Hängebirken schneiden und auslichten – Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Blatt_Frage

In meinem Garten wächst eine 40 Jahre alte, schön gewachsene Hängebirke. Doch sie nimmt sehr viel Licht weg und umliegende Pflanzen wachsen wegen des Lichtmangels schlecht. Deshalb möchte ich den Baum im Sommer radikal ausdünnen. Im belaubten Zustand erkenne ich deutlich, welche Äste raus müssen. Problematischer ist es, wenn die Blätter weg sind. Ich sehe dann nicht, wohin der Schatten fällt. Kann ich während der Belaubungsphase meinn Baum auslichten, um die gewünschten Effekte direkt zu erkennen und zu korrigieren? Oder schadet ein Schnitt im Sommer meiner Hängebirke?

Die Antwort:

Schnitt an Hängebirken schadet dem Habitus nicht

Blatt_Antwort

Grundsätzlich sei gesagt, Hängebirken lassen sich sehr schön schneiden, ohne dass der typische Baumhabitus darunter leidet. Die entscheidende Frage ist, ob radikaler Schnitt bei Belaubung sinnvoll ist. Ein Sprichwort sagt: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Es müsste wohl eher heißen: Wo Schatten ist, ist kein Licht! Schatten ist gut für uns, aber oft schlecht für Pflanzen, die auf Licht angewiesen sind. Um die unterdrückten Pflanzen durch mehr Lichteinfall zu fördern, haben Sie zwei unterschiedliche Schnittmöglichkeiten.

Ziel festlegen

„Laub oder nicht Laub“, dass ist Ihre Frage. Bevor ich darauf eingehe, definiere ich zuerst das Ziel, wie ich es verstanden habe: Den Baum in seiner Wuchsform erhalten, jedoch anderen Pflanzen im Umkreis mehr Licht geben.

Mögliche Maßnahmen

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Sie das Ziel erreichen. Der Schnitt selbst ist bei Birken in beiden Fällen sehr leicht durchführbar, ohne den typischen Wuchshabitus der Krone zu zerstören. Denn die Birke wiederholt zuverlässig ihr filigranes Wuchsmuster mit jeder Astverzweigung. Sie ist sehr leicht und baumschonend im Umfang zu reduzieren, aber genauso gut auszulichten. Vermeiden Sie unbedingt hässliche und Baum zerstörende Kappungen an großen Ästen. Kürzen Sie keine Äste ein, sondern entfernen Sie die Äste und Astverzweigungen komplett bis zum jeweiligen Astansatz.

Auslichten der Krone

Die erste Möglichkeit ist, den Baum auszulichten, damit er mehr Licht zwischen den Zweigen durchlässt. Diese Möglichkeit sehe ich nicht als hilfreich an, auch wenn sie leicht umzusetzen ist. Der Grund: bei gleichbleibender Vitalität des Baumes (und die ist aus gesundheitlichen Gründen für den Baum anzustreben) füllt die Birke die Lücken schnell. Sie müssten ständig auslichten. Außerdem stehen für die verbleibenden dickeren und weiter wachsenden Äste weniger Blätter für die Ernährung zur Verfügung. Das schwächt den Baum. Beim Auslichten entnehmen Sie die Astpartien, die „doppelt“ sind, also aufeinander liegen. Die Entnahme verursacht keine Lücken. Achten Sie darauf, dass Sie im vorderen, peripheren Bereich eher die stärkeren Äste entnehmen und die Dünneren belassen. In der Nähe des Stammes dürfen durchaus dickere Äste verbleiben.

Reduktion des Kronenumfangs

Die zweite, von mir bevorzugte Möglichkeit ist, den Umfang der Krone zurück zu nehmen. Das ist natürlich auch ein Kompromiss: Der Baum gibt mehr Fläche für Licht frei, belässt aber einen Teil mit Schatten. Um den Kronenumfanges zu reduzieren, verfahren Sie ähnlich wie beim Auslichten. Sie suchen sich eine weiter hinten liegende Astverzweigung mit typischem Birken-Hängewuchs (hintereinander liegend). Die davor liegenden Astpartien entfernen Sie komplett. Die Schnittstellen liegen weiter innen und die neuen peripheren Äste überdecken diese. Haben Sie das gekonnt hingebracht, sind die Schnittstellen von außen kaum zu erkennen, und der Baum behält seine typische Form.

Die richtige Schnittzeit

Da Sie ihren Baum selber schneiden, ist es kein Problem, auf den idealen Zeitpunkt für den Schnitt zu warten. Der Arbeitsaufwand hält sich in Grenzen. Sie müssen nicht mehr als eine Stunde investieren.

