Pathogenspürhunde – Baumkontrolleure mit Spürnase

Im Bereich der Baumkontrolle kamen viele Neuerungen in der jüngeren Vergangenheit auf. Sie erleichtern dem Baumkontrolleur und Gutachter, die Verkehrssicherheit von Bäumen genauer einzuschätzen. Als Beispiele seien an dieser Stelle die mittlerweile gängigen Zugversuche zur Abklärung der Standsicherheit oder aktuelle Innovationen wie Drohnen zur Baumkontrolle genannt. Ein ebenfalls neues und sehr effektives „Hilfsmittel“ sind Pathogenspürhunde. Im Team mit ihrem Baumkontrolleur suchen und erschnüffeln sie unterirdische Pilzfruchtkörper oder unter der Rinde schlummernde Sporen.

Der Hund als Kollege

Die Idee, einen Hund geruchlich nach etwas suchen zu lassen, stammt ursprünglich aus dem Mantrailing – der Personensuche mit Hunden. Dort müssen die Hunde verschiedene menschliche Gerüche voneinander unterscheiden können. Auch dürfen sie sich nicht von anderen Gerüchen ablenken lassen und sich nur an den Geruchsmerkmalen der gesuchten Person orientieren, um diese gezielt zu suchen.

Dieser phänomenale Geruchssinn der Hunde ist auch für die Suche nach unsichtbaren Baumschädlingen wie beispielsweise holzzersetzenden Pilzen nutzbar. Langnasige Hunde verfügen über circa 170 Quadratzentimeter Nasenfläche. Beim Menschen sind es zehn Quadratzentimeter. Einen Hund als Teamkollegen zu haben, ist also enorm leistungssteigernd.

Doch bevor es zum Schnüffeln an den Baum geht, steht das Training der Geruchsdifferenzierung an. Dem Hund muss lernen, dass er einen speziellen Duft suchen muss und auch nur diesen. Für die Ausbildung eignen sich alltägliche Gerüche wie Kaffee, Tee oder auch Küchenkräuter. Hat der Hund die Verknüpfung sicher hergestellt und zeigt einen Geruch fehlerlos an, beginnt das Training auf spezielle Baumpilze.

Welche Pilze finden Pathogenspürhunde?

In der Baumkontrolle spielen mehrere holzzersetzende Pilze eine Rolle, die sich – je nach Baumart – stark auf die Stand- und Bruchsicherheit auswirken. Die betroffenen Bäume entwickeln sich zu einem unsichtbaren Sicherheitsrisiko. Häufig sind dies Brandkrustenpilz, Hallimasch, Eschenbaumschwamm, Gemeiner Schwefelporling, Sparriger Schüppling und viele weitere Pilze, die nur einige Monate für den Menschen sichtbar am oder im Baum leben.

Diese häufigen Baumpilze gilt es in der Baumkontrolle zu erkennen. Sie wirken sich direkt auf die Verkehrssicherheit eines Baumes aus. Sie fruchten nur einjährig innerhalb eines kleinen Zeitfensters, schädigen den Baum aber ganzjährig. Im Holz oder unter der Rinde des Baumes wachsen die Hyphen des Pilzes heran. Diese ernähren sich von den Inhaltsstoffen des Holzes und zersetzen es langsam.

Die Autorin

Daniela Antoni aus dem unterfränkischen Hösbach bei Aschaffenburg ist Hundeführerin von zwei Pathogenspürhunden. Sie ist studierte Forstwissenschaftlerin, FLL-zertifizierte Baumkontrolleurin und Gutachterin. Ihren ersten Pathogenspürhund bildete sie 2013 gemeinsam mit einer kompetenten Hundetrainierin aus.

Fotos: Daniela Antoni

Das Unsichtbare finden?

Eine sichere Aussage über einen Befall kann niemals das ganze Jahr über getroffen werden. Zumindest nicht vom Menschen. Ein Pathogenspürhund findet diese Pilze ganzjährig, ein pilzlicher Befall ist sicher nachzuweisen oder auszuschließen. Je nach Ziel, für das der Pathogenspürhund eingesetzt wird.

Auch für anstehende Maßnahmen oder das weitere Vorgehen (Anpassung des Kontrollintervalls, Zugversuch beim Nachweis eines wurzelbrürtigen Pilzes, Befallszonen an Stamm und Wurzel, etc.) kann ein Pathogenspürhund entscheidend sein. Gerade bei Bäumen an sensiblen Standorten oder Naturdenkmälern ist dies wichtig.

Untersuchungen mit dem Pathogenspürhund

Nicht nur der Nachweis oder Ausschluss eines Pilzbefalls zählt zum Einsatzgebiet von Pathogenspürhunden. Beim Erstellen eines Gutachtens erleichtern sie es, den geeigneten Ansatzpunkt des Resistographen zu finden. Mit treffgenauer Nasenleistung erschnüffeln sie eine mögliche Sollbruchstelle am Baum – ungeachtet statischer und obligatorischer Berechnungen des Baumgutachters.

Welche Rassen eignen sich?

Nicht jede Rasse/jeder Mix ist zum Pathogenspürhund geeignet, denn es gibt zwar wenige, aber wichtige Kriterien zu erfüllen. Ein Pathogenspürhund sollte die angeborene Bereitschaft mit sich bringen, eng mit dem Hundeführer zusammenzuarbeiten. Eher auf Eigenständigkeit gezüchtete Rassen oder selbständige Individuuen eignen sich somit nicht und erschweren es, den Hund auszubilden. Außerdem benötigt der Hund einen ausgeglichenen Charakter. Eine angeborene gute Impulskontrolle und Frustrationstoleranz ist ebenfalls wichtig, da die Unterscheidung der Gerüche eine hohe Konzentration erfordert und nicht jede Rasse das nötige Maß erkennen lässt.

Dennoch hängt es letzendlich vom Hund ab, ob er sich zum Pathogenspürhund eignet. Wer selbst mit dem Gedanken spielt, einen Kollegen Spürnase auszubilden, wendet sich am besten an eine erfahrene Hundetrainerin.

Die Autorin: Daniela Antoni, Fachbüro für sichere Bäume

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