Standards in der Obstbaumpflege – Regelwerk geplant

Die klassische Streuobstwiese verschwindet mehr und mehr von der Bildfläche. Der Grund: fehlende Nachpflanzungen, unterlassene oder oftmals leider unsachgemäße Pflege. Deshalb erarbeitet der Pomologen-Verein ein Regelwerk für Obstbaumpflege mit bundesweit einheitlichen Standards.

Durch Muster-Leistungsverzeichnisse und Checklisten zur Qualitätskontrolle soll ein professioneller Umgang mit Obstgehölzen erreicht werden und damit letztlich die Rettung der Streuobstwiesen. Die Veröffentlichung des Regelwerks ist für Ende 2023 geplant.

Ziel: Rettung der Streuobstwiese

Nichts weniger als die Rettung der Streuobstwiese hat sich der Pomologen-Verein auf die Fahnen geschrieben. Der Anspruch: dieses einzigartige Biotop auch für künftige Generationen zu erhalten. Dazu brauche es endlich einheitliche Pflegestandards, so der Verein. Denn Pflege könne nur erfolgreich sein, wenn sie fachgerecht ausgeführt werde. Und zwar mit bundesweit anerkannten, fachlich fundierten Regeln.

Logo Pomologen-Verein

Regelwerk für Obstbaumpflege mit Pflegestandards

Diese einheitlichen Qualitätsstandards für die fachgerechte Erziehung und Pflege hochstämmiger Obstbäume sollen in einem Regelwerk eindeutig formuliert werden. Grundlage dafür seien diverse Literaturquellen, Leistungsverzeichnisse, die Erfahrungen und die gebündelten Fachkenntnisse vieler Mitglieder, die jahrzehntelang erfolgreich in der Obstbaumpflege tätig seien. Das Projekt- und Autorenteam besteht aus Mitgliedern der „Arbeitsgruppe Obstgehölzpflege“ des Pomologen-Vereins.

Im Rahmen des Projekts soll in Seminaren und Workshops zudem eine überregionale fachliche Diskussion und Abstimmung mit einem breiten Expertenkreis erfolgen, um eine bundesweite Anerkennung zu erzielen. In Zusammenarbeit mit ausschreibenden Partnern ist vor der Veröffentlichung die Testung der Standards auf Praxistauglichkeit geplant.

Inhalt des Regelwerks

Folgende Inhalte soll das Regelwerk für Obstbaumpflege enthalten:

  • Anwendbarer Maßnahmenkatalog: definiert und schreibt Pflegestandards fest als Orientierung für die praktische Arbeit des Obstbaumpflegers
  • Muster-Leistungsverzeichnisse: sorgen dafür, dass ausschreibende Stellen eine Grundlage dafür haben, um typische wiederkehrende Arbeiten der Obstbaumpflege qualifiziert ausschreiben zu können
  • Checklisten: ermöglichen nach Abschluss der baumpflegerischen Arbeiten, dass Leistungen qualifiziert und objektiv beurteilt und abgenommen werden können
  • Rahmen für Ausschreibungen: bundesweite gültige Vorlagen

„Letztendlich wird allen geholfen: Den Leuten in der Verwaltung genauso wie dem Baumpfleger selber, am Ende aber vor allem dem Obstbaum.“

Obstbaumpfleger Hans-Thomas Bosch (Projektteam)

Warum ein Regelwerk für Obstbaumpflege?

Laut Pomologen-Verein ist ein solches Regelwerk für Obstbaumpflege dringend erforderlich, weil wegen der bisher fehlenden verbindlichen Standards Pflegearbeiten für Streuobstwiesen selten fachgerecht ausgeschrieben würden. Vor allem aber seien diese nach Abschluss nicht prüfbar. „Das bedeutet, dass Pflegearbeiten häufig an den billigsten übergeben werden. Der muss sich an keine Standards halten und so schädigt die Pflege die Bäume nicht selten mehr, als dass sie ihnen nützt“, sagt Obstbaumpfleger Ingmar Kruckelmann, Mitglied in der Projektgruppe.

Einheitliche Standards und Prüfkriterien

Mit einem einheitlichen Regelwerk für Obstbaumpflege hätten zum einen Obstbaumpfleger künftig eine Orientierung für ihre praktische Arbeit. Ausschreibende Stellen erhielten andererseits eine Grundlage dafür, Maßnahmen qualifiziert ausschreiben und die Leistung am Ende überprüfen zu können. Ziel sei es, Pflegeleistungen systematisch zu definieren und vergleichbar zu machen.

„Auf diese Weise ist letztendlich allen geholfen: Den Leuten in der Verwaltung genauso wie dem Baumpfleger selber, am Ende aber vor allem dem Obstbaum“, sagt Hans-Thomas Bosch vom Projektteam. „Wir sorgen mit unserem Regelwerk dafür, dass tatsächlich nur solche Leute Bäume schneiden, die das auch wirklich beherrschen.“

„Wir sorgen mit unserem Regelwerk dafür, dass tatsächlich nur solche Leute Bäume schneiden, die das auch wirklich beherrschen.“

Obstbaumpfleger Hans-Thomas Bosch (Projektteam)

Fotos: Hans-Thomas Bosch

Arbeitsgruppen erarbeiten die Standards

Bis Juni 2022 soll ein erster Entwurf der Standards für die Obstbaumpflege vorliegen. Zurzeit ist das Autoren- und Projektteam des Vereins mit der Ausarbeitung beschäftigt. Der nächste Schritt wird die Vorstellung und Diskussion dieses Entwurfs vor einem ausgewählten Expertenkreis sein. „Das ist uns ausgesprochen wichtig und nimmt auch einen Großteil der Arbeit ein, weil wir möchten, dass die Unterlagen eine große Akzeptanz in der Fachwelt finden“, sagt Andreas Seyboth vom Projektteam. Nach einer ersten Revision sollen die Materialien in die Testphase gehen. Dazu arbeite der Verein mit der Stadt Ravensburg, dem Landkreis Gotha und dem Bundesforst zusammen, so Seyboth.

Finanzierung des Regelwerks gesichert

Um ein verbindliches Regelwerk für Obstbaumpflege erstellen und veröffentlichen zu können, rechnet der Pomologen-Verein mit Projektkosten von etwa 100.000 Euro. Der Bundesverband des Vereins hat einen Eigenanteil von 20.000 Euro aufgebracht. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) wird das Projekt mit 50 Prozent der Gesamtkosten fördern, da unter anderem der Bundesforst als Projektpartner gewonnen werden konnte. So wird die Testphase auf Flächen der DBU-Naturerbe GmbH stattfinden.

Viele Spenden zur Rettung der Streuobstwiesen

Den Rest der Finanzierung konnte der Verein über Spenden und Anfang des Jahres über eine Crowdfunding-Kampagne sichern. Unter dem Motto #obstbaumretter*innen gesucht wurden insgesamt etwa 35.000 Euro an Spenden eingesammelt. „Wir sind sehr zufrieden und ausgesprochen überrascht von der unglaublichen Resonanz. Nicht nur finanzielle Unterstützung haben wir erhalten, sondern auch Angebote für fachliche Unterstützung“, freut sich Seyboth. Etwa 250 Personen, Institutionen und Unternehmen unterstützen nach seinen Angaben die Aktion bisher.

Die Spender erhielten im Rahmen der Crowdfunding-Kampagne kleine Dankeschön-Geschenke wie Baumumarmungen, Gutscheine und Postkarten oder konnten sich eine Widmung in dem Werk sichern. Angaben zur Spendenaktion und weitere Hintergrundinformationen zu dem Projekt gibt es auf der Vereinsseite. In einem Video veranschaulichen die #obstbaumretter*innen ihr Anliegen und die Notwendigkeit einheitlicher Standards in der Obstbaumpflege zur Rettung der Streuobstwiesen.

#obstbaumretter*innen gesucht

Die Autorin: Claudia Dreckmann

#obstbaumretter*innen gesucht

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