
Das größte Nagetier Europas, der Biber (Castor fiber), ist vielerorts wieder heimisch geworden. Anzutreffen ist Meister Bockert, wie er in der Fabelwelt heißt, an und in langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit Gehölzsaum. Biber sind dämmerungs- und nachtaktiv, leben in Familien mit zwei Jungengenerationen und können nach Angaben der Deutschen Wildtierstiftung bis zu 20 Jahre alt werden. Inzwischen leben laut Gerhard Schwab, Bibermanager Bund Naturschutz in Bayern, schätzungsweise mehr als 60.000 Biber in Deutschland, Tendenz steigend. Doch mit zunehmender Biberpopulation steigt auch der Interessenskonflikt zwischen Landnutzung und Naturschutz. Stichwort: Biberschäden.
Konflikt zwischen Landnutzung und Naturschutz
Kaum eine andere Tierart gestaltet seine Umwelt so aktiv, wie der Biber. Er trägt erheblich zur Renaturierung von Fließgewässern bei, verbessert die Wasserqualität und hat einen positiven Einfluss auf den Wasserhaushalt. Zudem schafft er Lebensräume für viele weitere Tier- und Pflanzenarten. Allerdings geht diese landschaftliche Umgestaltung nicht immer im Einklang mit uns Menschen, unseren landschaftsgestaltenden Vorstellungen, sowie unsere land- oder forstwirtschaftliche Nutzung der Fläche einher. In diesem Gastbeitrag werden praxistaugliche Produkte und damit Lösungswege vorgestellt, wie schützenswerte Bäume vor Nageschäden durch Biber bewahrt werden können.
Warum fällen Biber Bäume?
Ein ausgewachsener Biber wiegt bis zu 30 kg, ist ca. 130 cm lang und 40 cm hoch. Da Biber nicht klettern können, fällen sie Bäume, um an die nährstoffreichen Knospen und die jungen Rindenzweige zu gelangen. Insbesondere in den Wintermonaten dienen Rinde von jungen Ästen und kleinere Zweige, sowie Sträucher, Wurzel und Knollen als überlebenswichtige Nahrungsquelle, denn Biber halten keinen Winterschlaf. In den Sommermonaten ernährt sich der Nager von Gräsern und Kräuter, Stauden, Feldfrüchten, sowie von Knospen und Blättern. Fisch steht nicht auf dem Speiseplan. Biber sind Vegetarier.
Zudem brauchen sie das Holz zum Dammbau, um Gewässer aufzustauen, sowie zum Burgenbau, wo sie geschützt schlafen. Besonders markant sind im Bibergebiss die zwei scharfen Schneidezähne im Oberkiefer und die zwei im Unterkiefer, die permanent nachwachsen und sich durch Beanspruchung und Gegeneinanderreiben stets nachschärfen. Aufgrund von Eiseneinlagerung sind die Schneidezähne orangefarben. Biber können auch unter Wasser fressen und nagen, denn nach den Nagezähnen haben sie eine Zahnlücke und können die Hautfalte zurückziehen, sodass der Mundraum verschlossen ist und kein Wasser oder Holzsplitter in den Rachenraum gelangt. Grundsätzlich sind Biber freundliche Tiere.

Welche Bäume fällt der Biber?
Biber sind Wasser- und Uferbewohner. In einem meist bis zu 20 m breiten Streifen entlang der Gewässer sucht der Biber nach Nahrung oder Baumaterial. Der Nager favorisiert Laubhölzer, insbesondere Weichlaubhölzer wie Weide und Pappel, fällt aber auch andere Baumarten, wie Eiche oder Obstbäume. Primär dünnere Baumstämme von 10 bis 30 cm Durchmesser werden gefällt. Aufgrund der scharfen Zähne schafft es ein Biber in einer Nacht eine 20 cm starke Weide zu fällen. Für eine 50 cm starke Buche braucht er erheblich länger, zumeist werden starke Bäume allerdings nicht gefällt, sondern vom Biber geringelt.
Wie Bäume vor Bibern schützen?
Es ist nicht sinnvoll, alle Bäume vor Biberschäden schützen zu wollen, denn Biber brauchen Bäume. Doch es ist möglich, die Tiere von ausgewählten Bäumen fernzuhalten, sofern genügend Alternativnahrung vorhanden ist. In der Regel reicht es, Bäume von Stammfuß bis 1 m, maximal 1,3 m Höhe zu schützen. Biber können sich beim Fressen auf ihren Hinterbeinen und ihrer Kelle, also ihrem Schwanz, abstützen, um höher an Futterquellen zu kommen. Wurzelanläufe der Bäume sollten immer mitgeschützt werden, da angenagte Rinde stets eine Eintrittspforte für Schaderreger, wie holzzersetzende Pilzinfektionen, ist.
