Umgang mit Wasserschösslingen an Linden

Stammschösslinge sind besonders bei Linden stark ausgeprägt. Warum dies so ist, da müsste die Wissenschaft genauer Auskunft geben. In der Praxis stören sich viele Lindenbesitzer oft daran, dass ihre Bäume so viele Wasserschösslinge am Stamm bilden. Oft sind sie das ganze Jahr über damit beschäftigt, diese zu entfernen.

Viele Betroffene stellen sich deshalb die Frage, ob und wie es möglich ist, das schnelle Nachwuchern der Stammschösslinge an den Bäumen zu unterbinden. Empfiehlt es sich vielleicht sogar, diese jeweils zu einer bestimmten Jahreszeit zu entfernen, um das Austreiben zu reduzieren? Wir gehen der Frage nach.

Stockaustriebe im Sommer schneiden

Grundsätzlich lässt ab Juli bzw. August allgemein die Triebbildung bei Bäumen nach. Bei vielen Bäumen treibt der Baum nach dem Schnitt im Sommer im gleichen Jahr gar nicht mehr aus. Das starke Nachlassen der Neutriebsausbildung ist auch bei Bäumen mit hohem Austriebspotenzial, wie z.B. bei Linden, zu beobachten. Werden Stockaustriebe am Stamm in dieser Zeit geschnitten, dürfte dies die vielen Wasserschösslinge daher langfristig reduzieren.

Rückschnitt im Winter verstärkt Bildung

Besonders stark bilden Linden Wasserschösslinge aus, wenn sie regelmäßig einen starken Rückschnitt im Winter erfahren. Ist so eine Radikalmaßnahme, aus welchen Gründen auch immer, unumgänglich alle paar Jahre, sollte wenigstens darauf geachtet werden, nicht jedes Mal die gesamten blatttragenden Äste komplett zu entfernen. Ratsamer wäre es, wenn lediglich das ältere Holz durch jüngeres Holz ersetzt würde. Schnitt im Winter regt die Wuchskraft des Baumes an, weil in den verbleibenden Starkästen und im Stamm sowie der Wurzel der Großteil der Reservestoffe eingelagert ist. Prinzipiell ist es gut, wenn der Baum viele Reservestoffe hat und kräftig und vital im Frühjahr austreiben kann. Aber durch „Provokation“ – was die komplette Entfernung der Äste für den Baum tatsächlich ist – wird der Baum zu dieser Notlösung der Wasserschossbildung angeregt.

Normalerweise werden untere Äste im Wuchs unterdrückt, wenn über ihnen Konkurrenzäste stehen. Wird der Baum komplett kahlgeschnitten, fehlt diese überlagernde, höherstehende Konkurrenz und am Stamm können sich fröhlich Neutriebe bilden. Es gibt allerdings viele verschiedene Wuchstypen. Buche oder Fichte treiben z.B. kaum aus dem älteren Holz nach, wohingegen Hainbuchen, Linden oder Weiden problemlos nachtreiben können, sobald die Stammpartien freigestellt werden.

So lassen sich Wasserschösslinge langfristig reduzieren

Will man die Vitalität und den kräftigen Austrieb nutzen, aber die Austriebslänge der Äste reduzieren, muss man den Schnitt im Winter so setzen, dass das Austriebspotenzial umgeleitet wird auf die unteren Knospen der Krone und die Knospen im Inneren des Baumes und nicht in die Spitze oder Peripherie geleitet wird. Werden die Wasserschösslinge am Stamm dann im Sommer entfernt, sollte sich der künftige Schnittaufwand allmählich reduzieren.

Allerdings ist das Erscheinungsbild des Baumes dann ein anderes. Die Krone hat dann nicht die meisten Blätter in der Peripherie und wäre im Inneren kahl (wie es natürlich wäre), sondern sie hat dann die meisten Blätter und Knospen im Inneren und nach außen hin wird sie schlanker und lichter. Ob das gefällt, ist eine andere Frage.

Rückschnitt im Sommer als Alternative?

Man könnte auch die Linden statt im Winter, im Sommer (Juli bzw. August) komplett auf den Kopf zurückschneiden. Das müsste eigentlich den Wuchs schwächen, weil die Neutriebbildung nicht so stark ausgeprägt sein dürfte, wie dies bei Frühjahrs- oder Winterschnitt zu erwarten ist und weniger Reservestoffe für den Winter eingelagert werden. Das bremst normalerweise den Austrieb im Frühjahr. Der schwächere Austrieb würde aber erkauft durch eine Schwächung des Baumes, was sicherlich nicht der Gesunderhaltung des Baumes dient.

Sind Linden eine Ausnahme der Regel?

Ich schreibe deshalb so viel im Konjunktiv, weil es sein kann, dass die für andere Bäume stimmige Erklärung bei Linden möglicherweise nicht ganz zutrifft und die Linde einen Schnitt im Sommer hinsichtlich Reservestoffe problemlos wegsteckt. Ich habe beispielsweise von Linden gehört, die anscheinend schon seit Jahrzehnten im Sommer, etwa alle 3 bis 4 Jahre auf den Kopf zurückgesetzt werden und entgegen meiner Erwartungen trotzdem vital und kräftig austreiben.

Diese Informationen sind jedoch nicht hundertprozentig abgesichert, gerade was die Schnittzeiten und –rhythmen in den vergangenen Jahrzehnten anbelangt. Daher sei dies hier nur unter Vorbehalt erwähnt. Falls dem wirklich so ist, könnte es daran liegen, dass die saisonalen Unterschiede in der Physiologie bei Linden eventuell nicht so ausgeprägt sind wie bei anderen Baumarten in unseren Breiten mit ausgeprägten Winter- und Sommerzeiten. Wenn es jemanden gibt, der hierzu langjährige Erfahrungen hat, wäre ich für Kommentare und Infos dankbar.

Der Autor: Johannes Bilharz

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