Symptome und Gefahren von Druckzwieseln

Eine besondere Form des Stammwuchses an Bäumen ist der umgangssprachlich genannte „Zwiesel“. Dabei bildet der Baum seinen Stamm nicht mehr aus einem, sondern aus zwei oder mehreren Trieben aus. Die Gründe, warum Bäume einen Zwiesel ausbilden, sind sehr unterschiedlich. Verletzungen in der Jugend, Erbanlagen, Windbruch sind nur einige Beispiele. In der Baumpflege wird dabei noch feiner in V- und U-Vergabelung, beziehungsweise Druck- und Zugzwiesel, unterschieden. Während letztere für den Baum weitestgehend unbedenklich ist, sind V-Vergabelungen (Druckzwiesel) kritisch und bruchgefährdet.

V- und U-Vergabelungen

Die Bezeichnung der Unterschiedlichen Vergabelungen bezieht sich auf die Form des Zwiesels. Eine V-Vergabelung besteht aus zwei gleichwertigen Stämmen, die spitz auseinander laufen. Bei der U-Vergabelung ist diese Stelle deutlich abgerundeter. In der Nähe einer Vergabelung stabilisieren Laubbäume ihre Äste überwiegend mit Zugholz.

Diese Holzfasern bilden sich auf der Zugseite eines Astes, welche bis auf Ausnahmen die Innenseite oder Oberseite ist, aus und arbeiten den Spannungen die auf dem Ast wirken entgegen. Spannungen entstehen an einem Zwiesel, da seine Stämme nicht schnurrgerade in die Höhe wachsen. Bei U-förmigen Vergabelungen sorgt das Zugholz aber für statisch günstige Voraussetzungen und eine stabile Verbindung.

Definition Zwiesel

  • Gabelungen in zwei, zumeist etwa gleich starke Stämmlinge/Äste, U – oder V – förmig, häufig Mischform
  • Zugzwiesel: U – förmiger Zwiesel, meist nicht bruchgefährdet
  • Druckzwiesel: V – förmiger Zwiesel, zwischen Stämmlingen oder Ästen vielfach Rinde eingewachsen, häufig bruchgefährdet

nach ZTV-Baumpflege

Druckzwiesel an einer Weißtanne

Fotos: Marc Überla/probaum München

„Eingewachsene Rinde“ an Vergabelungen

An V-Vergabelungen tritt dagegen regelmäßig ein Symptom auf, das in der Baumpflege unter dem Begriff der „eingewachsenen Rinde“ bekannt ist. Bei eingewachsener Rinde bildet sich am Mittelpunkt der Vergabelung ein von beiden Seiten aufwölbendes Gewebe. Ähnlich zu zwei gegeneinander gehalten Fäusten sink das Gewebe in der Mitte ab. Ist das Gewebe an dieser Stelle noch leicht aufgehellt, deutet dies auf einen Holzmangel hin. Der Baum erzeugt nicht genügend Holz um die entstehende Lücke zu schließen..

Gefährliche Rippenbildung

Bleibt dieses Problem unbehandelt, beginnen sich unterhalb an der Seiten der Vergabelung sogenannte Rippen oder Ohren auszubilden. Mit „Rippenbildung“ versucht der Baum ganze Jahresringe um die kritische Vergabelung aufzubauen, um den Zwiesel zu stabilisieren. Treten Rippen auf beiden Seiten auf, sollten Baumbesitzer handeln und einen Fachmann zu Rate ziehen. Mit der Zeit besteht die Gefahr, dass sich die Rippen vergrößern und verändern. Egal ob diese sich verlängern oder Spitzer werden, beides Symptome deuten auf eine zunehmende Gefahr hin. Je nach Ausprägung besteht nun dringender Handlungsbedarf. Der Baum bedarf einer unverzüglichen Kontrolle durch einen Baumpfleger. Baumpflegerische Maßnahmen, wie zum Beispiel eine Kroneneinkürzung oder Einbau von Seilverbindungen, können eingeleitet werden um den Zwiesel zu stabilisieren.

Schwarzer Saftfluss als Warnzeichen

Als Begleiterscheinung tritt gelegentlich an der Oberseite der Vergabelung ein schwarzer Saftfluss auf. Dieser rinnt an der Rinde herab und ist leicht Wasser zu verwechseln, das an den Seiten der Vergablung herab fließt. Der schwarze Saftfluss lässt unabhängig von äußeren Einflüssen auf Bewegungen innerhalb der Vergabelung schließen. Für den Baumbesitzer besteht jetzt akuter Handlungsbedarf, da der Baum nicht ausreichend Bruchsicher ist.

Kontrolle von Zwieseln auf Bruchsicherheit

In der Baumpflegepraxis ist es wichtig einzuschätzen, ob bestimmte Kronenteile oder der Zwiesels eines Baumes noch bruchsicher sind. Um die aktuelle Bruchgefahr für einen Baum zu beurteilen, wird die Bruchsicherheit in der Regel visuell von Boden aus kontrolliert. Die Seilklettertechnik (SKT) eröffnet Baumpflegern weitere Möglichkeiten einen Baum zu beurteilen. Aus der Kronen begutachten sie weitere sichtbare Symptome wie Auffälligkeiten an der Rinde oder das Schwingungsverhalten von Ästen. Die Einschätzungen von unten und oben ergänzen sich dann zu einer umfassenden Beurteilung der Bruchsicherheit von Zwieseln.

Beurteilung immer vom Fachmann

Für die Bewertung der einzelnen Symptome sollten Baumbesitzer zwingend erfahren Baumpfleger zu Rate ziehen. Sie verfügen über jahrelange Erfahrung und eine qualifizierte Ausbildung, um bei der visuellen Kontrolle die Anzeichen und Körpersprache der Bäume entsprechend einzuordnen.

Bedenken Sie außerdem: Egal zu welcher Maßnahme sie einen Baumpfleger beauftragen, er ist immer verpflichtet, den Baum verkehrssicher zu übergeben. Er muss Ihnen Auffälligkeiten in Stand- und Bruchsicherheit, also im weiteren Sinne die Verkehrssicherheit, mitteilen.

Autor: Marc Überla (Überarbeitung: Jan Böhm)
probaum München / PLZ: 80807

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