
Baumkletter-Meisterschaften
Jedes Jahr messen sich die besten Baumkletterrinnen und Baumkletterer in nationalen, europäischen und internationalen Wettkämpfen. Auf Baumkletter-Meisterschaften ermitteln sie in verschiedenen Disziplinen zunächst die Teilnehmer am Finale. In diesem Master’s Challange genannten Finale, geht es für die Finalisten wieder bei null los und jeder hat die gleichen Chancen am Ende der große Gewinner zu sein.
Im Gegensatz zu vielen anderen Wettbewerben geht es bei Baumkletter-Meisterschaften nicht nur um das rein Sportliche. Vielmehr ist es ein Berufswettkampf und viele Teilnehmer sind hauptberufliche Baumkletterer und Baumpfleger. Die einzelnen Disziplinen orientieren sich stark am beruflichen Alltag in der kletternden Baumpflege. Sie stellen Szenarien nach, die in der täglichen Arbeit der Baumpfleger gefordert sind.
Ablauf der Baumkletter-Meisterschaften
Die Meisterschaften laufen in allen Ländern nahezu gleich ab und es gelten die gleichen Regeln. In Deutschland gibt es am Wochenende der Wettkämpfe noch Workshops rund um die Themen Baumpflege, Baumklettern und Baumkontrolle. Seit 2006 gibt es bei den deutschen Meisterschaften den begleitenden Wettbewerb „Visuelle Baumkontrolle“, einen Arbeitsbereich der in der Praxis der Baumpflege immer wichtiger wird.
Baumkletter-Meisterschaften finden immer über ein ganzes Wochenende statt. Meist treffen sich die Teilnehmer am Donnerstag oder Freitag, um sich auf den Wettbewerb vorzubereiten. Bevor es jedoch losgeht, steht noch der Gear-Check an. Dabei prüft die Jury die gesamte Ausrüstung der Teilnehmer, ob diese den Regeln und den allgemeinen, in der Branche üblichen Sicherheitsvorschriften entspricht.
Am ersten Tag des Wettbewerbes starten alle Teilnehmer in den Vorwettkämpfen, die aus den fünf Einzeldisziplinen Throwline, Ascent, Speedclimb, Workclimb und Areal Rescue bestehen. Bei den einzelnen Disziplinen steht nicht nur Geschwindigkeit und sportliche Leistung im Fokus. Auch der Baum- und Artenschutz sowie die Arbeitssicherheit sind Faktoren, die in die Bewertung einfließen. Neben der Stoppuhr benötigen die Kampfrichter auf Baumkletter-Meisterschaften daher viel Berufserfahrung und ein geschultes Auge.
Wurfleine werfen
Throwline
Damit der Baumkletterer in den Baum kommt, benötigt er ein am Baum fixiertes Aufstiegsseil. Der Punkt, an dem das Seil im Baum befestigt ist, sollte möglichst hoch sein. Je höher dieser Punkt ist, desto mehr Äste erreicht der Kletterer später im Baum. Der Punkt muss ebenso sicher und stabil sein, da er das ganze Gewicht des Baumpflegers trägt.
Doch wie kommt das Seil in den Baum? Da es zu schwer ist, um es nach oben zu werfen, ziehen es die Kletterer mit einer Hilfsleine ein. Diese Leine ist leichter und lässt sich prima mit einem kleinen Gewicht einwerfen. Genau um dieses Einwerfen geht es bei der Disziplin Throwline. Mit möglichst wenigen Würfen versuchen die Teilnehmer die markierten Astgabeln im Baum zu überwinden, um anschließend zwei Kletterseile einzubauen. Je höher die getroffenen Gabeln, desto mehr Punkt bekommt der Wettbewerber.
Aufstieg in den Baum
Ascent Event
Ist das Seil im Baum, heißt es für den Baumkletterer: Ab in den Baum. In der modernen Baumpflege praktizieren die Kletterer verschiedene Aufstiegssysteme. Jeder hat seine eigenen Vorlieben und Techniken, mit denen er am besten zurechtkommt. Die Disziplin Ascent Event, die seit 2017 Teil der Meisterschaften ist und die Disziplin Footlock ersetzt, setzt an diesem Punkt ein.
