Wann sollten Sie Bäume gießen?

Lange Phasen mit trockenem und heißem Wetter treten durch den Klimawandel inzwischen häufiger auf. Für Straßen- und Gartenbäume bedeutet dies Stress. Zwar halten Bäume durch ihre tiefen Wurzeln trockene Phasen oft länger aus als andere Pflanzen, dennoch ist eine lange Trockenheit auch für heimische Bäume problematisch. Doch ab wann ist der ausbleibende Regen für Bäume gefährlich und Hilfe durch Gießen notwendig?

Wann brauchen Bäume zusätzliches Wasser?

Bei einer langen Trockenphase bekommt der Baum in der Stadt oder im Garten nicht mehr genug Wasser. Das ist den Bäumen anzusehen – an hängenden Blättern und schlaffen, jungen Zweigen. Ist der Baum bereits länger einer Dürre ausgesetzt, beginnen sich die Blätter zu verfärben oder zu vertrocknen. Spätestens jetzt ist es Zeit, den Baum regelmäßig zu gießen. Bei Obstbäumen kann ein verfrühter Obstfall ein Hinweis auf Trockenheit sein. Auch schrumpelige Früchte oder hängende Blätter sind eindeutige Zeichen, dass Sie den Baum gießen sollten. Gerade voll hängende Obstbäume brauchen jede Menge Wasser, um ihre Früchte zu versorgen.

Städte und Gemeinden informieren

Wer regelmäßig lokale Nachrichten hört, der weiß, wann die Bäume Wasser brauchen. Die Städte und Gemeinden rufen vielerorts die Bewohner auf, Bäume in besonders trockenen Zeiten zu gießen.

  • Ganz digital bietet zum Beispiel die Stadt Berlin auf giessdenkiez.de Anwohner*innen die Möglichkeit, sich im Baumkataster über den Wasserstand ihrer Nachbarbäume zu informieren und auch selbst mitzugießen.
  • Die Stadt Wiesbaden startete im Sommer 2022 ein Pilotprojekt. In der Stadt wurden sechs Wassercontainer mit Brauchwasser aufgestellt und regelmäßig aufgefüllt. Engagierte Bürger können damit die städtischen Bäume gießen. Wird diese Möglichkeit genutzt, soll das Projekt fortgeführt werden. Interessierte können sich unter baumpflege@wiesbaden.de melden und einen Schlüssel für die Container bestellen.
  • Auch die Stadt Leipzig hat das Berliner Modell aufgegriffen und ruft auf der Webseite „LEIPZIG GIESST“ die Bevölkerung zur Bewässerung der Stadtbäume auf. Als Anreiz zum Mitmachen belohnt die Stadt am Ende der Gießaktion die 10 fließigsten Gießer*innen in der App mit Bewässerungsbeuteln.

Bäume gießen: Die optimale Menge

Dauert eine Trockenperiode länger als eine Woche und ist sie von hohen Temperaturen begleitet, sollten Sie zur Gießkanne greifen. Bereits ein bis zwei volle Kannen am Tag helfen dem Baum weiter. Alternativ wässern Sie Bäume im Garten einmal pro Woche am späten Abend mit dem Gartenschlauch. Ungefähr 30 bis 45 Minuten sollten Sie dabei den Wurzelbereich wässern. Mit dieser Menge – circa 300 Liter – kommt der Baum einige Tage aus.

Um große und kleine Bäume zu bewässern, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Klassisch ist das Gießen mit der Gießkanne oder einem Eimer. Andere Bewässerungssysteme arbeiten mit einem Wasserreservoire. Es gibt Bewässerungssäcke oder -ringe, die das Wasser langsam über Löcher in den Boden sickern lassen. Gießringe im Boden verteilen das Gießwasser gleichmäßig über dem Wurzelballen. Auch der Rasensprenger ist eine Möglichkeit, den Boden um Bäume herum zu befeuchten.

Brauchwasser statt Trinkwasser

Wenn Sie Bäume gießen, achten Sie auf das Wasser, das Sie verwenden. Am besten nutzen Sie für größere Mengen Brauch- oder Regenwasser. Gerade in Zeiten von Wasserknappheit ist auch Trinkwasser eine endliche Ressource. Regentonnen, Zisternen oder Brunnen sind ideal geeignet, um Regenwasser nutzbar zu machen. Wer die Möglichkeit hat, sollte darauf zurückgreifen.

Bäume gießen ersetzt Regen

Wenn es für längere Zeit regnet, versickert das Wasser im Boden und fließt durch die Bodenporen bis ins Grundwasser. Wie schnell das passiert, hängt vom Bodentyp ab. Besonders junge Bäume, die über keine tiefreichenden Wurzeln verfügen, sowie Bäume, die ein Flachwurzelsystem ausbilden, sind auf das Regenwasser angewiesen. Sie ziehen das Wasser aus dem Boden, bevor es unten ankommt.

