Waschbär trifft Baumpfleger

Wenn ein Baumkletterer zum Arbeiten in den Baum steigt, erwartet er nicht, einem Waschbären zu begegnen. Das kann allerdings vorkommen. Drei Mitarbeiter der Firma Baumdienst Döge in Nürnberg haben diese Begegnung mit einem Waschbär gehabt.

„Das`n Waschbär ey!“

Es war bis dahin ein entspannter Morgen, als Goto (Gottfried), Sprotte (Chris) und ich (Raphi) an der Baustelle ankamen. Der Auftrag: Fällung einer circa 20 Meter hohen Blaufichte mit vier Spitzen.

Gerade fiel die zweite von Goto abgesägte Spitze in die Winch, als etwas Großes, Weißes, Flauschiges aus der Spitze zuerst auf das gespannte Riggingseil und dann weiter auf die Wiese geschleudert wurde. Bevor ich es richtig realisiert habe, hörte ich Sprotte schon hinter mir rufen: „Das`n Waschbär ey!“ Der unsanft Geweckte schien nach seinem unfreiwilligen Flug erstaunlicherweise sehr entspannt und trottete nach der harten Landung gemütlich zurück zur Fichte und kletterte dann am Stamm zurück nach oben. Auf halber Höhe stoppte er.

Gelegenheit zum Rückzug

Jetzt läuteten bei mir doch die Alarmglocken. „Moment! Waschbär? Im Grunde ein Raubtier, das bekanntlich aggressiv sein kann, wenn es Gefahr wittert.“ Ich rief Goto zu, der gerade dabei war, sich umzubauen, dass ein Bär gerade nach oben auf dem Weg zu ihm sei. Die Antwort : „Hä hä, sehr witzig!“ Hätte ich auch nicht geglaubt, wenn mich jemand vor einem Bären gewarnt hätte. Sprotte wiederholt aber die Warnung lautstark, worauf Goto nach unten sah und seinen Augen nicht traute. Wir schickten ihm schnell eine Stangensäge per Seil nach oben, womit er zumindest das Tier auf Abstand halten konnte. Nach circa 20 Minuten entschieden wir, unseren Kollegen wie ein Stammstück mit der Winch abzulassen. Zügig baute er sich ins Riggingseil ein und löste seine Kurzsicherung, woraufhin wir ihn sehr sehr dynamisch abgelassen haben.

Kletterblatt2017/2018

Dieser Artikel ist auch im Kletterblatt 2017/2018 erschienen, der Kurszeitschrift Münchner Baumkletterschule. Erscheinungsdatum 07.04.2017

Kletterblatt 2017/2018
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Als Goto endlich in Sicherheit war, dauerte es auch nicht mehr lange, bis eine Biologin, ein Tierschutzbeauftragter und ein Jäger auftauchten, die Sprotte verständigt hatte. Sie entschieden, den Waschbären, der sich wieder in die Baumkrone zurückgezogen hatte, vorläufig in Ruhe zu lassen und bis zum nächsten Tag abzuwarten. Gesagt, getan! Doch bis zum nächsten Morgen hatte sich der haarige Geselle ein anderes Plätzchen gesucht und wir konnten dann zu Ende bringen, was wir tags zuvor angefangen hatten. Ich möchte noch hinzufügen, dass Goto einer unserer erfahrensten Mitarbeiter ist und den Waschbär nicht bemerken konnte, da er in der Krone quasi unsichtbar war.

Waschbären (Procyon lotor)

Der Waschbär ist der größte Vertreter aus der Familie der Kleinbären. In Deutschland ist er ein Neozoon, da er in den 1920er Jahren aus Nordamerika nach Deutschland eingeführt worden war – für die Pelztierzucht. 1934 wurden zwei Waschbärenpaare in Hessen ausgesetzt, wo heute eines der zwei Hauptverbreitungsgebiete in Deutschland ist. Das zweite Zentrum ist in Brandenburg (Strausberg).

Der bevorzugte Lebensraum des Waschbären ist eigentlich ein an Eichen reicher Laub- oder Mischwald. Allerdings haben viele Waschbären, dank ihrer Anpassungsfähigkeit, in urbanen Gebieten ihren Lebensraum gefunden.

Der Waschbär ist ein guter Kletterer, er ist nachts aktiv und er schläft tagsüber gerne in Baumhöhlen oder auf Bäumen. Wenn dann ein tagaktiver Baumpfleger auf einen nachtaktiven Waschbären trifft, kann man verstehen, dass letzterer etwas irritiert und nicht erfreut ist, wenn sein Nachtlager plötzlich nach unten segelt.

Autor: Raphael Lutsch
Mitarbeiter der Firma Baumdienst Döge

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