
Wie eine Art Sonnencreme wirkt ein Weißanstrich und schützt vor allem empfindliche Rinden vor zu intensiven Sonnenstrahlen. Auf diesem Weg reduziert diese vorbeugende Maßnahme das Risiko thermischer Rindenschäden an Bäumen stark.
Warum die Farbe Weiß?
Vor über 150 Jahren wurden bereits (Obst-)Bäume gekalkt, um sie vor thermischen Rindenschäden im Sommer, wie auch im Winter zu schützen. Die Farbe Weiß reflektiert aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften die Sonnenstrahlen am stärksten, sodass sich die Baumrinde nicht so stark erwärmt. Das ist wichtig, denn geringe Temperaturen reichen aus, um Rindenschäden entstehen zu lassen. Bereits im August 1959 dokumentierte H. J. Lieberum (Temperaturen in stehenden Holzgewächsen, 1961, Dissertation, Hann. Münden), dass schon bei Tageshöchsttemperaturen von 26,3°C bei einer Buche Kambialtemperaturen von 50°C und bei einer Fichte Temperaturen im Kambium von 48,9°C auftraten. Die Folge sind ein flächiges Absterben und Abblättern der Rinde, sogenannte Sommersonnennekrosen. Insbesondere Süd- und Südwestseiten eines Baums sind davon betroffen. Doch auch im Winter droht Gefahr. Wenn an windstillen Tagen die bereits schon starke Spätwintersonne auf die gefrorene Rinde scheint, entstehen starke Spannungen in der Rinde. Es kommt zu Spannungsrissen, auch echte Frostrisse genannt.
Was ist ein Weißanstrich?
Anfangs wurde Kalk auf die Baumrinde aufgetragen. Da Kalk allerdings nicht gut dauerhaft am Baum verbleibt und der Anstrich drei- bis viermal im Jahr erneuert werden muss, hat sich in der Praxis ein länger anhaltender, ökologischer Weißanstrich durchgesetzt. ARBO-FLEX zum Beispiel schützt mit einem einmaligen Anstrich den Baum bis zu zehn Jahre und erfüllt damit als einziger Weißanstrich die aktuellen FLL- und ZTV-Baumpflege-Richtlinien, die besagen, dass Stammschutzfarben mindestens mit einmaligem Auftragen fünf Jahre halten müssen. Wichtig ist, dass der Schutzanstrich feinporig und kleinstrukturiert aufreißt. Nur so kann sich der Baum langsam und schonend an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnen und eine stärkere Rinde ausbilden. Zudem hat ARBO-FLEX eine FiBL-Listung und darf daher auch im ökologischen Landbau eingesetzt werden.
Welche Bäume sollten einen Weißanstrich erhalten?
Besonders gefährdet sind junge Laubbäume, die frisch aus der Baumschule kommen und an sehr sonnigen Standorten verpflanzt werden. Aber auch Altbäume, die z. B. nach einem Sturm oder einer Baumaßnahme plötzlich freigestellt sind, sollten einen Sonnenschutz erhalten. Einst vom Nachbar beschattet, erfahren diese Bäume nämlich nun eine intensive Sonneneinstrahlung. Die Rinde ist allerdings zu dünn und thermische Rindenschäden sind die Folge. Anfällig für Rindenschäden sind vor allem glattrindige Baumarten, wie Buche, Ahorn, Hainbuche, Linde, Fichte und Obstbäume. Doch auch an grobborkigen Rinden, wie z. B. Eiche und Rosskastanie, können thermische Rindenschäden auftreten. Jeder Schaden an einer Rinde ist eine mögliche Eintrittspforte für Schadpilze. Und sind Schadpilze erst einmal im Baum, so kann unter Umständen die Stand- und Bruchsicherheit erheblich beeinträchtig werden. Im schlimmsten Falle muss der Baum, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, gefällt werden.
Wann ist der beste Zeitpunkt für einen Weißanstrich?
Idealerweise wird der Jungbaum direkt nach der Pflanzung von Wurzelanlauf bis Kronenansatz stammumfassend weiß angestrichen. Besser wäre es, den Leittrieb mit zu behandeln, da die Krone bei Jungbäumen anfangs noch nicht dicht ist. Bei plötzlich freistehenden Altbäumen ist der ideale Zeitpunkt direkt nach der Freistellung, da auch hier die Rinde, einst von Nachbarn beschattet, noch zu dünn ist für die neuen Sonneneinstrahlungsverhältnisse. Kann ein Weißanstrich wetterbedingt (z. B. durch Frost) nicht aufgetragen werden, ist ein provisorischer Schutz, beispielsweise mit einer Schilfrohrmatte oder einem Beschattungsnetz, empfehlenswert. Bei Altbäumen reicht es, den Stamm an der Süd- und Südwestseite sowie stark besonnte Äste zu behandeln.
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Wie wird ein Weißanstrich aufgetragen?
Damit der Anstrich besser am Baum hält, muss die Rinde zuerst fachgerecht und schonend gereinigt werden. Bei Jungbäumen reicht ein spezielles Schleifvlies aus, bei Altbäumen, vor allem wenn Moose und/oder Flechten auf der Rinde sind, empfehlen wir eine spezielle Drahtbürste. Diese Drahtbürste hat lange, flexible, flache Borsten, die vorne ebenfalls abgeflacht sind. Drahtbürsten aus dem Baumarkt sind ungeeignet. Sie sind primär für das Abkratzen von Rost an Stahlrohren vorgesehen und verletzten daher die Baumrinde. Nach der Reinigung erfolgt der Anstrich.
