Wie stark kann ich eine Hecke zurück schneiden?

Blatt_Frage

Unsere Hecke zum Nachbargrundstück möchten wir gern stark zurück schneiden. Sie ist uns regelrecht über den Kopf gewachsen. Auf einer Länge von 14 Metern ist die 1,85 Meter breite Hecke 2,70 Meter hoch. Am liebsten wäre uns ein Rückschnitt auf halbe Höhe und 60 Zentimeter Breite. Die Hecke sollte nach dem Schnitt nicht eingehen.

Wie weit kann man Hecken maximal zurück schneiden und wie können wir den Rückschnitt sinnvoll und heckenschonend vornehmen?

Radikal nicht optimal – Hecken besser stufig schneiden

Blatt_Antwort

Ihre Hecke ist eine Thuja – auch Lebensbaum genannt. Sie gilt als robuste Art, jedoch sind einige Aspekte beim Rückschnitt zu beachten. Wählen Sie zunächst einen sinnvollen Schnittzeitpunkt. Gesetzlich ist ein starker Rückschnitt bis Ende Februar zulässig, da im späteren Jahresverlauf die Brutzeit beginnt. Vögel nisten nun in Hecken und brauchen Ruhe in dieser Zeit. Der Schnitt vor dem Austrieb ist auch für die Hecke günstig. Beim Neuaustrieb greift sie auf die für den Frühjahrsaustrieb angelegten Reservestoffe zurück.

Für das richtige Maß beim Rückschnitt stehen Ihnen Richtwerte zur Verfügung. Möchten Sie die Höhe der Hecke regulieren, kürzen Sie die dickeren Äste mit einer Astschere oder Baumsäge. Die kleineren Zweige arbeiten Sie anschließend mit der Hecken- oder Rosenschere nach.

Drei Methoden für den richtigen Schnitt Ihrer Hecke

Schwierig ist es, eine Hecke radikal zu kürzen. Das geht kaum harmonisch und nicht ohne Kompromisse. Grün sind nur die jüngsten Äste. Die sitzen außen. Durch regelmäßigen Schnitt erziehen Sie sich eine dichte Hecke. Aber wenige Zentimeter hinter der äußeren „Sichtmauer“ fehlen die jungen Äste und damit die Blätter und Nadeln. Erst aktiviert die Pflanze schlafende Augen im alten Holz. Diese bilden neue, junge Äste und damit Blattmasse. Der Aufbau einer Hecke ist mühsam und dauert einige Jahre. Hier ist es notwendig, dass Sie in einer Zeit schneiden, bei der im alten Holz genügend Reservestoffe für einen Neuaustrieb vorhanden sind. Dies dürfte ausreichend am Ende des Winters beziehungsweise im zeitigen Frühjahr der Fall sein.

Vorsichtsmaßnahmen

Bitte beachten Sie, dass es sich bei Thuja um eine giftige Pflanze handelt. Achten Sie beim Schnitt der Hecke auf lange Kleidung. Vermeiden Sie zu viel Hautkontakt mit der Pflanze um allergischen Reaktionen vorzubeugen.

Bitte behalten Sie im Hinterkopf, dass Sie durch starke Schnitteingriffe die Hecke schädigen. Das muss bei einer Hecke kein allzu großes Drama sein. Schließlich muss eine Hecke selten 100 Jahre alt werden und die mögliche geringere Stabilität gefährdet die Sicherheit von Fußgängern nicht sonderlich. Aber ich muss darauf hinweisen, dass radikale Schnitte nicht optimal sind für die Gesundheit von Bäumen und Sträuchern, weil die „Abwehrkraft“ der Bäume geschwächt ist.

Die nachfolgenden drei Methoden zeigen Ihnen Wege auf, wie Sie eine zu mächtig geratene Hecke in den Griff bekommen.

