Schnittzeit und Schnittmethode bei Walnuss Teil 1: Richtiger Schnittzeitpunkt bei Walnussbaum
Wir haben eine Frage erhalten bezüglich Schnittzeit von Walnussbäumen und ob es eine Schnittmethode gibt, durch die eine gute Durchlüftung zur Verbesserung des Mikroklimas innerhalb der Baumkrone erreicht wird. Aufgrund des Umfangs der Anfrage haben wir sie aufgeteilt.
Frage, Teil 1: Walnussbaum im Juni schneiden?
Leider habe ich erst jetzt Ihren Artikel vom 18. November 2014 zum „richtigen Nussbaumschnitt“ entdeckt. In der Literatur wird als günstigste Schnittzeitperiode allgemein August bis November angegeben, was mir immer sehr suspekt erschien, da die Autoren offensichtlich meistens – ohne Quellen zu nennen – voneinander abgeschrieben haben.
Am seriösesten scheint mir die fünfjährige Untersuchung1 der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg an einem Walnussbestand bei Müllheim zu sein, die sich allerdings auf die Wertästung zur Wertholzgewinnung bezog. Danach war der Juni mit als günstigster Schnittzeitraum angegeben. Ich selbst habe die sich auf den Boden abgesenkten Äste jeweils im Februar abgesägt.
Antwort: Richtige Schnittzeit bei Walnuss
Bezüglich der in Lehrbüchern vertretenen Ansicht, Nussbäume im August/November zu schneiden, stimme ich Ihnen voll zu: Die Aussagen in den gängigen Büchern zum Obstbaumschnitt wurden und werden von einem Autor zum anderen einfach abgeschrieben. Die Praxis belegt, dass diese Aussage so nicht stehen bleiben kann und schnellstens aus den Büchern verschwinden sollte. Als sicher kann gelten, dass der Schnitt im August/September den Austrieb im Frühjahr hemmt, der Winterschnitt diesen eher fördert aufgrund des zumindest bei Obstbauern bekannten Reservestoff-Kreislaufs von Bäumen (sehr verkürzt dargestellt). Frühjahr bis Juni kann als sehr günstig für den Schnitt von Walnussbäumen angesehen werden.
Sie sind sich nicht sicher, wann und wie Sie Ihren Nussbaum am Besten schneiden sollten? Einen passenden Baum-Profi in Ihrer Nähe finden Sie bei uns auf dem Baumpflegeportal. Genen Sie Ihre Postleitzahl oben in der Suchleiste ein und filtern Sie das Suchergebnis über Leistungsangebot – Baumpflege „Baumschnitt“.
Das Bluten scheint nicht so sehr zu schaden, wie man meinen könnte. Wenn doch, dann sind die Schäden nicht so deutlich, sonst wäre die Fachwelt einhelliger Meinung. Das ist sie aber nicht. Es gibt meines Wissens derzeit noch keine wissenschaftliche Untersuchung dazu, die eindeutig belegt, dass Bluten schadet oder eben nicht. Wer auf Nummer sicher gehen und das Bluten vermeiden möchte, der kann beruhigt nach dem Blattaustrieb schneiden. Sobald die Blätter draußen sind, hört das Bluten schlagartig auf.
Bis Juni dürfte der Schnitt keine Probleme verursachen. Danach könnte es zu unerwünschtem Neuaustrieb kommen, der dann Gefahr läuft, nicht mehr auszureifen und bei starken Frösten abzusterben. Ebenso dezimiert späterer Schnitt die für die Einlagerung der Reservestoffe notwendige Blattmasse, was zu geringerer Frosthärte und Schwächung des Baums führen kann. Hierzu habe ich an anderer Stelle schon ausführlicher Stellung bezogen.
Der von Ihnen angeführte Versuch der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg1 bestätigt diesen Sachverhalt. Dort wird erwähnt, dass es bei Novemberschnitt mehr Wasserschosse gab. Das verwundert nicht, weil die Menge der Reservestoffe nach dem Blattfall im Baum am höchsten ist. Es geht zwar bei entsprechendem Schnitt auch bei Novemberschnitt ohne Wasserschosse, aber hinsichtlich Triebigkeit haben die Autoren Recht. Das wissen die meisten gewerblichen Obstbauern. Bei Baumpflegern ist dieses Wissen noch nicht bei jedem angekommen.
Eine geringere Rolle spielt die Schnittzeit bei Abschottung und Gesunderhaltung des Baums. Das wird vor allem von Baumpflegern überschätzt, weil in der Literatur bisher nur dieser Sachverhalt diskutiert und Versuche dazu unzulässig verallgemeinert wurden.
