Welthundetag – Baumpflege und Spürhunde: Im Kampf gegen Schädlinge

Jule kommt kein Käfer aus!

Am 10. Oktober ist Welthundetag! Die vierbeinigen Begleiter helfen uns in vielen Lebensbereichen, in denen der Mensch an seine Grenzen stößt. Hunde spüren mit ihrer feinen Nase Dinge auf, die wir nicht im Ansatz riechen. Menschen haben circa fünf Millionen Riechzellen, ein Dackel 125 Millionen und ein Schäferhund 220 Millionen. Eine, die ebenfalls gigantische Riechzellen hat, ist Jule. Sie begleitet Förster Michael Matuschek aus Erding. Jule ist ein Bayerischer Gebirgsschweißhund mit einer besonderen Ausbildung: Sie lernte, den Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) zu erschnüffeln. Als ALB-Spürhund zeigt sie Michael Matuschek, in welchem Baum der Käfer steckt. Dem Baumpflegeportal berichtete der Förster von der Arbeit mit seiner vierbeinigen Kollegin:

Wie bildeten Sie Jule aus?

Michael Matuschek: Die Grundausbildung dauerte zwei Mal eine Woche und danach folgten intensive und lange Trainingszeiten, die je nach Hund individuell ausfallen. In der ersten Woche lernte der Hund den Geruch des Käfers kennen, also wie Käfer, Larve, Ei und Späne riechen. Da Hunde nicht sprechen, lernen sie ein bestimmtes Verhalten. Mit diesem sogenannten „Anzeigeverhalten“ zeigt der Hund uns sicher an, ob er einen Fund hat oder nicht. Das „Anzeigeverhalten“, ist immer wieder gleich: Manche Hunde springen am Baum hoch oder setzen sich davor hin und bellen. Je nachdem, was man ihnen beibringt.

Sitzen diese Grundpfeiler, üben wir in unwegsamen Gelände. Zwischen beiden Ausbildungsabschnitten liegt ein halbes Jahr – in denen Hund und Hundeführer das Gelernte vertiefen. Nicht nur der Hund erhält eine fundierte Ausbildung, sondern auch der Mensch. Das Mensch-Hunde-Team lernt gemeinsam. Der menschliche Part muss jede Menge theoretisches Wissen lernen. Auf seinem Stundenplan stehen Biologie, Recht, Hundewissenschaften und Suchstrategien. Die wichtigste Aufgabe des Menschen in diesem Team ist, seinen Hund „lesen“ zu können. Das bedeutet: Er muss genau wissen, ob der Hund jetzt sicher auf der richtigen Fährte ist oder nicht.

Fotos: Michael Matuschek (aelf-ed)

Wann sucht der Hund das erste Mal?

Michael Matuschek: Bevor es zum ersten Einsatz geht, muss das Mensch-Hunde-Team seine Hausaufgaben machen, was bedeutet: Das Gelernte jeden Tag zehn bis 20 Minunten üben. Täglich steigert sich der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben. Das ist ein wichtiger Schritt, denn nach jedem Abschnitt in der Ausbildung erfolgt eine praktische und schriftliche Prüfung. Das Team bereitet sich auf verschiedene Situationen im Einsatz vor. 30 Grad und Brennnessel-Gestrüpp dürfen für das Team kein Hinderniss sein. Ebenso ist ein fokussierter Hund wichtig: Ein vor ihm wegspringendes Reh darf ihn nicht interessieren. Auf solche alltäglichen Situationen bereiten wir uns im Training vor.

Was erschnüffelt Jule?

Michael Matuschek: Jule ist auf zwei Schädlinge spezialisiert: auf den Asiatischen Laubholzbockkäfer und auf den Zitrusbockkäfer. Die Beiden gehören der gleichen Gattung an und haben ein ähnliches Geruchsmuster. Die Bekämpfung sieht bis auf die Wirtspflanzen und die Wurzelstockrodung beim Zitrusbockkäfer ähnlich aus. Die Hunde lernen noch jede Menge andere Käfer erkennen. Es gibt zum Beispiel Spürhunde für geschützte Arten wie den Eremit. Hunde sind sehr schlau – sie unterscheiden die feinsten Geruchsmuster.

Käfer und Pilz finden – geht das?

Michael Matuschek:Theoretisch ist es möglich, seinen Hund auf holzzersetzende Pilze oder tierische Schädlinge auszubilden. Ich sehe das allerding sehr kritisch. Es gibt Hundeführer, die ihren Hund auf Beides ausbildeten. Persönlich mache ich das nicht. Die Anzeige am Baum muss zu 100 Prozent sicher sein. Bei dieser beidseitigen Ausbildung besteht die Gefahr, dass der Hund anstelle des schädlichen Käfers doch den Zunderschwamm anzeigt. Es gibt hier auch Spezialisten, wie die Pathogenspürhunde, die ausschließlich nach schadhaften Pilzen suchen. Persönlich vergleiche ich das gerne mit Sprengstoffhunden: Sie suchen nur nach Sprengstoff und nicht gleichzeitig nach Drogen. Die Gefahr wäre zu groß, dass ein ganzer Flughafen wegen einer Tüte Gras evakuiert wird. Sicherlich nicht komplett zu vergleichen mit unseren Wäldern. Meines Erachtens reicht ein Spezialgebiet pro Hund. Das Spezialgebiet beherrscht der Hund dann aber zu 100 Prozent.

Bilden Sie Jules Nachfolger auch aus?

Michael Matuschek: Das möchte ich machen! Seit zwei Jahren verstärkt unser Team noch meine Retriever-Dame „Clara“. Ihr Spezialkäfer ist allerdings der Borkenkäfer. Für einen Förster eine super Sache bei der Bekämpfung des Borkenkäfers. Gemeinsam retteten wir so manchem Baum schon mal das Leben.

Welthundetag: Jule kommt kein Käfer aus!

Lag Jule schon mal daneben?

Michael Matuschek: Nein, Jule hatte bis jetzt immer den richtigen Riecher. Wir hatten es allerdings schon, dass vermeintliche Käferanzeichen nicht vom Käfer stammten. Wir ordneten sie eindeutig einem circa ein Zentimeter breiten Bohrer zu. Der verhasste Baum des Nachbars sollte weg oder der eigene, der aber wegen der Baumschutzordnung stehen bleiben musste. Da ist ein vermeintlicher Schädling natürlich eine willkommene Ausrede. Allerdings war auf Jule Verlass und der Schwindel flog auf.

Das Interview führte Simone Huss-Weber

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