Damit der Weißanstrich über viele Jahre kleinstrukturiert und feinporig aufreißen kann und somit einen Schutzzeitraum von etwa zehn Jahren gewährleistet, bedarf es bei einigen im Handel erhältlichen Fabrikaten (beispielsweise ARBO-FLEX) eines gelben Voranstrichs. Dieser wirkt wie eine Haftbrücke. Erst wenn der Voranstrich grifffest trocken ist, wird der Hauptanstrich aufgetragen. Bei anderen Herstellern wird der Weißanstrich ohne Voranstrich aufgetragen. Beim Auftrag des (Vor- und Haupt-) Anstrichs empfehlen wir bei Jungbäumen einen Winkelpinsel und bei Altbäumen einen Spezialrechteckpinsel, wobei bei Altbäumen auch der Winkelpinsel verwendet werden kann. Vorteile der Pinsel: feine Borsten, die abgerundet sind und die die Farbe satt auf die Rinde auftragen. Zudem bleibt beim Winkelpinsel die Bekleidung auch sauberer. Bei Weißanstrichen, die aufgesprüht werden können, ist unbedingt die Abtrift zu beachten.
Ein Gastbeitrag von: Flügel GmbH
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Ach ziemlich interessant. Gibt es bei den Weißanstrichen was zu beachten?
Hallo Tim,
was möchten Sie denn konkret wissen? Wichtig ist, dass Sie eine für Bäume geeignete Farbe verwenden. Tragen Sie den Weißanstrich kurz nach der Pflanzung oder Freistellung stammumfassend (Jungbäume) oder auf den Seiten mit der stärksten Sonneneinstrahlung (Altbäume) auf. Falls Moose und Flechten am Stamm sind, entfernen Sie diese vorher mit geeignetem Werkzeug. Je nach gewähltem Mittel ist eventuell ein Voranstrich erforderlich.
Herzliche Grüße,
dein Baumpflegeportal-Team
Guten Tag, ist es möglich, dass biotische & abiotische Faktoren (Schaderreger) erst zu einem Sonnenbrand an Rotbuchen (Allee an einer Kreisstraße) führen?
Ist es dann auch noch möglich, diese Bäume mit einem Weißanstrich zu retten?
Bitte geben Sie uns rasch einen Rat, da wir mit einer Schulklasse die Straßenbäume „retten“ möchten.
Freundliche Grüße, Jürgen
Hallo Jürgen,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Es freut uns sehr, dass Sie sich mit Ihrer Schulklasse für den Erhalt und Schutz von Bäumen einsetzen. Viele unterschiedliche Faktoren können zu den Schäden an der Rotbuchen-Allee geführt haben. Aus der Ferne können wir dazu leider keine konkreten Ausführungen machen. Ob und welche Hilfe für die Rotbuchen möglich ist, erfahren Sie am besten durch den Kontakt zu einer Baumpflegefirma vor Ort. Qualifizierte Baumprofis können bei einer Vor-Ort-Begehung die Lage beurteilen und Maßnahmen vorschlagen. Nutzen Sie gern die Suchfunktion unseres Baumpflegeportals, um erfahrene Baumpfleger und Baumgutachter in Ihrer Nähe zu finden: https://www.baumpflegeportal.de/baumpfleger
Viel Erfolg und herzliche Grüße
Ihr Team vom Baumpflegeportal
Gibt es auch Alternativen zum Weißanstrich? Ich kann mir vorstellen, dass Kletterpflanzen oder ein buschiger Unterbewuchs eine ähnliche Wirkung erzielen können wie das regelmäßige Auftragen von Farbe. Welchen Unterwuchs würdet Ihr empfehlen für typische Straßenbäumen wie Linde, Platanen und Ahorn? Und wäre das mit der StVO vereinbar?
Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße
Guten Tag,
Tatsächlich gibt es zahlreiche Alternativen für den Weißanstrich. Sowohl das Anlehnen von Brettern auf der Südseite, Bastmatten, die locker um den Stamm gebunden werden, oder auch Bepflanzungen der Stammscheibe. Allerdings haben die Alternativen auch Nachteile. Bretter können verrutschen und dann im Weg sein, oder die Rinde schädigen. Bastmatten begünstigen ein feuchtes Milieu am Stamm und damit auch das Wachstum von Pilzen und Bakterien. Genauso gibt es bei Bepflanzungen Nachteile. Gerade an öffentlichen Plätzen und Straßen ist die Verkehrssicherheit vorrangig. Die Baumkontrolle wird sowohl durch Matten am Stamm, als auch durch Bewuchs erschwert. Vor allem rankende Pflanzen, die sich durch Haftwurzeln am Stamm festhalten, führen oft dazu, dass eine Sichtkontrolle sehr langwierig wird, oder sogar Schäden am Stamm übersehen werden. Daher raten wir eher zur Bepflanzung der Stammscheibe mit lockerer Unterwuchsvegetation wie hohen Blumen (z.B. Sonnenblume) oder Büschen. Leider sind viele davon im Winter kahl oder sogar ganz verschwunden, sodass Spannungsrissen im Winter nicht vorgebeugt werden kann. Hier bietet sich dann eine Kombination aus mehreren Stammbeschattungen an. Wie überall, es ist eine Abwägungssache zwischen den Vor-und Nachteilen.
Viele Grüße!
Das Team vom Baumpflegeportal