Interessant sind dazu auch die Aussagen von Jaroslav Matejsek, einem Fachberater des tschechischen Kleingärtnerverbandes (ČZS). Beim 12. Internationalen Pomologentreffen 2013 in Prag bestätigte er in seinem Vortrag „Erziehungsschnitt von Nussbäumen“ nicht nur meine Erkenntnisse über den Unsinn des viel zitierten August-Schnittes bei Walnuss und plädiert wie ich für den Schnitt nach dem Austrieb bis Juni. Er bestätigt auch meine These, dass die Aussage „die Vegetationszeit von August bis Blattfall wirke sich positiv auf die Wundheilung aus“ nicht zwingend stimmen müsse, wie dies vielfach in Baumpflegekreisen als klare Grundregel gilt. Hierzu habe ich an anderer Stelle schon Kritik an Versuchen dargelegt, die meines Erachtens unzulässig beziehungsweise falsch interpretiert wurden und zu dieser überschätzen Bedeutung von Wundabschottung innerhalb der Vegetation für die Baumgesundheit führten.
Bezüglich der Abschottung ist es viel wichtiger, auf die richtige Schnittführung zu achten. Das zeigen die Versuche der von Ihnen zitierten Autoren Metzler und Ehring. Sie hatten bei ihren Versuchen auf korrekte Schnittführung geachtet und siehe da: Selbst bei Februarschnitt (also im Winter) hat der Baum optimal abgeschottet. Signifikante Ergebnisse hinsichtlich der Monate können aus den Versuchen jedoch nicht abgeleitet werden, da hierzu die entsprechenden Monate aus verschiedenen Jahren hätten geprüft werden müssen. So hätte man zufällige in diesem Monat auftretende Effekte isolieren können. Die geringen Unterschiede zeigen aber, dass es innerhalb des untersuchten Jahres nur unbedeutende Unterschiede gab. Dies wiederum könnte bestätigen, dass andere Effekte als der Schnittzeitpunkt für Unterschiede verantwortlich sind. Eine ausführlichere Diskussion führt an dieser Stelle aber zu weit.
Fazit
Die richtige und saubere Schnittführung ist für die Abschottung im Baum wichtiger als die Schnittzeit! Frühjahr bis Juni ist für den Nussbaum eine günstige Schnittzeit und unterstützt die Vitalität des Nussbaums.
1 Dr. Berthold Metzler, Andreas Ehring: Überwallung, Holzverfärbung und Pilzinfektionen nach Grünästung der Walnuss
zu verschiedenen Jahreszeiten. Jahrbuch der Baumpflege 2006, S. 219ff
Teil 1: Richtiger Schnittzeitpunkt bei Walnussbaum
Teil 2: Auslichtungsschnitt bei Walnussbaum
Der Autor: Johannes Bilharz
Ergänzende Artikel des Autors rund um das Thema Baumschnitt und Schnittzeit:
• Beispiele für den Einfluss der Schnittzeit bei der Baumpflege
• Kritische Betrachtungen einer wissenschaftlichen Untersuchung zur Schnittzeit
• Schnittzeitempfehlungen in der ZTV – Änderungsvorschläge
• Was passiert im Baum im Jahresverlauf?
• Schnittzeit von Bäumen – Eine Diskussion
• Warum schneidet man Obstbäume im Winter?
• Schnittzeit – Fatale Irrtümer der Baumexperten (Teil I)
• Schnittzeit – Fatale Irrtümer der Baumexperten (Teil II)
• Schnittzeit bei Bäumen – Begleitartikel und Reaktionen
• Baumschnitt und Schnittzeit
Hallo und guten Tag,
wir haben eingangs unserer Eigentumswohnanlage einen schönen, großen alten Walnussbaum stehen. Jetzt lese ich gerade, dass der beste Baumschnitt im Frühjahr bis Juni erfolgt. Aber was ist mit der Baumsatzung der Gemeinde? Danach muss der Schnitt bis Ende Februar erfolgen.
Für eine Aufklärung wäre ich sehr dankbar!
MfG
Guten Tag,
Ihre Frage ist berechtigt. Es gibt einen Paragraphen im Bundesnaturschutzgesetz, der Schnitt- und Fällmaßnahmen auf November bis Ende Februar begrenzt. Das gilt jedoch nur für starke Schnitte. Außerdem sind Gartenbäume dabei ausgenommen. Was ganzjährig gilt, ist der Artenschutz. Ist also aktuell ein Nest oder eine Höhle im Baum, sind Schnitte untersagt. Das dritte sind eigene Richtlinien und Gesetzt, die von den Gemeinden ausgehen. Hierzu zählt die Baumsatzung. Diese regelt meist nur, ab welchem Durchmesser ein Baum nicht mehr ohne Genehmigung gefällt oder stark beschnitten werden darf. Falls in Ihrer Gemeinde auch eine Schnittzeit in der Baumsatzung steht, gilt diese natürlich für Sie. Ein fachgerechter Pflegeschnitt darf meistens ganzjährig erfolgen. Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt es sich immer, in der Gemeinde anzurufen und nachzufragen. Sie kennt ihre Baumsatzung am besten und kann Ihnen Auskunft zu erlaubten Schnittzeiten geben.