Mechanische Präventionsmaßnahmen
Seit Jahrzehnten werden mechanische Maßnahmen zur Prävention vor Biberschäden erfolgreich in der Praxis angewandt und auch von Biberberatern empfohlen. Auch Nicole Anzinger-Bitsch, amtlich anerkannte Biberbeauftragte für den Landkreis Freising, rät in ihren Biberseminaren und bei Beratungen vor Ort, erhaltenswerte Bäume z. B. mit dem Schutzanstrich „WÖBRA“, einer Estrichmatte bzw. Drahtgeflechten wie dem Baumschützer „Centurion“ zu versehen.
Langzeitschutzanstrich WÖBRA
- Wirkung aufgrund des sehr hohen Quarzsandanteils, nicht über den Geruch
- Produkt ist anwenderfertig
- Auftragung von WÖBRA erfolgt mit einem Pinsel (empfehlenswert sind Rundkopfpinsel mit Vollbesatz, wie z. B. der Flügel-Winkelpinsel)
- anfänglich weißlich, wird aber binnen ca. 6 Stunden transparent, sobald der Anstrich abgetrocknet und damit abgebunden ist
- unauffällig in der Landschaft
- wissenschaftlich geprüft und nachweislich unbedenklich für Biber, Baum und Umwelt
- WÖBRA ist atmungsaktiv, da während des Abtrocknens kleine Bläschen und Mikrorisse im Anstrich entstehen. Zudem dehnt sich der Anstrich sukzessiv durch das Dickenwachstum des Baums. Saftstrom und Wachstum des Baums werden nicht beeinträchtigt.
- Schutzzeitraum abhängig vom Dickenwachstum des Baums und von Umwelteinflüssen, bei Altbäumen 10 bis 15 Jahre, bei jüngeren Bäumen geringer
- Anstrich verbleibt am Baum und wächst mit. Durch Mikroben und Umwelteinflüsse wird er abgebaut. Ein Abschwemmen des trockenen Anstrichs ist nicht möglich
- kaum Kontrollen notwendig
- Wurzelanläufe von Bäumen sind einfach zu schützen
- kein Abbau notwendig
- hergestellt in Deutschland (Erwerb z. B. im Flügel-Webshop)
- Algenbesatz, Moose, Flechten und/oder lose Rindenteile müssen vorsichtig vor dem Anstrich entfernt werden (z. B. mit der baumschonenden Flügel-Rindenbürste oder dem Rindenstriegel).
- Anwendungszeitpunkt ab +8°C Außentemperaturen und nur an trocknen Tagen
Anwendung von Produkten unter Aufsicht
Rechtliche Hinweise: Wenn Sie nicht der Eigentümer des Baums bzw. der Bäume sind, so bedarf es vor der Anwendung der Genehmigung des Baumeigentümers. Wildschadensverhütungsmittel sind Pflanzenschutzmittel, zählen allerdings zu den „Einfachen Hilfstätigkeiten im Pflanzenschutz (§ 9, Abs. 5 Nr. 2 PflSchG)“. Das heißt, sollten Sie nicht sachkundig im Pflanzenschutz sein, so dürfen Sie trotzdem das Produkt anwenden, sofern Sie unter Verantwortung und Aufsicht einer Person mit Sachkundenachweis im Pflanzenschutz den Anstrich vornehmen.
Drahtgeflechte als Bibersperre
Drahtgeflechte gibt es in verschiedenen Ausführungen, zugeschnitten oder als Rollenware. Mindestens 1,5 mm sollte die Drahtstärke des Drahtgeflechts sein, damit der Biber den Draht nicht durchbeißen kann. Hasendraht, Sechseckgeflechte, Gartenzaunware oder Ähnliches sind oftmals aufgrund der Drahtstärke nicht geeignet. Vor Ort muss das Geflecht am besten mit einem stabilen Draht verschlossen werden, sodass keine Lücken entstehen und keine abstehenden Enden eine Verletzungsgefahr darstellen. Der Anbringungszeitraum ist ganzjährig möglich.
Baumschutz-Gitter fachgerecht fixieren
Es gibt zwei Möglichkeiten, das Drahtgeflecht als Baumschutz anzubringen. Eine Variante: Das Geflecht, meist Rollenware, wird locker zwei bis dreimal, am besten mit Versatz der Maschenzwischenräume, damit der Biber nicht innerhalb der Maschenfelder nagen kann, um den Stamm gelegt und mit einem stabilen Draht oder gegebenenfalls Kabelbindern fixiert. Allerdings muss jährlich das Geflecht nachjustiert, also geöffnet, abgewickelt, erneut locker um den Stamm gelegt und wieder verschlossen werden, damit es nicht in den Baum einschneidet und diesen verletzt. Wurzelanläufe können meist nur schwer geschützt werden. Diese Variante ist sehr zeit- und kostenaufwendig.
