Deutsche Baumpflegetage 2017

Interessantes aus Augsburg

1.450 Fachleute aus 17 Ländern, 40 Fachvorträge und mehr als 140 Austeller, das waren die 25. Deutschen Baumpflegetagen in Augsburg. Die Redaktion vom Baumpflegeportal war natürlich live Ort und hat sich über die neusten Fortschritte in der Forschung und Entwicklung rund um Baumpflege und Baumbiologie informiert. Aus der großen Auswahl an spannenden Vorträgen, sind im Folgenden drei interessante Themen kurz zusammengefasst.

Überblick der Themen

Gleich zu Beginn der Tagung erwartete die Teilnehmer der Baumpflegetage ein kleines Highlight. Nach der Eröffnung hielt der französische Botaniker Francis Hallé einen Vortrag über die Kronenarchitektur von Bäumen. Berühmt wurde der Wissenschaftler durch seinen Film „Das Geheimnis der Bäume“. Der Rest des ersten Tages stand im Zeichen des Forschungsprojekts „Stadtgrün 2021“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG). Das Projekt steht unter dem Motto „Neue Bäume braucht das Land“. Das Projekt ist wichtig, da heimische Stadtbäume unter den beginnenden Klimaveränderungen leiden und dadurch anfälliger für Schädlinge und Krankheiten sind. Als Folge werden zukünftig weniger heimische Arten die Anforderungen an einen Stadtbaum erfüllen und neue Arten in den Fokus rücken. Der zweite Tag der Fachtagung knüpft direkt an den ersten Tag an und konzentriert sich auf Bäume im Klimawandel.

Trockenstress-Projekt AdapTree

In der heutigen Zeit wird es immer wichtiger, die passende Baumart für den Standort auszusuchen. Zunehmende Schwankungen in der Temperatur, trockenere Sommer und nasse, milde Winter machen es den Landschaftsplanern nicht leicht. Vor allem der Trockenstress setzt vielen Bäumen mit geringem Wurzelraum sehr zu.

Das Projekt AdapTree spielt mit einem anderen Gedanken. Ist es möglich, junge Bäume so zu erziehen, dass sie besser mit Trockenstress umgehen können? Kann die Baumschule die Bäumchen also schon in der Baumschule auf ihr Leben als Stadtbaum vorbereiten? Dazu startete die TU Dresden einen Versuch, in dem junge Bäume unterschiedliche Bewässerungssysteme bekamen. Ein Drittel der Pflanzen bekam ausreichend Wasser, wie es bisher in Baumschulen üblich ist. So sind die Bäume schnell verkaufsbereit. Das zweite Drittel bekam nur sehr wenig bis gar kein Wasser. Die restlichen Pflanzen hatten im Wechsel keine Bewässerung und zwei bis vier Tage intensive Wasserversorgung.

Im Forum war wie immer viel los.
Rückblick auf die Deutschen Baumpflegetage 2017

Während der Versuchsjahre zeigte sich eine klare Höhenverteilung. Die Pflanzen mit guter Bewässerung waren deutlich höher und die Stämmchen dicker, als die Pflanzen mit schlechter oder keiner Bewässerung. Danach setzten die Forscher alle drei Systeme ein Jahr lang der vollen Trockenheit aus. In dieser Zeit wuchsen alle Pflanzen weniger zu als in den Jahren davor. Der Zuwachsrückgang zum Vorjahr war bei optimaler Bewässerung stärker als bei wechselnder Bewässerung und diese wiederum stärker als bei minimaler Bewässerung. Auch der Wasserstrom im Baum ist von Bedeutung. So ist der Wasserstrom im Xylem bei den gut versorgten Bäumen auch im Trockenjahr höher gewesen. Das heißt auch, dass sie mehr Wasser verbrauchen und somit schneller in Trockenstress kommen.

Dennoch waren im Versuch die Unterschiede zwischen den Baumarten so stark, dass das Ergebnis nicht allgemein gültig ist. Die Sommerlinde beispielsweise konnte den Trockenstress auch bei vorheriger guter Bewässerung gut kompensieren. In der Konsequenz wird deutlich, dass die Erziehung einen guten Beitrag zur Anpassung von Bäumen an Problemstandorte leisten kann. Dennoch bleiben die Auswahl der Baumart und Genmaterial aus passenden Standorten die wichtigsten Kriterien für gesunde und sichere Bäume.

Baumkontrolle nach Baumarten differenziert

Bei der Baumkontrolle gibt es unterschiedliche Schadsymptome zu beachten. Einige davon sind Baumartenübergreifend und können an jedem Individuum vorkommen. Andere hingegen kommen gehäuft oder sogar ausschließlich an bestimmten Arten vor. Drei davon wurden von Oliver Geiser, Petra Jaskula und Antje Lichtenauer genauer vorgestellt.

