Ein Jahr ohne BlĂ€tter – Walnussbaum tot?
Unser Walnussbaum ist ungefĂ€hr 70 Jahre alt. Jetzt hat er ein Jahr lang weder BlĂŒten ausgebildet, noch BlĂ€tter ausgetrieben. Im vergangenen FrĂŒhjahr gab es in unserer Region einen auĂergewöhnlichen SpĂ€tfrost. Könnte dies der Grund dafĂŒr sein?
Wie gut vertragen WalnussbĂ€ume SpĂ€tfröste? Kann sich der Baum nach einem Jahr ohne BlĂ€tter erholen und im folgenden Jahr wieder aufblĂŒhen?
SpĂ€tfrost ist Gefahr fĂŒr WalnussbĂ€ume
Falls der Walnussbaum ein gesamtes Jahr lang keinerlei BlĂ€tter ausbildete, ist die Diagnose eindeutig: Ohne Leben keine BlĂ€tter und andersherum. Der Baum ist tot und die Natur bietet uns keine Optionen, diesen Vorgang rĂŒckgĂ€ngig zu machen. Dennoch lohnt ein Blick auf die Ursachen, die fĂŒr den Verlust des Baumes in Frage kommen.
Ursachen fĂŒr den Tod des Baumes
Aufgrund Ihrer Angaben ziehe ich den Schluss, dass der Frost sehr wahrscheinlich den Tod des Walnussbaumes ausgelöst hat. Die von Ihnen zugesandten Fotos deuten aber darauf hin, dass weitere GrĂŒnde ebenfalls eine Rolle beim Tod des Baumes gespielt haben könnten.
SpÀtfrostgefahr bei Walnuss
Zuerst zum Frost: Weil die BĂ€ume empfindlich auf SpĂ€tfröste reagieren, sind WalnussbĂ€ume in unseren Klimabreiten nicht heimisch. Dies kann sich im Zuge des Klimawandels Ă€ndern, wenn die FrĂŒhjahre milder werden. WalnussbĂ€ume kommen gut durch den Winter, wenn sie vor den frostreichen Monaten ausreichend Reservestoffe einlagern. Die Reservestoffe sind das Frostschutzmittel fĂŒr den Baum. Im FrĂŒhjahr mobilisiert er diese Reservestoffe, um sie fĂŒr den Austrieb zur VerfĂŒgung zu stellen. In dieser Phase, wĂ€hrend der BlĂŒte und kurz vor dem Blattaustrieb, ist der Walnussbaum sehr empfindlich fĂŒr SpĂ€tfröste. Er kann sie nur ĂŒberstehen, wenn er rundum gesund und vital ist.
GeschÀdigte Wurzel durch Bauarbeiten
Aus meiner Sicht deutet einiges darauf hin, dass der Baum auĂerdem vorgeschĂ€digt war. Beispielsweise bei Bauarbeiten in BaumnĂ€he könnten Wurzeln geschĂ€digt worden sein. Eventuell sind einzelne Wurzeln abgetrennt oder der Boden durch Maschinen oder Baumaterial verdichtet worden. Auch bei AufschĂŒttungen besteht die Gefahr von SchĂ€den fĂŒr Stamm und Wurzeln.
Wurzeln haben neben der Sicherung der Standfestigkeit eine wichtige physiologische Funktion im Gesamtsystem Baum. Werden sie geschĂ€digt oder entfernt, ist dies ein offenes Tor fĂŒr Pilze. Diese verursachen in den BĂ€umen FĂ€ulen und schĂ€digen das Reservestoffmanagement des Baumes enorm.
Starker RĂŒckschnitt des Baumes
Den Bildern nach zu urteilen wurde der Baum auĂerdem bis ins Starkholz zurĂŒckgeschnitten. Dies ist an den groĂen SchnittflĂ€chen erkennbar. Erfolgte der Schnitt vor oder nach dem Blattaustrieb? Das gĂ€be Hinweise darauf, welche physiologischen VorgĂ€nge im Baum zur Schnittzeit vorherrschten. Erkennbar ist, dass nach dem Schnitt noch genĂŒgend Reservestoffe vorhanden waren. Das zeigt der krĂ€ftige Austrieb. Allerdings zeigt dies auch, dass der Schnitt extrem stark war.