Viele Grüße, Ihr Team vom Baumpflegeportal
Hallo zusammen,
den Hinweisen hier folgend haben wir unseren Walnussbaum nach dem Ende des Blattaustriebs geschnitten und es kam zu keinerlei „Bluten“. Nach ca. vier Wochen kam es in der Nähe einiger der Schnittstellen, jedoch nicht an allen zu Neuaustrieb. Mit „in der Nähe“ meine ich u.a., dass es nicht unmittelbar auf dem Rand des Schnitts treibt.
Vielen Dank für die sehr nützlichen Informationen!
Viele Grüße
Alexander Mader
Unser Walnussbaum (ca. 25 Jahre alt) macht uns Sorgen:
Vor 5 Jahren musste ich einen dicken Ast absägen; er versperrte die Durchfahrt.
Ich habe ihn dicht am Stamm abgeschnitten in der Erwartung, dass die Schnittwunde schnell überwachsen wird.
Ich glaube, dass es zu dicht war, denn sie ist bei heute kaum kleiner geworden. Die Schnittwunde habe ich zunächst nicht behandelt, doch nach 4 Jahren habe ich eine dünne Schicht Baumwachs aufgebracht.
Nun beobachte ich, dass InsektenLöcher in die Wunde gebohrt haben.
Gleichzeitig lassen die Erträge deutlich nach: Wir ernten weniger, kleine und verdorbene Nüsse. Oft sind die Nusskerne an der Verbindung der beiden Hälften schwarz. Ich vermute da Zusammenhänge mit dem Astschnitt.
Was kann ich da tun?
Hallo Gerhard,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Was Sie beschreiben kann ein Zusammenwirken von mehreren Schädlingen oder Krankheitserregern sein. Schauen Sie doch in diesem Beitrag, ob eines der dort beschriebenen Schadbildern auf Ihren Walnussbaum zutrifft. Hier geht es zum Artikel Schwarze Früchte an Walnuss – Marssonina.
Am besten kann die Situation immer bei Ihnen vor Ort beurteilt werden. Wenn Sie Ihren Baum erhalten wollen, empfehlen wir, einen qualifizierten Baumpflegebetrieb vor Ort hinzuzuziehen. Ausgebildete Baumpfleger*innen und -gutachter*innen kennen die typischen Krankheiten und können Ihnen passgenau Empfehlungen geben.
Herzliche Grüße,
das Team vom Baumpflegeportal
Guten Tag liebes Team des Baumpflegeportals!
Herzlichen Dank für Ihren sehr interessanten Beitrag zum Thema Schnittzeitpunkt für den Walnussbaum. Wir haben einen großen, schönen Walnussbaum – leider ist unser Grundstück mit 250 m² quasi zu klein, was eine Pflegemassnahme erforderlich macht.
Da regelmäßig Vögel im Baum brüten, würden wir diese gerne im Februar/Anfang März durchführen – Ihrem Beitrag kann ich kein dringendes Abraten von Schnittmaßnahmen im Februar/März entnehmen. Habe ich Sie so richtig verstanden?
VIelen Dank für Ihre Hilfe und herzliche Grüße
Ulrich Krämer
Lieber Herr Krämer!
Recht herzlichen Dank für Ihr freundliches Feedback zu unserem Beitrag. Das freut uns sehr. Und ja, Sie haben unseren Autor richtig interpretiert. Ihre für Februar/März geplanten Schnittmaßnahmen können Sie gern durchführen. Wichtig dabei ist aber auf jeden Fall, dass diese fachgerecht vorgenommen werden. Die richtige und saubere Schnittführung ist für die Abschottung im Baum wichtiger als der Schnitt-Zeitpunkt. Die Spanne vom Frühjahr bis in den Juni ist für Walnussbäume eine günstige Schnittzeit und unterstützt die Vitalität des Baums. Bei Unsicherheiten Ihrerseits möchten wir Ihnen empfehlen, sich einen Experten an die Seite zu holen. Dann wird Ihr Baum Ihnen nach den notwendigen Pflegemaßnahmen sicher weiterhin so viel Freude bereiten wie bisher!
Herzliche Grüße
Ihr Baumpflegeportal-Team
Hallo,
dies ist ein großartiges Portal – habe selten auf so angenehme Weise so viel gelernt. Danke!
