Alte Eichen beschneiden?

Blatt_Frage

Auf dem Baugrundstück meines Sohnes in Berlin stehen mehrere Eichen nah beieinander – zum Teil als Solitär, aber auch mit mächtigen Ästen sich in geringer Höhe verzweigend. Man kann sie eigentlich nur mit Ehrfurcht betrachten. Die Eichen stehen zwar am Ende des Grundstücks, sie werfen aber durch ihre beträchtliche Höhe einen mächtigen Schatten auf die gesamte Gartenfläche. Aus diesem Grund habe ich meinem Sohn geraten, noch vor Baubeginn einen Fachmann zu engagieren. Einen echten Profi und Baumfreund, der die Bäume nicht verschandelt, aber doch die Ausmaße etwas reduziert.

Nun habe ich auf dem Baumpflegeportal und im Kletterblatt in einigen Artikeln von Johannes Bilharz rund um den Baumschnitt gelesen, dass jede Schnittmaßnahme eine Schwächung des Baumes zur Folge hat und die Schädigungen, die durch den Schnitt entstehen, irreversibel sind. Das hat mich sehr erschreckt. Eigentlich würde das ja bedeuten, dass man von einer – auch fachmännisch vorgenommenen – Reduzierung ganz absehen sollte.

Seit Jahren habe ich zudem auch Diskussionen mit unseren Nachbarn, die der Meinung sind, dass wir unsere Sträucher und Bäume viel zu hoch wachsen lassen. Es ist gar nicht so einfach, den Nachbarn und den Bäumen gerecht zu werden. Unsere Vorgängerin hat nämlich bei der Pflanzung leider weder die späteren Ausmaße noch die Himmelsrichtungen bedacht.

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir Ihre grundsätzliche Auffassung zu den alten Eichen auf dem Grundstück darlegen könnten.

Eine einfache Lösung gibt es nicht

Blatt_Antwort

Es kommt sehr häufig vor, dass Bäume höher werden, als dem Besitzer lieb ist und deshalb der Wunsch nach kräftiger Reduzierung der Bäume an Baumpfleger herangetragen wird.

Grundsätzliches zum Schnitt in aller Kürze

Jeder Schnitt schädigt den Baum. Die Zellen hinter der Rinde bis ins Mark (oft auch Holzkörper genannt) können sich nicht reparieren und sterben ab. Alles was abgestorben ist, wird früher oder später von der „Natur“ zersetzt und abgebaut. Was bleibt, ist ein Loch oder eine Baumhöhle. Direkt hinter der Rinde liegt eine dünne Zellschicht – das Kambium. Nur das ist in der Lage, Neuzellen zu bilden. Nach innen werden Holzzellen, nach außen Rindenzellen gebildet (sehr vereinfacht gesprochen). Der Baum kann also nur Jahrringe anbauen, nicht jedoch reparieren.

Deshalb ist es wichtig, dass man beim Entfernen von Ästen nur Zellen verletzt, die zu dem zu entfernenden Ast gehören. Die richtige Schnittführung ist demzufolge äußerst wichtig (nicht so sehr das Verstreichen von Schnittflächen mit Wundverschlussmittel). Das verhindert zwar nicht die Fäule, ermöglicht aber Zellen angrenzender Äste, sich gegen die Fäule zu schützen. Das gelingt mancher Baumart besser, anderen schlechter. Eichen kommen in der Regel gut damit klar.

Neben der richtigen Schnittführung ist Schädigung abhängig von der Dicke und damit dem Alter der Äste. Junge Äste kommen besser damit klar als alte, dünne besser als dicke. Große Schnittflächen sollte man also möglichst vermeiden. Wenn das nicht geht, müssen andere Maßnahmen so optimal wie möglich gehalten werden, will man die Lebenserwartung oder die langfristige Verkehrssicherheit der Bäume nicht stark reduzieren.

Bäume sind zwar pure Natur, aber in urbaner Umgebung bestimmt der Mensch, der Nachbar oder das Gesetz, welcher Baum gesetzt wird, wie hoch und ausladend er werden darf und wann er gefällt wird.

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Option 1: Der richtige Baum am richtigen Platz

Man setzt nur Bäume, deren potenzielle natürliche Größe dem Platz entspricht, der zur Verfügung steht. Das ist nach Ihrer Schilderung bei Ihnen nicht der Fall.

Option 2: Klein halten durch Pflege

Man unterwirft Bäume, die natürlicherweise größer werden, als man es möchte, einer dauerhaften Pflege. Jeder Baum kann theoretisch in jeder Höhe gehalten werden (siehe Bonsai-Bäume), ohne viel an Lebensdauer einzubüßen. Allerdings nehmen der Aufwand (das heißt auch die Kosten) und das erforderliche gärtnerische Know-how umso mehr zu, je geringer die Größe des Baumes zur potenziellen natürlichen Größe sein soll. Ein Bonsai-Baum braucht fast wöchentliche Pflege und ist sehr empfindlich. Das muss aber von Anfang an so angelegt sein. Das ist bei Ihnen sicherlich auch nicht der Fall.

Option 3: Einbußen hinnehmen

Man verzichtet auf Baumlebenszeit. Bei radikalen Maßnahmen wie dem starken Einkürzen von Bäumen, wie es bei Ihnen wahrscheinlich sein müsste, wird eine starke Schädigung nicht zu vermeiden sein. Bei Birken, Robinien oder Kastanien macht sich das schon nach wenigen Jahren bemerkbar (circa zehn Jahre) und führt zu starken Einbußen hinsichtlich der Verkehrssicherheit. Bei Eichen oder Linden können sich der Zerfall oder die Reduzierung der Verkehrssicherheit bei fachgerechter Schnittführung und Beachtung der Reservestoffverfügbarkeit länger hinaus zögern. (Vielleicht 50 Jahre statt 300? In einem Garten wird es eine Eiche bei engen Raumverhältnissen kaum schaffen, 300 Jahre als zu werden.)

Meine Empfehlung

Hinsichtlich der rechtlich notwendigen Reduzierung kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Ich kenne die rechtliche Situation bei Ihnen vor Ort nicht. Das kann Ihnen aber ein Baumpfleger oder Gutachter vor Ort sagen. Ich kann deshalb nur raten, einen Baumpfleger zu beauftragen, im Rahmen dessen, was rechtlich erforderlich und möglich ist, den Baum so zu reduzieren, dass der baumeigene Habitus, so gut es eben geht, erhalten bleibt und die Verkehrssicherheit auch für die Zukunft so wenig wie möglich reduziert wird.

Aus Sicht des Baumes würde ich starke Schnitteingriffe bei Eichen ab August bis Dezember vermeiden, um zum einen die Reservestoffeinlagerung für den Winter nicht zu behindern und zum anderen die blattlose Phase im Winter bis zum Austrieb nicht zu lang werden zu lassen. Da solche starken Eingriffe aus Naturschutzgründen nur von Oktober bis März durchgeführt werden sollen, empfiehlt sich als Ausführungszeit der Anfang des Jahres.

Wenn die Stärke der Schnitteingriffe sich im Rahmen hält, kann ein guter Baumpfleger den Baum-Habitus erhalten und den Neuaustrieb gleichmäßig auf den Baum verteilen, so dass der jährliche Neuzuwachs hinsichtlich Höhenzuwachs gering bleibt. Leider erkennt man einen guten Baumpfleger erst nach der Arbeit. Vorher helfen nur Indizien wie z.B. Referenzobjekte und/oder Ausbildungsnachweise.

Der Autor: Johannes Bilharz

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