Fichte

An den Fichtennadeln finden wir häufig Fichtenrährenlaus, die Nadelholzspinnmilbe und unterschiedlcihe Gallmilben. Außerdem ist sie empfindlich gegenüber Streusalz. In der unteren Krone neigt die Fichte zur Totholzbildung, welches sie jedoch lange behält. Große Probleme kann der der Borkenkäfer unter der Rinde verursachen. Er kommt vor allem in Monokulturen mit geschwächten Bäumen vor. Durch ihre schlechte Abschottung verträgt die Fichte Kappungen nur schlecht. Achten Sie auf Pilze wie den Rotrandige Baumschwamm, den Wurzelschwamm, den Hallimasch und den Kiefernbraunpoling. Sie sind Anzeiger für geschwächte Individuen und manchmal sogar eine reduzierte Bruch- und Standsicherheit.

Lärche

An den Trieben der Lärche sind die Lärchenschütte, der Lärchenblasenfuß und die Lärchenminiermotte auffällig. Auch sie bildet gern Totholz und hat mit Pilzen zu kämpfen. Dazu zählen der Schwefelporling, der Lärchenkrebs, der Lärchenschwamm, der Rotrandige Baumschwamm und auch der pilzähnliche Erreger der Phytophtera-Krankheit. Der große Lärchenborkenkäfer geht vor allem an stark geschwächte Bäume und richtet vor allem unter der Rinde Schaden an. Im Wurzelbereich kommen vor allem der Kiefernbraunporling, der Lackporling und die Wurzellorchel vor.

Jahrbuch der Baumpflege

Jedes Jahr erscheint zu den Baumpflegetage das Jahrbuch der Baumpflege. Ein Nachschlagewerk und Fachbuch für Baumpflege, Baumkontrolle und allem was rund um den Baum wichtig ist. Bestellbar über die Forum Baumpflege

Jahrbuch der Baumpflege 2017
Rückblick auf die Deutschen Baumpflegetage 2017

Mammutbaum

Der Mammutbaum hat an seinen Trieben mit dem Grauschimmel, der Wacholder-Schildlaus und dem Mammutbaum-Triebsterben zu kämpfen. Verursacher des Triebsterbens ist der Rindenpilz Botryosphaeria dothidea. Der Mammutbaum neigt zu Tot-Ästen und muss aufgrund seiner Höhe oft Blitzschäden verkraften. Durch die stark gebogenen Äste reißen sie in der unteren Krone oft ein, was zu erhöhter Bruchgefahr führt. Am Stammfuß kommt es oft zu Wucherungen, deren Grund Bakterien unterschiedlicher Art sind. Auch treten Fäulen durch den Hallimasch auf, welcher das Kambium unter der Rinde zersetzt. Doch auch der Wurzelschwamm, der Lackporling und der Kiefernbraunporling können zu Fäule beim Mammutbaum führen.

ZTV Baumpflege

Die ZTV Baumpflege 2017 ist im November erschienen in einer neuen Fassung herauskommen. Die Änderungen umfassen sowohl strukturelle, als auch inhaltliche Änderungen. Die ZTV legt die zusätzlichen technischen Vertragsbedingungen für die Baumpflege fest.

In der neuen Fassung geht die ZTV viel mehr auf den Artenschutz in der Baumpflege ein. In diesem Zuge wird zwischen „schonenden Form- und Pflegeschnitten“ und „stark eingreifenden Maßnahmen“ unterschieden. Dies soll die Auslegung der Fäll- und Schnittverbote im Bundesnaturschutzgesetz für den Baumpfleger vereinfachen und klarer gestalten. Zusätzlich wurden der Formschnitt und der Kopfbaumschnitt als Leistungen mit aufgenommen. Auch die „Behandlung von Wurzelschäden“ ist neu. Insgesamt hat die ZTV ihren Aufbau teilweise abgeändert. Viele Kapitel sind nun in anderen Kategorien zu finden als bisher.

Insgesamt müssen Baumpfleger sich in die neue Form der ZTV einarbeiten. Doch nun ist sie wieder auf dem aktuellen Stand der Dinge und hat sich somit den Veränderungen und neuen Erkenntnissen in der Baumpflege angepasst.

Neuheiten 2017

Im Freeworker-Blog gibt es eine Übersicht über technische Neuheiten und Produkte auf der Messe der Baumpflegetage.

Messe auf den Baumpflegetagen 2017
Rückblick auf die Deutschen Baumpflegetage 2017

Die Autorin: Marina Winkler

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Quellen:

  • 25 Jahre Deutsche Baumpflegetage: Der Mammutbaum der Baumpflege-Events feierte Jubiläum
  • Buch: Jahrbuch der Baumpflege 2017 – hier bestellen
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