1. Möglichkeit

Sie schneiden soweit es geht im oberen Drittel herunter und seitlich nach innen. Dadurch fördern Sie den unteren Teil und bremsen den oberen. Der grüne Mantel ist lichtdurchlässig und der Austrieb im Inneren wird ermöglicht. So gehen Sie Stufe für Stufe weiter zurück. Das dauert seine Zeit, eventuell sogar Jahre. Vorteil: harmonisch, heckenfreundlich..

2. Möglichkeit

Sie kürzen die Hecke erst in der Höhe und belassen das Grün an den Seiten. Das Loch schließt sich im besten Fall in einigen Jahren und Sie können sukzessive die Seitenbreite verringern. Umgekehrt geht es nicht. Das obere Grün würde den Austrieb an der Seite verhindern (Apikaldominianz), weil es ein höheres Austriebspotenzial hat. Nachteil: Die Hecke hat für längere Zeit ein unschönes grünloses Loch auf der Oberseite. Vorteil: Der seitliche Blick auf die Hecke bleibt weiterhin grün und die grüne Blattmasse sorgt für Assimilate.

3. Möglichkeit

Komplette Rücknahme auf einen Schlag. Dabei schneiden Sie sämtliches Grün weg. Wichtig: Es müssen genügend Reservestoffe im Holz angelegt sein. Den günstigsten Zeitpunkt in Bezug auf die Reservestoffe kenne ich bei Thuja nicht. Ich denke, dass der Spätwinter kein schlechter Zeitraum ist. Immergrüne Hecken haben mit Sicherheit einen anderen Reservestoff-Haushalt, als dies bei laubabwerfenden Hecken der Fall ist. Unbedingt darauf achten, dass Sie die Hecke konsequent „spitzpyramidal“ nach oben verjüngen. Nehmen Sie eher ältere Äste heraus und schonen Sie jüngere Äste vor allem nach oben hin. Nachteil: Hohes Risiko hinsichtlich Neuaustrieb. Es kann bei dieser Methode zum Totalausfall kommen. Vorteil: Wenn es klappt, ist die Hecke in kurzer Zeit gleichmäßig aufgebaut und grün.

Der Autor: Johannes Bilharz

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12 Antworten
  1. J.C Köhler

    Moin Moin, also eine Thuja-Hecke oder andere Nadelgehölze, die als Hecke gepflanzt worden sind, sollte man nie radikal kürzen, da sie sonst nie wieder vernünftig austreibt zumindest nicht an den Seiten. Da Thuja oder Nadelgehölze von innen her immer verkahlen, deswegen mein Tipp: Immer mindestens 3-5 cm vor dem „braunen“ Inneren aufhören zu schneiden.

    Antworten
    • Baumpflegeportal

      Hallo Herr Köhler,
      herzlichen Dank für ihren Kommentar und die sinnvolle Ergänzung. Die radikale Kürzung ist wie im Beitrag beschrieben tatsächlich mit einem hohen Risiko verbunden. Da im Extremfall ein Totalausfall droht, ist sie auch weniger ratsam.
      Mit freundlichen Grüße
      Ihr Baumpflegeportal

      Antworten
      • Dietmar Möckel

        Hallo, ich möchte meine Hecke komplett zurück schneiden, denn sie wird immer breiter. Treibt sie dann wieder aus?

        Antworten
        • Marina

          Guten Tag Herr Möckel,
          je nach Baumart können Sie eine Hecke mehr oder weniger stark schneiden. Viele Baumarten vertragen einen Komplettschnitt jedoch nicht. Sie nehmen der Hecke damit jegliches oberirdisches Material, das sie zur Photosynthese benötigt. Bei Lebensbaumhecken würde ich keinen Radikalschnitt durchführen, da diese im starken Holz nicht wieder austreiben. Hainbuche beispielsweise verträgt Schnitte besser. Ein Rückschnitt um mehr als 1/3 kann aber bei allen Heckenarten zum Absterben führen.
          Viele Grüße, ihr Team vom Baumpflegeportal

          Antworten
  2. wolfgang beerens

    Wie weit kann ich eine Taxushecke zurückschhneiden ?

