Schutz der Giganten im temperierten Regenwald Westkanadas

Atemberaubende Wildnis, riesige Urwaldgiganten und winzige Geisterblumen: diese und noch viele weitere Naturwunder findet man in den Schutzgebieten von Wilderness International. Die gemeinnützige Dresdner Stiftung setzt sich für den Erhalt der temperierten Regenwälder im westkanadischen British Columbia ein.

Waldbegeisterte Privatpersonen und Firmen können diesen einzigartigen Wald gemeinsam mit Wilderness International bewahren: Für jede Spende von 50 Euro stellt die Stiftung 64 Quadratmeter Wald für immer unter Schutz. Durch den Kauf mit Grundbucheintrag sind die Flächen dauerhaft rechtssicher geschützt – und Dank der personalisierten Urkunde mit
den Geokoordinaten des Waldstückes ist der Schutzstatus für die Spender direkt nachvollziehbar und transparent.

Junge Botschafter für den Naturschutz

Auch junge Menschen können schon tatkräftig zum Waldschutz beitragen – durch den Wildnislauf. Bei diesem Sponsorenlauf haben die Schüler der circa 80 Partnerschulen von Wilderness International die Chance, nicht nur mehr über das Ökosystem zu lernen, sondern direkt ein eigenes Stück temperierten Regenwald zu retten.

Im Zweijahrestakt gibt das Umweltbotschafter-Programm engagierten Schülern mit einem Stipendium die Möglichkeit, auf einer Expeditionsreise diese unberührte Wildnis hautnah selbst zu erleben und zu erforschen. Anschließend halten die Umweltbotschafter Vorträge an verschiedenen Schulen und berichten von ihrer Reise in den temperierten Regenwald. Sie werden zu Botschaftern für die Wildnis und inspirieren viele hundert Menschen für den Naturschutz.

Wilderness International

Wilderness International ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich für den Schutz der Regenwälder in Kanada einsetzt. Für die Stiftung ist der Erhalt von intakten Naturräumen der wirksamste Umweltschutz und direktes Engagement die Voraussetzung für erfolgreichen Naturschutz. Durch die Klettertouren sollen die Jugendlichen zu Botschaftern für die Wildnis werden.

Fotos: Wilderness International

Erforschung der Regenwälder

Einen wichtigen Teil dieser Expeditionen stellen die Forschungsprojekte dar, welche eine große Bandbreite umfassen: von biochemischen Untersuchungen des Wassers über die Musik des Waldes bis hin zu grafischer Kunst. Dazu sucht sich jeder Umweltbotschafter im Vorfeld ein bestimmtes Thema aus, welches er während der Expedition untersuchen und erforschen möchte. In der Vor- und Nachbereitung sowie während der Expedition erhalten die Umweltbotschafter professionelle Unterstützung von einem Team aus Wissenschaftlern.

In diesem Jahr befasste sich ein Projekt mit Insekten in den unterschiedlichsten Urwaldlebensräumen, die vom Totholz bis in den Kronenbereich der Regenwaldriesen reichen. Dafür sollte es auch in die Höhe gehen, um die Kronen der Bäume zu erforschen und neues, einmaliges Bild- und Videomaterial aufzunehmen.

Unterstützung der Kletterer

Die Planung dafür begann bereits in Deutschland mit der Organisation des Baumkletterns. Das wäre nicht möglich gewesen ohne Sponsoren. Für die großzügige Unterstützung bei der Beschaffung des Materials bedanken wir uns ganz herzlich bei Freeworker. Durch diese Unterstützung war es uns möglich, auf die alten Bäume zu klettern.