Bei diesem Teil der Baumkletter-Meisterschaft geht es darum, schnell und effizient in die Krone des Baumes zu kommen. Auch im Arbeitsleben ist das wichtig, da regelmäßig mehrere Bäume an einem Arbeitstag auf dem Arbeitsplan stehen. Eine energiesparende, sichere und zügige Technik ist da von Vorteil. Gewertet werden beim Ascent Event drei Zeiten. Ersten die Zeit, die der Teilnehmer benötigt um sein Aufstiegssystem am Seil einzubauen. Zur Sicherheit prüft ein Jurymitglied anschließend, dass das System den Vorschriften entspricht. Die Zeit ist dabei angehalten.
Die folgenden Zeiten messen, wie lange der Kletterer braucht um eine definierte Höhe zu erreichen und wie lange er benötigt um hoch oben im Baum in sein Abstiegssystem zu wechseln. Die einzelnen Zeiten rechnet die Jury in Punkte um. Bei Regelverstößen gibt es Punktabzüge.
Schnellklettern
Speedclimb
Beim Speedclimb klettern die Teilnehmer ohne Hilfsmittel eine vorgegebene Strecke am Baum nach oben. Zum Klettern nutzen sie die eigene Kraft und Geschicklichkeit und das, was der Baum zur Verfügung stellt. Sie sind dabei über einen Fanggurt und ein Seil gesichert. Der Zielpunkt liegt in ungefähr 15 Metern Höhe und es zählt allein die Schnelligkeit. Erst wenn der Kletterer die Glocke am Ziel in der Baumkrone läutet, stoppt die Zeit.
Personenrettung
Areal Rescue
Die Disziplin Arial Rescue prüft mit einer Unfallsituation im Baum eine lebensrettende Aufgabe. Eine Puppe oder ein Helfer simuliert einen verletzten Baumkletterer, der sich oben im Baum befindet. Durch seine Verletzung ist er nicht mehr in der Lage, alleine herunter zu klettern. Die Aufgabe des Wettbewerbers besteht darin, den Verletzten innerhalb eines Zeitlimits sicher aus dem Baum zu retten.
Wichtig in dieser Disziplin ist, die Lage schnell einzuschätzen, weitere Hilfe zu organisieren und den Verletzten schonend zu Boden zu bringen. Die richtigen Rettungstechniken lernt jeder Baumpfleger und -kletterer auf speziellen Kursen und sollte diese regelmäßig auffrischen. Wie beim Arbeitsklettern bedeutet der Verlust eines Ausrüstungsgegenstandes die Disqualifikation. Die Zeit für den Teilnehmer läuft ab dem Moment, wo er den Sicherheitskreis betritt und stoppt sobald er gemeinsam mit dem Verletzten am Boden ankommt.
Die simulierte Praxis
Workclimb
Bei den Disziplinen auf Baumkletter-Meisterschaften ist der Bezug zur Praxis wichtig und mit dem Workclimb wird eine solche alltägliche Arbeitssituation simuliert. Die Teilnehmer klettern innerhalb einer vorgegebenen Zeit verschiedene Arbeitsstationen im Baum ab. Dabei zählt es nicht nur, die einzelnen Stationen zu erreichen, sondern auch die Technik fließt in die Bewertung ein. Für den Kletterer heißt das, baumschonend und sicher sich zu den einzelnen Punkten bewegen. An jeder Station befindet sich eine Glocke, die der Starter entweder mit einer Handsäge oder einer im Baum hängenden Stangensäge läutet.
Außerdem gibt es eine Gewichtsstation. An einem Ast hängt ein Gewicht und überprüft, wie stark der Kletternde den Ast belastet und wie viel seines Eigengewichts im Seil hängt. Belastet er den Ast zu stark, gibt es Punktabzüge. Die Zeit läuft, sobald der Baumpfleger oben am Startpunkt in der Krone loslegt und stoppt, sobald er den Zielpunkt am Boden erreicht.
Das große Finale
Master’s Challenge
Die Besten Kletterer aus den Vorwettkämpfen qualifizieren sich für die Master’s Challenge einer Baumkletter-Meisterschaft. Diese findet am Tag nach den Vorkämpfen statt und ist manchmal auf zwei Tage getrennt nach Damen und Herren verteilt. Je nach Teilnehmerzahl qualifizieren sich die besten vier bis sechs Männer und drei bis vier Frauen. Das Masters ähnelt dem WorkClimb, ist aber deutlich komplexer und anspruchsvoller. Auch im Finale läuten die Teilnehmer Glocken im Baum mit Handsäge oder Stangensäge und auch eine Gewichtsstation ist Teil des Parcours. Eine Jury bewertet, ob der Kletterer rücksichtsvoll und sicher arbeitet.
