Artenschutz in der Baumpflege

Der Artenschutz in der Baumpflege ist immer wieder ein Streitthema unter den Fachleuten. Das Bundesnaturschutzgesetz regelt, dass Baumpfleger bei Eingriffen im Baum und vor allem bei Fällungen den Artenschutz ganzjährig beachten müssen. Jeder Baum bietet unzähligen Lebewesen Nahrung, Lebensraum und Schutz. Diese Funktionen dürfen durch die Baumpflege nicht beeinträchtigt werden. Im Gegenteil! Der Baumpfleger kann sogar zum Artenschutz beitragen.

Der Baumpfleger und der Artenschutz

Baumpfleger greifen täglich in einen perfekt funktionierenden Kreislauf aus Geben und Nehmen ein. Sie arbeiten in einem komplexen System von Lebewesen und sorgen dafür, dass Bäume Menschen nicht gefährden. Sie pflegen alte und kranke Bäume so, dass sie noch lange weiterleben. Sie kennen die Funktionen der Bäume und erziehen sie auf hohen Obstertrag, langsames Wachstum oder bestimmte Wuchsformen. Und manchmal müssen sie auch einen Baum entfernen. Sei es aus Sicherheitsgründen, oder weil der Baum an einen Platz gepflanzt wurde, an den er nicht passt.

Aktiver Artenschutz in der Baumpflege

Mit jedem Aufstieg in den Baum greifen Baumpfleger in die Natur ein. Es ist ein empfindliches Gleichgewicht, welches zu erhalten ist. Vor jedem Auftrag prüfen sie, welche Bewohner sich gerade im Baum befinden. Bei Pflegemaßnahmen achten sie darauf, brütende Vögel in der Krone nicht zu stören oder gar ihr Nest zu beschädigen. Doch auch beim Schnitt kann der Baumpfleger aktiv Artenschutz betreiben. Er pflegt die Bäume, damit sie über Jahrzehnte hinweg gesund wachsen und noch lange ihre Funktionen für Mensch und Tier erfüllen. Gerade alte und kranke Bäume bekommen durch die Baumpflege eine zweite Chance. Verjüngungsschnitte, Kronen-Einkürzungen oder eine gute Gewichtsverteilung der Äste tragen dazu bei, Fällungen alter Bäume zu vermeiden. Hier spielt die Einhaltung der „guten fachlichen Praxis“ nach der ZTV Baumpflege eine große Rolle.

Artenschutzgutachten und artenschutzrechtliche Prüfungen

Oft kreuzen sich die Wege von Mensch und Tier. Vor allem dann, wenn es um Bauvorhaben geht. Hier kommen Gutachten zum Tragen. Sie klären, welche Tier- und Pflanzenarten die betroffenen Bäume bewohnen und ob sie unter einem besonderen Schutzstatus stehen. Unterschieden wird zwischen planungsrelevanten und –irrelevanten Arten. Planungsrelevante Arten, wie beispielsweise die Haselmaus, die Käferart Eremit und zahlreiche Fledermausarten, sind in Planungs- und Zulassungsverfahren besonders zu berücksichtigen. Werden sie bei Gutachten oder artenschutzrechtlichen Prüfungen gefunden, gibt es mehrere Möglichkeiten. Oft ist es möglich, die Tiere umzusiedeln. Andernfalls führt der Fund zum Baustopp.

Biotope aktiv gestalten in der Baumpflege

Besondere Orte benötigen eine besondere Baumpflege. So beispielsweise die Pfaueninsel in Berlin. Sie ist nationales Naturschutz- und Natura 2000-Gebiet. Die Charakterbäume der Insel, die sogar zum UNESCO Naturerbe zählt, sind ungefähr 2.100 alte Eichen. Einige dieser Eichen sind über 500 Jahr alt und weisen einen Stammumfang von bis zu sechs Metern auf. Diese Bäume sind Heimat für die geschützten Käferarten Heldbock und Eremit. Um den Lebensraum für die Käfer, aber auch für alle anderen Tierarten des Parks zu erhalten, ist eine spezielle Baumpflege nötig.

Unter fachgerechten Schnitten versteht der Baumpfleger gerade, glatte Schnitt, die den Saftfluss auf nur wenig dünnere Äste ablenken. Der Baum kann diese Schnitte leicht abschotten und überwallen. Fäule und Pilze haben keine Chance. In der denkmalgerechten Baumpflege sehen fachgerechte Schnitte anders aus. Ziel ist es, den natürlichen Habitus der Altbäume zu erhalten, die Verkehrssicherheit wiederherzustellen und den Baum möglichst lange standsicher zu halten. Gerade in einer Parkanlage wie der Pfaueninsel spielt die Ästhetik eine große Rolle. Die Bäume sollen natürlich aussehen, auch im Alter.

Der Kompromiss: Müssen Kronenteile oder Starkäste entnommen werden, orientieren sich die Baumpfleger an der Natur. Mit Hilfe von Seilwinden wird der angeschnittene Stamm regelrecht abgerissen. Es entstehen natürliche Strukturen, die an einen Blitzeinschlag oder einen Abbruch bei starken Stürmen erinnern. Die Eichen reagieren auf diese Art der Kroneneinkürzung erstaunlicherweise gut. Sie treiben keine übermäßigen Reiterate wie das bei Kappungen passiert, sondern bauen mit der Zeit weiter unter eine junge Sekundärkrone auf. Die geschaffenen Strukturen an der Abrisskante können schnell von Pilzen besiedelt werden, sodass neue Höhlungen im Stamm entstehen. Diese seltenen Habitate sind wichtig, um das Fortbestehen der Käferpopulationen zu sichern. Eine Win-Win-Situation für den Parkbesucher, den Baumerhalt und den Artenschutz

Seltene Tierarten

Alte Kulturlandschaften, in denen seltene Tierarten siedeln, können nur mit Hilfe von Fachleuten langfristig erhalten bleiben. In den Kopfeichen am Hetzleser Berg beispielsweise lebt eine seltene Käferart – der Eremit. Nur durch den regelmäßigen Schnitt der Eichen bleibt der Lebensraum unverändert.

Baumpfleger sind nicht nur dafür da, Äste abzusägen. Sie haben auch ein großes Wissen über die im Baum lebenden Tierarten. Das macht sie zu idealen Beobachtern. Zahlreiche wissenschaftliche Studien basieren auf Informationen, die Kletterer zuvor in den Baumkronen sammeln. Sie nehmen Proben, suchen nach Tieren oder dokumentieren die Situation im Baum zu unterschiedlichen Zeiten. Die Möglichkeit, Fachleute direkt in den Baum steigen zu lassen, hat viele Vorteile. Ein Baumkletterer kann jeden einzelnen Ast von allen Seiten genau ansehen und eventuelle Krankheiten oder Schädlingsbefall aufdecken. Er kann sich frei bewegen und sieht somit viel mehr Einzelheiten als ein Betrachter von unten erkennen könnte.

Die Autorin: Marina Winkler

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