Schnitte können und sollten Baumpfleger so ausfĂŒhren, dass der Baum nicht mit stark einseitigen Astaustrieben reagiert. Er soll seine KrĂ€fte auf alle Ăste âgerechtâ verteilen. Wie im echten Leben wĂ€re bei gerechter Verteilung der Austrieb auf alle vorhandenen Knospen zwar nur mĂ€Ăig aber dafĂŒr gleichmĂ€Ăig gewesen. Der Baum wird bei einer solchen Vorgehensweise durch die SchnittmaĂnahmen nur wenig geschĂ€digt und trotzdem im Umfang reduziert.
Richtige SchnittmaĂnahmen
Ich habe in den letzten vier Jahrzenten viele Faktoren identifiziert, die das Wuchspotential von BĂ€umen beeinflussen. AusfĂŒhrlich sind diese Faktoren in meinen Artikeln zum „Schlankschnitt“ beschrieben. In regelmĂ€Ăigen Schnittkursen vermittele ich gern mein Wissen. In der Praxis lassen sich viele Punkte am Baum schneller und einfacher vermitteln als in der Theorie.
Viele Ursachen fĂŒhrten zum Tod
Der starke Schnitt mit den groĂen SchnittflĂ€chen fĂŒhrte mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu, dass im Kernbereich der Ăste die Zellen abgestorben sind. Somit standen diese nicht mehr als Depot fĂŒr Reservestoffe zur VerfĂŒgung. Wurzeln und dickes Holz sind die Reservestoffspeicher fĂŒr BĂ€ume. Möglicherweise konnte der Baum deshalb nur in den lebenden Ă€uĂeren Randschichten Reservestoffe einlagern. Offensichtlich zu wenig, um den SpĂ€tfrösten im FrĂŒhjahr zu trotzen. ZusĂ€tzlich könnte der Ertrag aus dem Vorjahr mit zum Reservestoffmangel beigetragen haben. Fruchtentwicklung verbraucht viel Energie und Assimilate. Andere schĂ€dliche Einflussfaktoren sind Witterung (Wassermangel, Hitze) und Krankheiten (Pilze, Bakterien, Viren).
Ăhnlich wie beim Menschen sind schwache BĂ€ume anfĂ€lliger fĂŒr Stress. An unser Klima angepasste BĂ€ume reagieren erst mit dem Absterben von Teilbereichen des Baumes. Bei WalnussbĂ€umen oder PfirsichbĂ€umchen kommt es leider hĂ€ufig vor, dass die BĂ€ume von einem Jahr aufs andere plötzlich tot sind. Sie treiben im FrĂŒhjahr nicht mehr aus, obwohl im Herbst noch alles in Ordnung schien.
Der Autor: Johannes Bilharz
SchnittmaĂnahmen am besten vom Experten vor Ort!
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Unser Wahlnussbaum hat ebenfalls Frost abbekommen, nachdem die ersten grĂŒnen BlĂ€tter ausgetrieben sind. Die BlĂ€tter haben sich zusammen gekrĂ€uselt und sind braun geworden.
Bekommt der Baum jetzt noch neue BlÀtter oder bleibt der Baum dieses Jahr ohne BlÀtter?
Hallo Kati,
wenn dein Baum dieses Jahr den Frost abbekommen hat, so muss das nicht unbedingt seinen Tod bedeuten. BĂ€ume haben in Stamm und Wurzeln Reservestoffe gelagert, die sie fĂŒr genau solche Momente mobilisieren können. Die verlorenen BlĂ€tter kann der Baum durch einen neuen Austrieb aus schlafenden Knospen kompensieren, wenn er nicht zu schwach dazu ist. Sorge dafĂŒr, dass es dem Baum jetzt an nichts fehlt. Wenn es sich um einen gesunden Baum handelt, wird er den Verlust gut ĂŒberstehen und bald wieder fit sein.