Fotos: Wilderness International

Die Expedition im Westen Kanadas

Wer zum Klettern mit eigenem Equipment reist, hat in der Regel schweres Gepäck dabei. Dank der großzügig von Air Canada gesponserten Freigepäckmengen konnten wir tatsächlich die lange Reise in die Wildnis mit unserer eigenen Kletterausrüstung unternehmen. Mit diesem erstklassigen Material im Gepäck mussten wir nur noch geeignete Bäume finden. Unsere Wahl fiel auf Ahornbäume, da diese eine breite Krone besitzen und viele Möglichkeiten für das Einwerfen des Seils bieten.

Über Frankfurt, Calgary und Vancouver Island reisten wir inklusive einer mehrtägigen Bootstour an unser Ziel in das Naturschutz gebiet „Land der Grizzlies“ im Toba Valley. Das ist ein wildes Flusstal circa 160 Kilometer nördlich von Vancouver. Während ein Teil des Teams dort das Basiscamp aufbaute, machte ich mich mit einer zweiten Gruppe auf den Weg in den Wald.

Fotos: Wilderness International

Rauf auf die Bäume

In den Tiefen des temperierten Regenwaldes angekommen, stellten wir leider fest, dass die Ahornbäume ohne Schleuder nicht zu erklettern sind. Die Kronen hängen viel zu hoch und die Schäden an Moosen, Farnen und Flechten wären nicht verantwortbar gewesen. Wir suchten also eifrig nach Alternativen. Nach langen Diskussionen befanden wir einen Riesenlebensbaum, welcher nahe bei einer Sitkafichte stand, für gut geeignet. Das erste Seil warfen wir auf 25 Meter Höhe ein. Höher ging nicht, da im dichten Gewirr der vielen Bäume mit ihren zahlreichen Ästen der Wurfsack sehr schnell stoppte.

Von da aus arbeiteten wir uns weiter hoch auf 40 Meter. Mit LockJack und Kambiumschoner am Riesenlebensbaum gesichert, bewegten wir uns langsam mit Hilfe des Petzl Rig auf die Sitkafichte zu. Auf dieser hieß es erneut mit Wurfleine und Wurfsack den Ankerpunkt zu erhöhen, um weiter in die oberen Schichten des Baumes aufzusteigen.

„Basislager“ auf 65 Metern

Auf rund 65 Metern angekommen, bauten wir uns eine sichere Basis, um die Forschungsarbeiten durchzuführen. Mit einem Klopfschirm sammelten wir Kleinstlebewesen und eine Vielzahl unterschiedlichster Insekten. Die gesammelten Tiere bestimmte und untersuchte das Team anschließend am Boden und später im Labor der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen (Dresden). Zudem legten wir verschiedene Flechten, Farne und Moose aus den obersten Schichten des Baumes in Herbarien an. Dadurch gewannen wir neue Erkenntnisse zur Artenvielfalt und Artenverteilung in den Baumkronen.

Fotos: Wilderness International

Erst der Anfang der Forschung

Die gesammelten Daten unseres Forschungsausfluges in die beeindruckenden Höhen der temperierten Regenwälder Westkanadas werden wir gemeinsam mit Experten in den kommenden Wochen wissenschaftlich auswerten. Anschließend werden wir unsere Ergebnisse aufbereiten und später publizieren. In den nächsten Jahren bauen wir auf dem diesjährig gelegten Grundstein auf und treiben das Projekt Ökosystem Baumkrone weiter voran.

Dabei wollen wir ein breiteres Spektrum an Baumarten beklettern, um tiefergehende Erkenntnisse zu gewinnen. Ich befürchte jedoch, dass wir dieses unglaublich vielseitige und komplexe Ökosystem nie in seiner Gesamtheit erfassen. Denn immer und überall lässt sich Neues, Faszinierendes und Wertvolles entdecken. Und das ist nur einer von unzähligen Gründen, warum die Wildnisgebiete im Toba Valley schützenswert sind.

Der Autor: Johannes Kaul Wilderness International

Kletterblatt 2019

Dieser Artikel ist auch im Kletterblatt 2019 erschienen, der Kurszeitschrift Münchner Baumkletterschule. Erscheinungsdatum: November 2018

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