Beim Masters ist der Start nicht in der Baumkrone, sondern am Boden. Der gesamte Arbeitsvorgang fließt in die finale Bewertung ein. Betritt der Teilnehmer den Sicherheitskreis rund um den Masters-Baum, startet die Zeit. Als erstes kontrolliert er den Baum, bevor er mit dem Seileinbau beginnt. Danach klettert der Starter in den Baum und beginnt von Oben nach unten die einzelnen Stationen abzuarbeiten. Wieder am Boden, ist noch das Seil aus den Baum schonend zu entfernen, bevor die Zeit stoppt.
Wird der Parcours nicht komplett in der vorgegebenen Zeit geschafft, zählen trotzdem die Arbeitsschritte bis zum Timeout. Der Verlust eines Ausrüstungsgegenstandes oder ein abgebrochener Ast oberhalb der kritischen Aststärke führen zur Disqualifikation. Vorab dürfen die Teilnehmer den Finalbaum begutachten und sich ihre Route überlegen. Am Tag der Master’s Challenge bleiben die verbleibenden Starter außerhalb des Sichtfeldes. Sie sollen sich keine Tipps und Tricks bei vorherigen Starter abschauen. Sind alle Teilnehmer wieder aus dem Baum, zählt die Jury die Punkte zusammen und verkündet anschließend die Gewinnerin und den Gewinner.
Ausrichter der Wettbewerbe
Die International Society of Arboriculture und ihre lokalen Sektionen richten die Meisterschaften im Baumklettern aus. Die Baumpflege-Gesellschaft ist weltweit organisiert und zählt mehrere zehntausend Mitglieder. Sie setzt sich für die Belange der professionellen Baumpfleger und die damit zusammenhängende Forschung ein. Außerdem fördert sie die Pflege und Erhaltung von Bäume und setzt sich für die Interessen der Baumpflege ein. 1924 gründete sich die ISA in den USA. Der Hauptsitz der Gessellschaft befindet sich heute amerikanischen Champaign, Illinois. Die deutsche Sektion, die ISA Germany e. V., gründete sich im Jahr 1990.
Europäische Baumklettermeisterschaften 2018
Baumkletter-Meisterschaften: Die besten Klettermaxe im Baum
An vielen Stationen und im Masters vergibt die Jury Punkte.
Baumkletter-Meisterschaften: Die besten Klettermaxe im Baum
Ausrichter der Baumkletter-Meisterschaften ist die ISA.
Baumkletter-Meisterschaften: Die besten Klettermaxe im Baum
Am Ende bekommen die Gewinner einen tollen Pokal.
Die ersten Weltmeisterschaften im Baumklettern richtete die Dachgesellschaft im Jahr 1976 aus. Bis auf wenige Ausnahmen fanden die Wettkämpfe der Weltbesten, die sich über die regionalen Meisterschaften qualifizieren, in den USA statt. Der Austragungsort der Weltmeisterschaft 2018 ist Columbus, Ohio. Seit 1994 gibt es auch die Deutschen Meisterschaften im Baumklettern, die jedes Jahr an wechselnden Orten stattfinden. 2018 geht es in den hohen Norden nach Bleckede im Landkreis Lüneburg.
Deutsche Meister im Baumklettern
Männer | Frauen | |
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2019 | Fabian Weber | Eva-Maria Mauz |
2018 | Tim Schröder | Anika Hartramph |
2017 | Fabian Weber | Eva-Maria Mauz |
Alle Deutschen Meister seit 1994
Deutsche Meisterschaften 2018

Einen ausführlichen Bericht über die Deutschen Meisterschaften im Baumklettern 2019 gibt es auf dem Freeworker-Blog.
Europameister im Baumklettern
European Tree Climbing Championship
Männer | Frauen | |
---|---|---|
2019 | Frits van der Werff | Josephine Hedger |
2018 | Romain Chignardet | Josephine Hedger |
2017 | Johan Pihl | Josephine Hedger |
Alle Europameister seit 1993
Europameisterschaft 2019

Die Europäischen Meisterschaften im Baumklettern fanden 2019 auf Rügen statt. Mehr dazu im Freeworker-Blog.
? Weltmeister im Baumklettern ?
International Tree Climbing Championship
Männer | Frauen | |
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2018 | James Kilpatrick | Krista Strating |
2017 | James Kilpatrick | Chrissy Spence |
2016 | James Kilpatrick | Chrissy Spence |
Alle Weltmeister seit 1976
Weltmeisterschaft 2018

Foto: D. Graham
Die Weltmeisterschaften im Baumklettern fanden 2018 in Columbus/Ohio statt. