
Die Frage:
Starker Mistel-Befall: Apfelbaum noch zu retten?
In meinem Garten steht ein circa 60 bis 80 Jahre alter Hochstamm-Apfelbaum. Er ist um die neun Meter hoch. Leider ist er sehr stark von Misteln befallen. Im letzten Jahr hat sich der Befall auf ungefähr zwei Drittel der oberen Krone ausgedehnt. Er prägt das Gesamtbild des Gartens entscheidend. Deshalb wäre es sehr schade, wenn man ihn entfernen müsste. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, ihn vor einem schnellen Tod zu bewahren. Ist der stark von Misteln befallene Apfelbaum noch zu retten oder ist es zu spät?
Schwierig den Apfelbaum noch zu retten
Für den Apfelbaum gibt es leider keine allzu guten Nachrichten. Denn bei starkem Entzug von Nährstoffen und Wasser durch eine erhöhte Anzahl von Misteln, verringert sich die Vitalität des Baums. Er wird also geschwächt und Äste können brechen.
Haben sich die Misteln nur im äußeren Kronenbereich angesiedelt, kann der Baum durch einen gezielten Schnitt gerettet werden. Die befallenen Äste sollten an der nächstliegenden Astgabelung entfernt werden. Das heißt, der von den Misteln befallene Teil des Astes muss entfernt werden. Es ist nicht ausreichend, lediglich die Mistel wegzuschneiden.
Keine Rettung bei Misteln an den Leitästen
Haben sich die Misteln aber auch an den tragenden Leitästen etabliert – wonach es in diesem Fall (siehe oben) leider aussieht – ist eine Rettung des Baums nicht mehr möglich. Es bleibt also nur, den Baum zu fällen. Denn es besteht akute Bruchgefahr. Aufgrund der Schwächung und des Nährstoffentzugs durch die Misteln wird er durch herabfallende, starke Äste etc. zum Risiko.
Um wirklich sicher zu gehen, inwieweit ein Baum durch Misteln bereits geschwächt ist – das heißt, ob eine Rettung noch infrage kommt oder leider nur eine Fällung übrig bleibt – sollten Sie in jedem Fall einen Fachmann direkt vor Ort zu Rate ziehen.
Der Autor: Florian Cantner, Baumpflege Cantner, PLZ: 14482
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Man kann auf den Fotos gut erkennen, dass sich der Mistelbefall im oberen Drittel der Krone befindet. Wer gelernt hat, Obstbäume nach Oeschberg zu schneiden, wird auf jeden Fall versuchen, dem Apfelbaum noch einige gute Jahre zu gönnen, und ihn auf keinen Fall fällen. Da mehrschichtige Kronen, wie hier auf den Bildern, immer dafür sorgen, dass die jeweils darunter liegende Krone beschattet wird, wäre das obere Drittel somit durch relativ starken Rückschnitt so zu öffnen, dass darunter liegende Leitäste mehr Licht bekommen und neu durchstarten können. Es würde als wenig schaden, hier stärker einzugreifen, um die Misteln mit zu entfernen – gerade dann, wenn als Alternative die Fällung des Baumes vorgeschlagen wird! Wenn der Baum also noch vital genug ist, wird er die Schnittwunden verheilen und „aufatmen“ und mit vermehrtem Neuaustrieb auf das Entfernen der Misteln und deren starke Beschattung reagieren. Wenn er nicht mehr vital genug ist, um größere Schnittwunden zu verheilen, kann man ihn immer noch fällen. Aber erfahrungsgemäß vertragen ältere Bäume den Rückschnitt im oberen Kronenbereich sehr gut, wenn man die darunter liegenden Bereiche entsprechend schont oder nur sehr zurückhaltend schneidet (nur abgetragenes Fruchtholz entfernen).