Meine Frage: Unser ca. 30 Jahre alter Walnussbaum hat einen Ast, der uns Sorge macht: Er wächst ca. 50 cm über dem Boden aus dem Stamm (mit ca. 12-15 cm Durchmesser), ist ca. 4 Meter lang (mit weiteren Verzweigungen) und schwebt an einer Stelle inzwischen nur noch ca. 20 cm über dem Boden. Müssen wir diesen Ast (im Ganzen) abnehmen?
Vielen Dank vorab und beste Grüße
von Martin
Hallo Martin,
es freut uns sehr, dass dir unsere Informationen weiterhelfen. Bäume sind faszinierend, nicht wahr?
Schick uns zu deiner Frage doch gern ein paar aussagekräftige Fotos deiner Walnuss. Wir melden uns gleich per E-Mail mit den Details bei dir. Gern geben wir dir eine erste Einschätzung. Ein qualifizierter Baumpflegebetrieb in deiner Nähe kann mit Baumpflegemaßnahmen wie beispielsweise einer fachgerechten Reduzierung des Kronenvolumens, Stützen oder Kronensicherungen den Ast erhalten, oder wenn der Erhalt nicht möglich ist, zumindest die Entnahme baumgerecht durchführen. Baumpflegebetriebe in deiner Nähe findest du in unserer Suche: http://www.baumpflegeportal.de/baumpfleger.
Viele Grüße, dein Team vom Baumpflegeportal
Hallo und vielen Dank für diese tolle Seite, die so viele interessante Informationen bietet.
Auch ich habe einen Walnussbaum, geschätzt 70-90 Jahre alt. Mein Opa hat ihn gepflanzt und als das Haus in den 80ern angebaut wurde, durfte er stehen bleiben. Ein besonderes Exemplar also, denn er zeichnet sich durch seine herzförmige Wuchsform und seinen besonders schiefen Stamm, sowie seinen Standort aus. Er steht direkt am Wohnhaus und ragt wunderschön über den Balkon und Haus. Wir sind so froh mit dem Baum.
Dünnere Äste schneiden wir jedes Jahr vom Dach weg. Der letzte große Auslichtungsschnitt erfolgte vor etwa 10-15 Jahren. Nun hat er eine sehr ausladende Form und letzten Monat ist ein etwas größerer Ast gebrochen. Ich nehme an, er war zu schwer und passte auch nicht in die Form und deshalb hat der Baum ihn selbst abgeworfen.
Seitdem machen wir uns Sorgen, da ein sehr mächtiger Ast direkt über unsere Terrasse verläuft. Von diesem Ast gehen mehrere Äste senkrecht nach oben. Vielleicht machen wir uns zu viel Gedanken, schließlich ist es ja nicht erst seit gestern so. Aber man sitzt doch mit einem mulmigen Gefühl direkt darunter. Ich würde deshalb gerne am liebsten dieses Jahr noch einen Entlastungsschnitt an diesem Ast und einen Ausrichtungsschnitt der Krone vornehmen. Ich hatte mir dafür den September ausgesucht. Oder wäre davon abzuraten?
Ich kann ihnen gerne Bilder zukommen lassen.
Viele Grüße, David
Lieber David,
super, dass Ihnen unsere Informationen schon geholfen haben – das freut uns!
Um den passenden Schnitt und Schnittzeitpunkt für Ihren Baum zu finden, ist es am einfachsten, Sie sprechen mit Baumkontrolleuren oder Baumpflegebetrieben in der Nähe Ihres Wohnortes. Aus Ihren Beschreibungen geht hervor, dass der Baum beim Bau des Hauses bereits stand und eventuell dabei auch der Wurzelraum in Mitleidenschaft gezogen wurde. Zwar gehört es zum natürlichen Baumleben dazu, dass auch dann und wann ein Ast ausbricht, aber so nah am Wohnhaus hinterlässt es mulmige Gefühle. Nachdem die letzte Baumpflege schon länger her ist und es zu einem großen Astausbruch gekommen ist, lohnt sich auf jeden Fall ein Vor-Ort-Termin. Ob der September ein passender Monat ist, hängt auch vom allgemeinen Zustand des Baumes ab (Vitalität, Standsicherheit, …), und das kann Ihnen der Fachbetrieb sagen. Keine Angst vor den Kosten: Der Vor-Ort-Termin ist bei den meisten Fachbetrieben kostenfrei oder wird Ihnen auf den Auftrag angerechnet. Ein qualifizierter Baumpflegebetrieb erklärt Ihnen die Maßnahmen, macht Ihnen einen Kostenvoranschlag und schneidet nicht einfach „runter“, sondern berücksichtigt die Vorgaben nach ZTV-Baumpflege. Qualifizierte Fachbetriebe in Ihrer Nähe finden Sie hier in unserer Baumpflegersuche.
Herzliche Grüße,
Ihr Team vom Baumpflegeportal