Viele GrĂŒĂe
Dein Team vom Baumpflegeportal
Hallo Zusammen,
was muss man tun, “ das es dem Baum an nichts fehlt“? Mulchen? DĂŒngen – mit was? Ich habe einen Ast zurĂŒckgeschnitten um zu sehen wie weit er geschĂ€digt ist – der Ast war auf ca. 80cm innen braun. Seither tropft die Schnittstelle wie ein BrĂŒnnele. Besteht noch Hoffnung?
Wie es aussieht trÀgt bei uns im ganzen Landkreis derzeit kein Walnussbaum mehr BlÀtter , eine Katastrophe !
Hallo,
Ist der Ast zurĂŒckgefroren, macht es Sinn solange zu warten, bis er neu ausgetrieben ist. Dann merken Sie, bis wohin der Ast wirklich tot ist. Ab dann können Sie den abgestorbenen Teil abschneiden, ohne dass der Baum groĂe Wunden verkraften muss. NĂ€sst der Baum sehr, können Sie leider nicht allzu viel tun. Er wird die Wunde von allein verschlieĂen, wenn er genug Reservestoffe hat. Vermeiden Sie starke Befahrung im Wurzelraum, damit der Baum ungehindert NĂ€hrstoffe aufnehmen kann. Im Allgemeinen vertrĂ€gt ein GroĂbaum jedoch einen Schnitt gut. Warten Sie einfach die nĂ€chsten BlĂ€tter ab. Ist der Baum vorgeschĂ€digt gewesen und hat jetzt keine Kraft mehr zum Neuaustrieb, kann es natĂŒrlich immer sein, dass der Baum es nicht ĂŒberlebt. Lassen Sie aber den Kopf noch nicht hĂ€ngen und warten Sie, ob der Baum doch noch einmal Anstrengungen zum Neuaustrieb aufnimmt.
mein Baum ist ca 20 Jahre alt und hat gerade angefabgen, groĂ zu werden..Es gab viele BlĂŒten und BlĂ€tter und genau wie bei Kati ist alles Neue schwarz und abgestorben…Was könnte man denn vorsorglich tun? Letztes Jahr hatte ich das erste Mal einen Korb voller NĂŒsse. Er hatte eine nicht ganz leiche Jugend, aber hat sich prĂ€chtig entfaltet….?
Guten Tag,
Leider ist es bei BĂ€umen nicht so einfach, vorsorglich zu handeln. Es ist hilfreich, zu versuchen, dem Baum alles zu bieten, was er braucht. Das kann im Sommer auch mal bedeuten, ihn in Trockenzeiten zu wĂ€ssern. AuĂerdem sollten die Wurzeln, als Aufnahmequelle fĂŒr NĂ€hrstoffe und Wasser geschont bleiben. Verhindern Sie dichte Befahrung oder BaumaĂnahemn, bei denen die Wurzeln Schaden nehmen können. FĂŒr die Zukunft sind auch Windschutzhecken sinnvoll, die Verhindern, dass der Baum ĂŒberhaupt SpĂ€tfrost abbekommt. Ob soetwas zu realisieren ist, mĂŒssen Sie natĂŒrlich in der jeweiligen Situation selbst entscheiden.
Was bedeutet, wenn der Baum „tot“ ist? Soll das heiĂen, dass der Wallnuss nie mehr BlĂ€tter bildet und gefĂ€llt werden muss? Dieses Jahr hatten wir Mitte Mai -3 Grad und Schneefall. Gottseidank hat er jetzt ein paar ganz junge BlĂ€tter bekommen, die sich gerade entfalten. Aber obige Frage interessiert mich davon unabhĂ€ngig. Und wie könnte man den Baum jetzt noch unterstĂŒtzen? Danke!
Ein Baum ist dann tot, wenn er in der gesamten Vegetationsperiode keine BlĂ€tter hatte. Dann hat er fĂŒr dieses Jahr keine Photosynthese betreiben können und somit keine Stoffe eingelagert. Ein Austrieb im nĂ€chsten Jahr ist somit unmöglich. Das kann passieren, wenn der Baum nach dem SpĂ€tfrost einfach zu wenig Reservestoffe hat, um neue BlĂ€tter zu bilden. Normale, groĂe BĂ€ume stecken SpĂ€tfrost gut weg und bĂŒĂen lediglich ein bisschen Zuwachs in diesem Jahr ein. Hat er jetzt neue BlĂ€tter bekommen, sollte es das Jahr ĂŒberleben. Sie können nun versuchen, ihm jeglichen Stress zu ersparen. GieĂen in Trockenperioden und die Vermeidung von Befahrung im Wurzelraum können da schon Abhilfe schaffen.