    Antworten
    • Baumpflegeportal

      Hallo Wolfgang, mit deiner Eibenhecke hast du gute Karten. Die Pflanze verträgt fast jeder Rückschnitt, da sie auch aus dem alten Holz austreiben kann. Allerdings braucht sie dann natürlich ein wenig Zeit, bis die braunen Stellen wieder mit grünen Trieben bewachsen sind. Versuche also lieber, einmal im Jahr einen Formschnitt zu machen und Stück für Stück mehr Material wegzunehmen, falls du die Höhe oder Breite reduzieren willst. So hast du keine hässlichen braunen Stellen in deiner Hecke. Achte dabei auf Handschuhe, da auch Rinde und Nadeln der Eibe giftig sind und manche Menschen allergisch darauf reagieren.

      Antworten
  3. Stasia

    Hallo,
    meine Thuja ist jetzt ca. 4.50 m hoch. Kann ich diese Thuja im Frühjahr bis auf die Hälfte auf einmal kürzen? Vielen Dank
    Grüße
    Stasia

    Antworten
    • Baumpflegeportal

      Hallo,
      im Prinzip ist das möglich. Das Problem bei Hecken ist jedoch, dass sie nur außen etwa 10cm breite Blätter haben, im Inneren aber verkahlen. Je nachdem wie jung die Triebe sind, können diese sehr wohl noch einmal austreiben. Bei einer Einkürzung von über zwei Metern ist jedoch zu bezweifeln, dass im Heckeninneren noch austriebsfähige Jungäste sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass die gesamte Oberseite der Hecke braun und kahl bleibt, ist groß, aber nicht unabdingbar. Sie können es auf Etappen versuchen, oder das Risiko eingehen. Egal für welche Methode Sie sich entscheiden, alles was über einen Zuwachsbeschnitt hinausgeht, muss laut Bundesnaturschutzgesetz vor dem 1.März geschehen sein.

      Antworten
      • Mueller

        Wie ist die Rechtslage, wenn eine Thuja direkt auf der Grundstücksgrenze steht und enorm in die Höhe gewachsen ist ?
        Probleme sind, dass dadurch auf meiner Hausrückwand Feuchtigkeit entsteht und meine Klappläden neu gestrichen werden mussten, Kosten sind bereits mit 800 €
        entstanden und durch die Bewegungen der Äste bei starkem Wind beschädigen
        die Wipfel die Kupferdachrinnen. Was empfehlen Sie für diesen Fall. Mit freundlichen Grüßen LJM

        Antworten
  4. Christoph Tempel

    Sehr geehrte Damen und Herren .
    Im Artikel handelt es sich um eine Scheinzypressen-Hecke.
    Die ist beim Rückschnitt nochmal schwieriger als eine Thuja-/ Lebensbaum-Hecke.

    Antworten
  5. Olli

    Danke für den informativen Artikel! Ich sollte diesen auch mal meinem Nachbarn zeigen, denn der hält sich eher weniger an die Regeln und nimmt auch einen radikalen Rückschnitt im Mai vor etc.. Nun zu meiner Frage: Soll ich dazu die Poilzei rufen? Oder Ordnungsamt? Weiß jemand, wer da der beste Ansprechpartner ist? Ich möchte keinen Streit, aber solche Naturschutzgesetze sollten schon eingehalten werden, die gibt es ja nicht grundlos. Danke für die Hilfe! Und macht weiter so mit der Seite 🙂

    Antworten
    • Simone Huss-Weber

      Hallo Olli,
      vielen Dank für deine Nachricht. Wir schlagen dir vor, die Situation mit deinem Nachbarn sachlich zu besprechen. Beste Grüße, dein Team vom Baumpflegeportal

      Antworten

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