Holzige Profiler

Wenn Bäume Täter überführen

Er schlägt seinen Schal bis zu den Ohren hoch, so kalt ist es bereits im dunklen Oktober-Wald. Um seine Füße wabern Nebelschwaden. Aus den finsteren Ecken zwischen den Wurzeln kriecht der nasse Dunst. Seinen Schal zieht er noch höher – ein Frösteln sitzt ihm im Nacken. Ob er damit rechnet, bald an einer Leiche vorbeizugehen? Seinen Augen bleibt sie gut verborgen. Tief unter den knorrigen Ästen, liegt sie im dunklen Erdreich. Die Geschichte, warum sie hier liegt und wer sie hierher gebracht hat, kann sie uns nicht mehr erzählen. Aber die Bäume könnten uns ihren Fundort verraten – oder?

Polizeiarbeit 2.0

Normalerweise ist das Aufspüren von Leichen Polizeisache. Bald könnten aber Bäume und andere Pflanzen den Männern und Frauen in Uniform dabei helfen, Leichenfundorte aufzudecken. Amerikanische Wissenschaftler fanden heraus, dass die Ernährung von Pflanzen widerspiegelt, was sich im Erdreich befindet. Diese Entdeckung bietet der Polizei neue Möglichkeiten bei ihrer Leichensuche. Leichensuchhunde hätten ein gezielteres Einsatzgebiet. Generell: Suchen beschränken sich in Zukunft auf einen klaren Raum, nicht mehr auf riesige Flächen.

Die Aussage der Bäume

Der Biologe Dr. Neal Stewart Jr. von der Universität in Tennessee (USA) befasste sich mit der Ernährung von Pflanzen. Er fand heraus, wie schnell Pflanzen auf einen Stickstoffeinstrom reagieren. Je nach Stickstoffmenge kam es zu Veränderungen in der Blattfarbe und im Reflexionsvermögen. Er und sein Forscher-Team untersuchten den Zersetzungsprozess von menschlichen Körpern. Für die Untersuchungen wählten sie verschiedene Bedingungen und verschiedene Orte aus. Sie forschten daran, wie sich die Nährstoffkonzentration im Boden verändert und was das mit den Pflanzen macht.

Wie zeigen Bäume Leichen an?

Stirbt ein Mensch, setzt er Stickstoff frei. Dem Magazin berichteten die Forscher, dass ein durchschnittlicher Amerikaner 2,6 Kilogramm Stickstoff in sich trägt. Das sei ungefähr 50 mal so viel, wie in einer Saison für Bäume und Sträucher an Dünger empfohlen wird. Das bedeutet: Gelangt diese Menge in einen Baum oder eine andere Pflanze, führt das zu Veränderungen. Die Forscher fanden zudem heraus, dass exotische Pflanzen flexibler auf die veränderten Bedingungen im Boden reagierten.

In Kanada gab es dazu einen Test mit toten Schweinen. Je nach Region und Land könnten verschiedene Pflanzen und deren intensive Farbe Hinweise auf Leichen im Boden liefern. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik: Noch ist dieses Verfahren als verlässlicher Indikator nicht genug erforscht. Knacken die Forscher eines Tages den „Farbcode für Leichen“, könnten Polizei und Co. gezielt nach ihnen suchen. Das liegt aber derzeit noch in weiter Ferne.

Hilfe für die grünen Profiler

Zugegeben: Sicherlich sind Sie nicht auf der Suche nach Leichen in Ihrem Garten – das hoffen wir zumindest. Vielleicht suchen Sie aber jemanden, der sich mit Bäumen auskennt. Sie brauchen Hilfe bei der Pflege? Sie wollen keinen falschen Schnitt machen oder wissen nicht, welches Insekt oder welcher Pilz Ihrem Baum schadet? Über die Suchfunktion des Baumpflegeportals finden Sie schnell eine/n qualifizierte/n Baumpfleger/in vor Ort. Unsere grünen Profis helfen Ihnen gerne weiter!

Botanische Forensik

Bäume und andere Pflanzen spielen bei der Spurensicherung eine große Rolle. An Tatorten sammelt sie die Spurensicherung als Beweismittel. Pflanzliche Rückstände haften in Schuhsolen, Reifenprofilen oder auf der Kleidung. Ist eine solche Spur tatrelevant, gehen die Untersuchungen weiter. Experten aus der Botanischen Forensik ziehen hier Vergleiche und beproben den Tatort und die Pflanzen erneut. Manchmal erst zu einem späteren Zeitpunkt. Dabei behalten sie die Jahreszeiten im Blick, denn diese verändern die Vegetation am Tatort.

Pollenkunde, Flechtenkunde oder Bryologie zählen zur Botanischen Forensik und sind Unterkategorien. Bryologie ist die Kunde von Moosen. Wer hier seine Zukunft sieht, muss vorher eine Naturwissenschaft studieren. Erst danach erfolgt eine fachspezifische Ausbildung im forensischen Bereich. Kommen diese Experten nicht weiter, hilft ihnen ein Netzwerk von Spezialisten. Letztere spezialisierten sich auf bestimmte Pflanzen und helfen so den Kollegen in der Botanischen Forensik weiter.

Eine eigene Technik ist die Botanische Forensik nicht. Sie ist ein eigenes Arbeitsfeld, in dem Spezialisten die Eigenschaften von pflanzlichen Spuren untersuchen. Pflanzen sind im Gegensatz zu Tieren ortsgebunden und liefern manchmal entscheidende Hinweise zu einem Tatgeschehen. Keine Beweise sind Pflanzen, die sich in großer Stückzahl vermehren. Laut dem Bundeskriminalamt war die Stieleiche am häufigsten bei der Aufklärung von Straftaten in Deutschland „beteiligt“: Ihr Blattmaterial werteten Forensiker am häufigsten aus.

Ein anderer Kriminalfall

Der Tote in der Fichte

Einen ganz anderen Zusammenhang von Bäumen und dem Tod gab es 2009 im bayerischen Landshut. Spaziergänger fanden am Fuße einer Fichte Knochen und riefen daraufhin die Polizei. Die Spezialisten durchquerten das unwegsame Gelände und entdeckten einen Toten in einer dicht bewachsenen Fichte. In elf Metern Höhe. Wie sich herausstellte, beendete der Mann sein Leben selbst und wählte dafür diesen Baum aus.

Die sterblichen Überreste des Mannes hingen fast 30 Jahre unbemerkt in der Krone der Fichte. Nur anhand seiner künstlichen Hüfte gelang es der Polizei, ihn zu identifizieren. Verwandte meldeten ihn 1980 bereits als vermisst. Der Polizei lag damals ein Abschiedsbrief vor. Darin schrieb der Mann, dass er nicht gefunden werden wollte. Wie er in die Fichte kam, ist bis heute unklar. Helfer des THW bargen im Frühjahr 2009 mit einer Hebebühne seine sterblichen Überreste.

Die Autorin: Simone Huss-Weber

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