Die Rosskastanien-Miniermotte

Die Rosskastanienminiermotte bedroht seit Anfang der 90er Jahre die Kastanien. Die Baumart dient im Biergarten als Schattenbaum und erfreut im Herbst die Kinder mit ihren Früchten. Doch an vielen Bäumen verfärben und welken die Blätter bereits im August und sehen aus, als wären sie in der Jahreszeit durcheinander gekommen. Meistens steckt die Larve der Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella), eine Kleinschmetteringsart, dahinter.

Symptome der Kastanienminiermotte

Von der Motte befallene Bäume zeigen als erste Symptome im Frühsommer längliche gelb bis orange Flecken auf den Blättern. Meist breiten sie sich zwischen den Blattadern aus und bilden ein unregelmäßiges Mosaik. Bei fortschreitender Krankheit sterben die Blätter ganz ab und fallen vom Baum. Die Bäume wirken herbstlich, während die restlichen Bäume noch in sommerlichem Grün erstrahlen. In der Regel befällt die Rosskastanienminiermotte nur die weißblühenden Gewöhnlichen Rosskastanien (Aesculus hippocastanum).

Verwechslungsgefahr besteht mit dem Blattbräunepilz. Auch er verursacht braune Stellen, welche sich jedoch über die Blattadern hinausziehen. Die Ränder der Flecken sind beim Pilzbefall fast immer mit einem gelben Rand umgeben. Oft treten beide Schädlinge gleichzeitig und auf demselben Blatt auf.

Fotos: 1) Jan Böhm; 2), 3) Marina Leon

Probleme für den Baum

Die Rosskastanienminiermotte ist für die meisten Kastanien nicht tödlich. Der frühe Blattverlust vermindert die Photosynthese und führt dazu, dass der Baum weniger Reservestoffe für den Winter einlagert. Große Bäume kompensieren diesen Verlust normalerweise über Jahre sehr gut. Sie treiben im Frühjahr normal aus und überstehen einen starken Befall. In Städten oder am Straßenrand schwächen geringer Standraum, Hitzestress, Streusalz und Wassermangel die Bäume jedoch zusätzlich.

Lebensweise der Rosskastanien-Miniermotte

Die Weibchen bringen pro Jahr drei Generationen zu etwa 20-30 Eier hervor. Aus diesen schlüpfen Larven, welche zwischen der oberen und unteren Blatthaut sogenannte „Minengänge“ fressen. Die Stellen färben sich gelb bis orange und verursachen das typische Erscheinungsbild. Nach etwa drei Wochen verpuppen sich die Larven und es schlüpft der fertige Schmetterling. Die dritte Generation im Jahr verpuppt sich in den abfallenden Blättern und überwintert dort bis zum Frühling. Im neuen Jahr schlüpfen sie und legen die erste Generation an Eiern.

Kurioses Phänomen im Herbst

Bei sehr starkem Befall mit der Kastanienminiermotte sind die Blätter voll mit Nekrosen. Kommt dann eine weitere Krankheit dazu, stehen die Bäume teilweise bereits im August ohne Blätterkleid da. Passiert dies mehrere Jahre hintereinander, oder kommt noch beispielsweise Trockenstress hinzu, sieht der Baum nur noch eine Möglichkeit: Er treibt im gleichen Jahr neu aus. Warum die Kastanien neu austreiben, ist noch nicht gänzlich erforscht. Eine Möglichkeit ist, dass der Baum die letzten Monate mit Sonnenschein ausnutzen möchte, um genügend Reservestoffe für den Winter einzulagern. Dagegen spricht, dass der Neuaustrieb Kräfte raubend ist. Dadurch bleibt den Bäumen kaum die Zeit, diesen Verlust vor dem Wintereinbruch zu kompensieren. Außerdem erklärt es nicht, warum sie Blüten ansetzen.

Hier setzt die zweite Theorie an: Der Baum möchte vor seinem Tod noch schnell das Überleben der Art sichern und treibt eine „Notblüte“. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob sich die betroffenen Bäume erholen, oder ob die Kombination aus Pilz, Motte und ungünstigen Witterunsbedingungen tödlich für den schönen Biergartenbaum war.

Natürliche Gegenspieler

Die Rosskastanienminiermotte hat in Europa kaum natürliche Feinde. Sie ist das Wirtstier von einigen Erzwespen, welche ihre Eier in die Larven legen. Langsam entdecken jedoch Vögel wie Blau- und Kohlmeisen die Leckerbissen. Bleibt zu hoffen, dass sich die heimischen Räuber an die neue Mahlzeit im Überfluss gewöhnen.

Fotos: 1) LfL Freising; 2), 3) Marina Leon

Bekämpfung der Miniermotte

Die Bekämpfung der Rosskastanienminiermotte ist schwierig. Für große Bäume ist die Behandlung mit chemischen Mitteln aus ökologischen und gesundheitlichen Gründen keine Option. Als Schadensbegrenzung sammeln Sie alle herabgefallenen Blätter ein. Verbrennen Sie die Blätter oder entsorgen Sie sie im Hausmüll. Die Larven überwintern in der Streu auf dem Boden. Werden die Blätter entsorgt, ist eine Neubesiedlung des Baumes im kommenden Jahr erschwert. In Städten finden bislang Aktionen von Schulen, Kindergärten oder ehrenamtlichen Gruppen statt. Die Helfer sammeln möglichst viele Blätter vom Boden oder fegen sie zu Haufen zusammen. Anschließend entsorgen sie das gesammelte Laub. Ob diese Aktionen erfolgreich sind, zeigt sich in den kommenden Jahren. Doch eines ist klar: Ausrotten lässt sich die Motte ist dadurch nicht.

Die Autorin: Marina Leon

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Quellen:

1 Antworten
  1. Sandra

    Eigentlich wolte ich mich auch am herbstlichen Laubsammeln und Kastanien-Retten beteiligten (Berlin – ich: Stadtkind)
    ABER… nachdem Blau- und Kohlmeisen hierdurch offensichtlich ein mittlerweile notwendges Futtermittel zur Brutpflege finden ((suchen ansonsten wiederholt vergebens! Winkel aller Fenster nach Spinnen ab), haben die Stadtspatzen ihr Verhalten kopiert. Sobald die Lindenblüte beendet ist, besuchen die Spatzen ‚meine‘ Kastanie (weißblühend) nachmittags in Trupps (nicht ganz so geschmeidig wie die leichteren Kollegen, aber ausdauernd!). Ab dem Spätsommer gesellen sich unzählige Wespen friedlich dazu – ein einziges Brummen in der Baumkrone. Sie kommen auch mal an den Balkon, um im Blumenuntersetzer beim morgendlichen Bad Wasser zu tanken – eine Plage stelle ich für mich nicht fest (keine interessiert sich für Süßes/Obst/Sonstiges).
    „Schädling“ -„Nützling“? Die Natur findet offensichtlich ein (neues) Gleichgewicht.
    Abwarten. Staunen.. Lernen.
    (und Umweltschutz in den eigenen vier Wänden ausbauen – alles ist im Wandel)

    Antworten

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