Frühjahr bis Frühsommer

Die optimalste Zeit für eine Kronenreduktion ist Frühjahr bis Frühsommer (circa April bis Juni). Das kommt Ihnen entgegen: Sie sehen direkt, wie sich der Schnitt auf die Durchlässigkeit des Lichtes auswirkt. Allerdings nur so lange, bis der Baum diese Lücke wieder geschlossen hat.

Sommer

Ein Sommerschnitt im Juli/August/September kommt nicht in Frage. Zumindest nicht, wenn Sie strukturell eingreifen und stärkere Astpartien entnehmen. Sie entnehmen zu viel Blattmasse, was den Baum gesundheitlich schwächt. Er hat nicht mehr genug Zeit, für den Winter genügend Reservestoffe einzulagern. Außerdem sind Äste, die sich spät bilden, sehr anfällig gegen Frost.

Wenn Sie sich für die Birke stark machen wollen und die beschatteten Pflanzen hinten anstellen, schneiden Sie problemlos im Sommer. Aber nur, wenn Sie sich nach der oben beschriebenen Methode auf leichtes und mäßiges Auslichten beschränken. Der Umfang der Birkenkrone bleibt dann annähernd gleich. Mäßigen Blattverlust kompensiert die Hängebirke im Sommer problemlos, da ehemalige im Schatten gelegene Blätter durch die Besonnung den Verlust durch eine höhere Photosynthese-Leistung auffangen.

Winter

Der Winter ist für die Birke als Schnittzeit umstritten. Sie gehört zu den blutenden Baumarten. Sie verliert bei Schnitt im Winter Pflanzensaft aus den Schnittwunden. Das kann ganz schön viel sein. Die Schädlichkeit des „Blutens“ ist noch nicht eindeutig erwiesen oder geklärt. Ich selbst stellte noch keine Nachteile fest. Wenn Sie mit dem Schneiden bis nach dem Blattaustrieb warten, umgehen Sie die Klärung dieser Frage. Das Bluten stoppt schlagartig, sobald im Frühjahr die ersten Blätter zu sehen sind. Können Sie im Winter die Äste beurteilen, dürfen Sie auch problemlos im Spätwinter schneiden, auch wenn die Birke blutet.

Fazit für die Schnittzeit

  • Bei leichtem Auslichten: ganzjähriger Schnitt möglich, optimal im Frühjahr
  • Bei strukturellem starkem Schnitt: optimal im Frühjahr, möglich im Spätwinter, suboptimal im Winter und schädlich im Sommer und Herbst

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Der Autor: Johannes Bilharz

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6 Antworten
  1. Martina Aller

    Vielen Dank für die guten Tipps. Können Sie mir einen Rat geben, wie ich unsere Hängebirke am Fuß schneiden kann. Sie wächst bis über den Boden und liegt inzwischen fast eine Armlänge auf.

    Antworten
    • Baumpflegeportal

      Hallo Martina,
      Hängebirken haben meist zum Boden hin sehr dünne und biegsame Äste. Ist das der Fall, kannst du sie einfach mit einer Gartenschere kürzen. Idealerweise immer kurz über (bzw. bei herabhängenden Ästen unter) einer Blattknospe. Hier kann der Baum in nächsten Jahr weiterwachsen. Achte auf glatte Schnitte mit einer guten Schere. Schneidest du viele Äste auf einmal kommt es oft zu reißenden Verletzungen, bei denen die Wunde dann weit eintrocknet. Die Folge sind schlecht verwachsende Wunden und manchmal sogar Pilzbefall.
      Schneide am besten so, dass die Birke nach deinem Schnitt wieder einige Jahre wachsen kann. So hat sie nicht jährlich mit dem Wundverschluss zu kämpfen.
      Viele Grüße, Marina Winkler

      Antworten
  2. Nedi

    Tolle Arbeit die ihr mit dieser fachlichen und sachlichen Seite macht.,

    Antworten
    • Baumpflegeportal

      Danke 🙂

      Antworten
  3. Marc Schneider

    Meine Birken sind jetzt mit über 15m viel zu hoch geworden. Ich würde sie gern auf 6-7m kürzen. Ist das möglich? Was muss ich beachten? Herzliche Grüße, Marc.

    Antworten
    • Baumpflegeportal

      Guten Tag Herr Schneider,
      Birken lassen sich, wie alle Bäume, nicht gut in der Höhe einschränken. Kürzen Sie eine 15 Meter hohe Birke auf 6-7 Meter ein, entstehen sehr große unphysiologische Wunden. Diese infizieren sich schnell mit Pilzen und der Baum ist nicht mehr standsicher. Eine 15 Meter hohe, gesunde und ungeschnittene Birke ist in fast jedem Fall sicherer als eine geschnittene. Lassen Sie am Besten einen Baumkontrolleur kommen, der den Zustand Ihres Baumes beurteilen kann. Von einer Kappung würde ich in jedem Fall abraten.

      Antworten

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