Hallo,
ich habe im Oktober 2016 einen jungen Nussbaum, Seifersdorfer Runde, geplanzt.
KrÀftiger Stamm vom ca. 70cm Höhe. Baumschulware.
Der Baum hat auch im MÀrz an der Kronenknospe gut ausgetrieben, dann kamen im April die beiden FrostnÀchte und trotz einpacken sind die BlÀtter erfroren.
Bis jetzt lÀuft aus vielen Knospen am Stamm der braune Saft heraus, der Stamm ist also voller Saft und Kraft, aber bisher ist keine von den Knospen aufgebrochen.
Ich dĂŒnge und gieĂe den Baum normal weiter…..
Passiert da noch etwas und was kann man noch mehr machen?
Danke im voraus!
Rainer/Rathenow
Hallo Rainer,
So leid es mir tut, da kannst du nur abwarten. NussbĂ€ume bluten sehr schnell. Das schadet dem Baum in der Regel nicht. Am besten, du wartest ab, ob der Baum wieder neu austreibt. Hat er jedoch das ganze Jahr ĂŒber keine grĂŒnen BlĂ€tter mehr, wird er den Winter wohl nicht ĂŒberleben. Deine Behandlung ist gut, sie unterstĂŒtz den jungen Baum, damit er seine ganze Energie in den Neuaustrieb stecken kann.
Mein walnuĂbaum hatte viele kahle Ăste,wenig BlĂ€tter, die plötzlich gelb wurden und gestern runterfielen. Ich habe vor 2 Jahren eine Remplerrose an den Baum gepflanzt, die sehr schön gewachsen ist. Kann das die Ursache sein, denn ich muĂte sie ja eingraben
Guten Tag,
danke fĂŒr Ihre Frage. Es ist möglich, dass der Baum eine Wurzelverletzung durch das Eingraben davongetragen hat. Wahrscheinlicher ist jedoch Trockenheit oder eine Krankheit. Senden Sie uns gerne Fotos Ihres Baumes und der gelben BlĂ€tter an die Redaktion. So fĂ€llt eine EinschĂ€tzung leichter.
Mein Walnussbaum ist ca. 60-70 Jahre alt. Aktuell wird er (meiner Meinung nach) von der Hausverwaltung zu Tode geschnitten. Er erste – drastische RĂŒckschnitt – erfolgte im Jahr 2018. 2019 wurden nochmals Ăste entfernt, dito letztes Jahr. Nach dem ersten, wirklich dramatischen, RĂŒckschnitt hat der Baum im nĂ€chsten Jahr noch kleine Ăste an den HauptĂ€sten ausgetrieben. Die BlĂ€tter am gesamten Baum waren aber kleiner und weniger als in den Jahren zuvor. Als in 2019 der 2. RĂŒckschnitt erfolgte, hat der Baum an einem Hauptast jedoch ab dem Jahr 2020 den Austrieb komplett eingestellt; keine BlĂ€tter. Dieses Jahr war er auch super kurz belaubt. Nach einem heftigen Sommergewitter wurden danach innerhalb von 2-3 Tagen alle BlĂ€tter gelb und das Laub fiel bereits komplett Anfang August.
Meine Frage: Glauben Sie, dass der Baum noch, zu retten ist, z.B. durch eine BodenbelĂŒftung und WurzeldĂŒngung durch einen Fachmann? Leider kann ich kein Foto zur Veranschaulichung hochladen.
Guten Tag Frau Lesch,
vielen Dank fĂŒr Ihre Frage. Schicken Sie uns Ihre Anfrage und Bilder doch ĂŒber info@baumpflegeportal.de. Wir melden uns gleich bei Ihnen mit den Details.
Herzliche GrĂŒĂe,
das Baumpflegeportal-Team