung, darum, auch in anderen Branchen das Verständnis für Bäume zu wecken, beispielsweise bei Straßenplanern und Tiefbauern.“

Thomas Amtage, Geschäftsführer Deutsche Baumpflegetage

Wachsendes Interesse der Jugend an Baumpflege

Besonders freue man sich ebenfalls über das in den vergangenen Jahren stetig gewachsene Interesse junger Leute in Ausbildung an Bäumen und deren Schutz und Gesunderhaltung, sagte Dirk Dujesiefken. Nicht umsonst sei die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in diesem Jahr Fachpartner der Tagung gewesen. In Göttingen wird seit Jahrzehnten im Bereich der Baumpflege geforscht. Wissenschaftler und Studenten steuerten Fachvorträge bei und präsentierten sich auf der Sonderfläche im Messebereich. Auch immer mehr Studenten anderer Hochschulen besuchten die Baumpflegetage, so die Veranstalter.

Innovationsmotor und Multiplikator

Stolz sei man auch darauf, dass die Idee für den Studiengang Arboristik an der HAWK seinerzeit auf den Baumpflegtagen entwickelt worden sei, sagte Dujesiefken. Überhaupt sei die Führungsposition, die Deutschland im Bereich der Baumpflege mittlerweile international einnehme, auch ein bisschen Verdienst der Veranstaltung.

In Augsburg komme die Branche zusammen zum Austausch und zur Entwicklung neuer Innovationen. Man liefere zum einen Informationen und Argumente für Entscheider, verlässliche Fakten und Forschungsergebnisse. Zum anderen bekämen die Aussteller ungeschöntes und ehrliches Feedback von Praktikern zu ihren Produkten, so Thomas Amtage. 30 Jahre Baumpflegetage, das sei ganz im Sinne von Gründer Steffen Wiebe eine Erfolgsgeschichte als Innovationsmotor und Multiplikator. Darauf sei man stolz und dies werde man fortsetzen und permanent weiterentwickeln.

Baumkontrolleure mit Spürnase

Tierisch spannend im wahrsten Sinne des Wortes wird es beim Abschlussvortrag am 27. April im Kletterforum. Hier übernehmen Baumkontrolleure mit Spürnase die Bühne. Sogenannte Gehölzpathogenspürhunde führen vor, wie sie bestimmte Schädlinge und Baumkrankheiten erkennen. Im Team mit dem Baumkontrolleur suchen und erschnüffeln die Hunde unterirdische Pilzfruchtkörper oder unter der Rinde schlummernde Sporen.

Die Deutschen Baumpflegetage 2023

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