Der Grunewald in Berlin

Seit 2012 wählt der Bund Deutscher Forstleute (BDF) jährlich das „Waldgebiet des Jahres“. Ausgezeichnet werden Waldgebiete, die sich durch nachhaltige Bewirtschaftung und vorbildliche Leistungen für Bürger und Gesellschaft hervortun. Das erste „Waldgebiet des Jahres“ wurde im Jahre 2012 gewählt. Damals wurde der der Meulenwald, ein Teil der Moseleifel, ausgezeichnet. Im Jahr 2015 errang der Grunewald im Südwesten Berlins den Titel.

Der Grunewald ist ein etwa 3.000 Hektar großes Wald- und Landschaftsschutzgebiet in der Hauptstadt. Zum „Waldgebiet des Jahres 2015“ hat der BDF diesen Wald gewählt, da es hier vorbildlich gelingt, die hohen Besucherzahlen mit Naturschutz und forstwirtschaftlicher Nutzung in Einklang zu bringen.

Berlins grüne Lunge

Der Grunewald ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete der Metropole Berlin. Seit 1915 befindet er sich offiziell im Besitz der Hauptstadt. Er erfüllt zahlreiche Funktionen: als Erlebnis- und Erholungsraum für seine Besucher, als „Grünes Klassenzimmer“ für Berliner Schülerinnen und Schüler, als vielfältiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere, als Lieferant von Trinkwasser, als „grüne Lunge Berlins“ und nicht zuletzt als Produzent des Rohstoffes Holz. Diese vielfältigen Anforderungen müssen koordiniert und der Grunewald so bewirtschaftet werden, dass er seine Aufgaben nachhaltig erfüllen kann. Für die Bewirtschaftung sind die Berliner Forsten zuständig.

Waldgebiet des Jahres 2015: Der Grunewald in Berlin
Waldgebiet des Jahres 2015: Der Grunewald in Berlin

Geschichte des Grunewalds

Der Grunewald entstand vor mehr als 20.000 Jahren. Er trug in seinen Anfangszeiten den Namen Spandower oder Teltower Heide. Das liegt daran, dass das Waldgebiet Teil der sich über Teile Berlins und Brandenburg erstreckenden Landschaft Teltow ist. Diese ist geprägt durch einen trockenen Sandboden.

Im 16. Jahrhundert wurde dieser Wald in erster Linie als Jagdgebiet genutzt. Eigens für den damaligen Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg wurde 1542 deshalb am südöstlichen Ufer des heutigen Grunewaldsees ein Jagdschloss errichtet. Heute ist es einfach als Jagdschloss Grunewald bekannt. Das älteste erhaltene Schloss Berlins erhielt allerdings seinerzeit von seinem Baumeister Caspar Theyß den noch klangvolleren Namen „Zum grünen Walde“. Und daraus entstand später ebenjener Name für das gesamte Waldgebiet, das sich in den heutigen Berliner Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf befindet und im Westen von der Havel begrenzt wird.

Das Jagschloss Grunewald ist Namensgeber des berühmten Berliner Waldgebietes.
Grunewald-Jagdschloss

Foto: pixabay

Baumbestand im Grunewald

Ursprünglich war der Grunewald ein eher kiefernarmer Mischwald. Doch die seit dem Mittelalter zunehmende forstwirtschaftliche Nutzung veränderte die Zusammensetzung der Vegetation. Heutzutage besteht der Baumbestand überwiegend aus Kiefern. Diese machen etwa 56 Prozent des gesamten Waldes aus. Die zweite dominierende Baumart ist die Eiche. Etwa 26 Prozent der Bäume im Grunewald gehören zu dieser Baumart. Auf den Plätzen folgen Birken (8 Prozent) und Rotbuche (3 Prozent). Es finden sich aber beispielsweise auch Hainbuchen, Erlen und Weiden. Außerdem gibt es neben Moorgebieten ebenso Trockenrasen, Dünen und Heideflächen. Aufgrund dieser besonderen Vielfalt wurde ein Teil des Grunewalds zum Natura-2000-Schutzgebiet erklärt, einem europaweiten Netz von Schutzgebieten.

Fotos: pixabay

Naturschutzgebiet Grunewald

Die vielen Seen wie Grunewaldsee, Schlachtensee, Krumme Lanke und Pechsee machen den Grunewald zum attraktiven Erholungsgebiet. Etwa 100 Millionen Menschen besuchen ihn jährlich. Mit seinen Bäumen leistet er zudem einen wesentlichen Beitrag zu einem gesunden Stadtklima. Doch in den Umweltbildungszentren des Grunewalds wird auch vermittelt, wie wichtig der Erholungswald für den Naturschutz und Artenschutz ist. So liegen insgesamt sieben ausgewiesene Naturschutzgebiete im Grunewalder Forst auf einer Gesamtfläche von etwa 227 Hektar.

Denn die Bäume des Erholungswalds sind für viele Tiere und Pflanzen ein wichtiger Lebensraum. Dazu zählen beispielsweise einige seltene und streng geschützte Käferarten wie der Eremit, der Heldbock und der Hirschkäfer und Vögel wie Buntspecht, Kleiber, Waldlaubsäge und Baumläufer. Auch der seltene Wespenbussard ist hier zuhause. Unter dem Baumdach des Grunewalds trifft man ebenso auf Amphibien und Echsen wie die Zauneidechse sowie diverse Schmetterlingsarten, beispielsweise den seltenen Trauermantel. Mehrere geschützte Fledermausarten wie Braunes Langohr, Großer Abendsegler, Fransen- und Breitflügelfledermaus sind hier ebenfalls anzutreffen.

Eichen im Grunewald

Der vermutlich älteste Baum im Grunewald ist eine Eiche. Etwa 400 Jahre hat die Stieleiche an der Großen Steinlanke, in der Nähe der DLRG-Rettungsstation wahrscheinlich auf dem Buckel. Das ist ihr, mit Verlaub, allerdings auch anzusehen. Knorrig und etwas gerupft präsentiert sich der altehrwürdige Baum inzwischen. Unzählige Unwetter der vergangenen Jahrhunderte und wohl auch der ein oder andere Blitzschlag haben in der Krone deutliche Spuren hinterlassen. Besonders eindrucksvoll ist der gewaltige Stamm mit einem Umfang von etwa 6,70 Meter und einem Durchmesser von 2,13 Meter.

Charaktervolle Hutewald-Eichen

Es finden sich so einige etwa 300 bis 400 Jahre alte Eichen im Grunewald. Dabei handelt es sich um sogenannte Hutewald-Eichen. Die Bezeichnung Hute leitet sich vom Wort hüten ab. Denn bis ins Mittelalter hinein trieben die Bauern ihr Vieh, in der Regel Schweine, Ziegen, Schafe und Rinder, zum Fressen einfach in diese Waldgebiete. Diese ernährten sich dort zum einen von den Früchten, in erster Linie Eicheln und Bucheckern, sowie von Wildobst und Pilzen. Zum anderen reduzierte der Verbiss an den Blättern, Trieben und Zweigen junger Bäume die Naturverjüngung der Bäume. Dadurch bekamen die älteren Bäume mehr Licht und konnten sich so besser zu großen, stark fruchtragenden Exemplaren entwickeln. Ergebnis waren sogenannte Waldweiden, also lichte und offene, fast parkartige Wälder mit wenig Unterwuchs und großkronigen, einzeln stehenden Bäumen. Auch diese Charakterbäume machen ein Großteil des Charmes des Berliner Grunewalds aus.

Die Autorin: Claudia Dreckmann

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