Regnet es aber lange nicht, steigt Wasser durch Kapillaren aus dem Grundwasser oder dem Bodenwasser auf. Es ist für Bäume nur so lange verfügbar, bis der Boden austrocknet. Der Grund für diesen physikalischen Vorgang ist die Bodenverdunstung. Im Gemüsebeet verhindern Sie das, indem Sie den Boden auflockern. Somit werden die Kapillaren im Erdreich durchbrochen und der Boden hält das Wasser länger, da es nicht verdunstet.

Gießen Sie den Baum, passiert das gleiche wie bei Regen. Das Wasser ist für die Wurzeln verfügbar, bis es ganz versickert ist. Daher ist es besser, einmal pro Woche viel zu gießen, als täglich ein bisschen. Denn kleine Mengen verdunsten, ohne dass etwas bei den tieferen Wurzeln angekommen ist.

Sollten Sie Straßenbäume gießen?

Viele Einwohner von Städten haben keinen Garten. In den Straßen stehen jedoch zahlreiche Alleebäume oder der nächste Park ist gleich um die Ecke. Auch diese Bäume brauchen Wasser! Sogar deutlich mehr als der Baum im heimischen Garten. Denn Straßenbäume verfügen meist über wenig Platz unter der Erdoberfläche und das meiste Regenwasser fließt über die versiegelten Flächen direkt in die Kanalisation.

Das Klima in der Stadt ist zudem heißer und die Stadtbäume sind weiteren Schad-Faktoren wie Abgasen und Hundeurin ausgesetzt. Gießen Sie also Bäume in der Nähe Ihrer Wohnung, wenn es lange nicht regnet! Die Bäume sind die grüne Lunge der Stadt und spenden kühlenden Schatten, wenn die Sommer heißer werden.

Die Feuerwehr hilft aus

Wo ganze Straßenzüge zu vertrocknen drohen oder keine Baumpaten zu finden sind, hilft die Feuerwehr. Sie rücken aus, um die Bäume bei Trockenheit zu gießen. Gerade junge, frisch angepflanzte Alleen außerhalb der Stadt sind bei heißem Wetter gefährdet. Ihre Wurzeln reichen nicht tief genug und es gibt keine Bewohner, die sich um die Bäume kümmern. Einmal wöchentlich erhalten viele Bäume deshalb Unterstützung von den lokalen Feuerwehren.

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Und wer hilft den Bäumen im Wald?

Waldbäume sind genauso auf ausreichend Wasser angewiesen wie Bäume im Garten oder in der Stadt. Allerdings besitzen sie zahlreiche Anpassungsstrategien, um sich auch über länger anhaltende Trockenperioden hinweg zu helfen. Ein Wald besteht aus vielen Bäumen, die im Verbund zusammen wachsen. Sie bilden ein eigenes Ökosystem, in dem sich einzelne Bäume gegenseitig unterstützen.

Speicherfähiger Boden

Der Waldboden besteht aus nährstoffreichem Humus, der ein hervorragender Wasserspeicher ist. Denn eine dicke Laubschicht sorgt wie Mulch für Kühlung und Verdunstungsschutz. Zahlreiche Bodenlebewesen halten den Boden im Wald zudem locker und durchlässig. Dazu spendet das geschlossene Kronendach dauerhaft Schatten und sorgt damit für einen Kühlungseffekt. Der Waldboden ist also viel länger feucht als der Boden auf freier Fläche.

Kleine Helfer unter der Erde

Pilze sind die wichtigsten Helfer im Wald. Sie bilden ein weitreichendes Netz unter der Erde und erreichen jeden Winkel im Boden. Im Austausch gegen Wasser und Nährstoffe erhalten sie von den Bäumen die begehrten Zuckerlösungen aus der Photosynthese. Durch diese Symbiose überdauern die Bäume auch längere Trockenheit. In Straßen, Gärten und Parks fehlen den Bäumen allerdings diese Symbiosepartner meist.

Waldbrand durch anhaltende Trockenperioden

Doch auch im Wald führt lange Hitze zu Problemen. Trotz des Bodens, der viel Wasser speichert, kommt es in trockenen Sommern mit wenig Regen zu ausgetrockneten Waldflächen. Braune Baumkronen, dürrer Unterwuchs und vertrocknete Wiesen sind das Resultat. Gefährlich wird es, wenn Trockenheit und Hitze besonders lange anhalten. Dann steigt die Waldbrandgefahr rapide an. Die einzige Lösung: Das Wässern der Wälder mit Hubschraubern und Flugzeugen. Diese Methode ist jedoch nicht nur teuer, sondern wegen mangelndem Wasser nicht immer umsetzbar.

Die Wurzeln der Bäume und das Grundwasser

„Bäume muss man nicht gießen, denn die Wurzeln reichen bis ins Grundwasser“. Diesen Trugschluss hören Baumpfleger häufiger. Doch das ist nicht richtig. Bäume haben – je nach Baum- und Bodenart – tiefreichende Wurzeln. Damit verankern sie sich im Boden und nehmen Wasser auf. Dafür wachsen sie mehrere Meter in den Boden und dehnen ihre Wurzeln möglichst weit in der Breite aus. Sie wachsen so lange, bis sie auf Wasser stoßen. In das Grundwasser hineinwachsen können sie jedoch nicht.