Die andere Variante: Das Geflecht wird mit Abstand zum Baum angebracht. Wurzelanläufe können somit oft gut mitgeschützt werden und das Geflecht schneidet trotz Dickenwachstums nicht ein. Allerdings ist auch hier auf eine ausreichende Drahtstärke zu achten und je größer der Abstand zum Baum ist, desto mehr Haltestäbe bedarf es, damit der Schützer stabil steht und nicht vom Biber an den Baum gedrückt werden kann. Die Fixierung des Geflechts, mittels Drahts oder gegebenenfalls Kabelbinder, mit dem Haltestab erhöht die Stabilität des Schützers. Haltestäbe aus Metall sind solchen aus Holz vorzuziehen.
Ausgediente Baumschutzgitter entsorgen
Dass der Draht zu Vandalismuszwecken von Dritten missbraucht wird, ist allerdings bei beiden Varianten möglich. Ausgediente Drahtgeflechte sind auf jeden Fall fachgerecht zu entsorgen. Rechtliche Hinweise: Bevor der Baumschutz angebracht wird, ist die Einwilligung des Baumeigentümers einzuholen. Eine Sachkunde im Pflanzenschutz ist nicht notwendig.
Baumschützer CENTURION
- ähnlich einer Estrichmatte
- verzinkter Draht, robust, langlebig
- CENTURION ist in verschiedenen Varianten erhältlich.
- Maschenweite 5 cm x 5 cm, daher nur für oben genannte Variante 2, mit Abstand zum Baum, sinnvoll
- Erwerb z. B. im Flügel-Webshop
Wer zahlt bei Biberschäden?
Biber und ihre Bauten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) streng geschützt. Bei Biberfragen, möglichen Präventionsmaßnahmen des Eigentums (z. B. Baum) und auch bei Schadfällen auf der Fläche ist die entsprechende untere Naturschutzbehörde im Landkreis zu kontaktieren. Zusätzlich gibt es, meist landkreisbezogene, Biberberater. Abhängig vom Bundesland können gegebenenfalls Ausgleichzahlungen bei Schäden erfolgen. Bei Präventionsmaßnahmen werden meistens die Materialkosten, aber nicht Dienstleistung des Anbringens, von der Behörde übernommen. Ansonsten verbleiben die Kosten beim Flächeneigentümer, evtl. beim Pächter.
Fazit zur Prävention bei Biberschäden
Die Aktivitäten des Bibers tragen erheblich zur Biodiversität bei, es entstehen aber auch wirtschaftliche Schäden. Bäume, die besonders wertvoll sind, können mittels Schutzanstrichen wie WÖBRA, Estrichmatten oder Drahtgeflechten wie dem Baumschützer Centurion allerdings vor Nageschäden effektiv und effizient geschützt werden.
Ein Gastbeitrag von: Sybille Hackl (M.Sc. Forstwissenschaften & Waldökologie), Flügel GmbH
Quellen:
- Deutsche Wildtierstiftung, BIBER Deutschlands größtes Nagetier
- Bibermanagement Österreich, Ökosystemleistungen des Bibers, Biber Grundlagen
- NABU Niedersachsen, Biberschutz, Umweltbedeutung
- Wildtierschutz Deutschland e. V., Biber (Eurasischer Biber), Castor fiber, Text von Dr. Martin Steverding
- NABU Niedersachsen, Fleißige Baumeister der Auenlandschaft – Der Biber ist zurück in Niedersachsen
- BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen, Die Lebensweise des Bibers
- NABU Mecklenburg-Vorpommern, Das Biber-Gebiss – Besonderheiten der Nagezähne
- Bayern 1, Biber – Wie sie so leben und worauf man bei einer Begegnung achten sollte
- Gerhard Schwab, Biber – Biberschäden, Biberschutz, Wildtier Forum Berlin 2021, Aufzeichnung
- Waldwissen.net, Redaktion Eidg. Forschungsanstalt WSL, Der Biber – Landschaftsgestalter mit Konfliktpotential
- NABU Landesverband Thüringen, Steckbrief Biberfreundliche Gewässergestaltung, März 2013
- BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen, Biberspuren
- Pflanzenschutzdienste der Länder, Einfache Hilfstätigkeiten im Pflanzenschutz, Leitlinie der Länder zur Festlegung von Tätigkeiten nach §9 Abs. 5 Nr. 2 Pflanzenschutzgesetzt, Stand November 2024
- Bibermanagement Österreich, Biberberatung Steiermark: Schutz von Gehölzen
- Main-Spessart.de, Bibermanagement: Wie das Zusammenleben von Mensch und Biber gelingen kann, Stand 11.08.2023
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