Das Wurzelwachstum

Die Wurzeln wachsen von ihrer Spitze aus. Diese ist teilungsaktiv und besteht aus lebenden Zellen. Hinter der Wurzelspitze bilden sich die Wurzelhaare. Sie nehmen Wasser und Nährstoffe auf. Durch den Verschleiß der Zellen, wenn sie den Boden durchdringen, bildet sich diese Zone dauerhaft nach. Je weiter die Wurzel wächst, desto weiter wandert auch die Zone der Wasseraufnahme nach vorne.

Stößt der Baum nun auf Grundwasser, so muss er sein Wachstum stoppen. Denn würden seine Wurzeln in das Wasser hineinwachsen, so würden sie verfaulen. Der Sauerstoffgehalt im Grundwasser – vor allem in Schichten, die sehr langsam fließen – ist äußerst gering. Die Wurzel könnte damit nicht weiterleben. Sie wächst also lediglich ans Grundwasser heran und bezieht von dort Flüssigkeit. Ähnlich ergeht es Zimmerpflanzen, wenn Sie diese zu sehr gießen. Das im Topf stehende Wasser lässt die empfindlichen Wurzelspitzen absterben.

Auwald-Baumarten

Manche Baumarten können über längere Zeit mit nassen Füßen leben. Dazu gehören Weiden, Pappeln und Schwarzerlen, die vielerorts Auwälder entlang von Flüssen bilden.

Wasserstau lässt Wurzeln absterben

Sinkt der Grundwasserspiegel bei längerer Trockenheit ab, muss die Wurzel erst nachwachsen, um ausreichend versorgt zu sein. Dazu benötigt sie Wasser – denn ohne Wasser keine Photosynthese und kein Wachstum. Je länger die Trockenheit anhält, desto schwerer kommt der Baum über die Wurzeln an Wasser.

Regnet es stark, überflutet das zurückströmende Grundwasser die neuen Wurzeln und sie sterben im schlimmsten Fall ab. Die feinen Gebilde halten nur kurze Zeit ohne Sauerstoff durch. Oberhalb des neuen Grundwasserspiegels wachsen deshalb neue Feinwurzeln, die sich an der Wasseroberfläche ansiedeln. Wurzeln und Grundwasserspiegel passen sich also immer wieder aneinander an.

Die Autorin: Marina Leon

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6 Antworten
  1. Dieter Kuhlmann

    Super!
    Endlich habe ich Informationen gefunden die meine Fagen, hinsichtlich der Bewässerung unserer Gartenbäume, grundsätzlich beantworten. Danke.
    Ich lebe in einer Eigentümergemeinschaft mit 60 Wohneinheiten auf ca. 1ha Grund und Boden, mit z.T. über sechzig Jahre altem Baumbestand an Buchen, Kastanien, Eichen, Nußhölzern, Pappeln, Birken, versch. Nadelhölzern. Unsere Wohnanlage liegt mitten in der „kleinen“Großstadt, umgeben von mehreren Hauptverkehrsstraßen, direkt neben einer großen Krankenhausanlage mit mehreren Ärztehäusern.
    Unser alter Baumbestand, und dessen Erhaltung, ist mir äußerst wichtig.
    Mit besten Grüßen
    Dieter

    Antworten
  2. Wolle

    Dass Pflanzen und besonders Bäume gleichsam eine „Lunge“ der Stadt bedeuten, kann ich wissenschaftlich betrachtet nur teilweise bejahen.
    ich stimme zu, dass Bäume die Feuchtigkeit und Temperaturen in der Stadt mildern und regeln, sind aber auch Wirte und Partner für viele Tiere.
    Sauerstoff jedoch entsteht nicht durch Fotosynthese, sondern durch eine Bakterienart, die sogar in größeren Höhen aufgespürt worden seien.
    Würde Sauerstoff von Pflanzen erzeugt werden, müssten wir im Winter ja Sauerstoffmangel bekommen, vor allem bei Windstille.

    Antworten
    • Baumpflegeportal

      Guten Tag,
      ich selber bin kein Wissenschaftlerin, habe aber im Studium vieles zur Pflanzenphysiologie gelernt. Es stimmt, dass Pflanzen auch atmen, also Sauerstoff wieder zu CO2 umwandeln. Jedoch veratmen Pflanzen nicht den gesamten Sauerstoff den sie produzieren, sondern weniger. Der Rest steht uns und allen atmenden Wesen zur Verfügung.
      Dennoch haben Sie Recht, dass auch Bakterien Sauerstoff erzeugen. Mikroskopisch kleine Algen und sogar photosynthetisierende Bakterien im Meer produzieren sehr viel Sauerstoff. Zusammen mit den Pflanzen sorgen sie dafür, dass genug Sauerstoff vorhanden ist.
      Viele Grüße, Marina Winkler

      Antworten

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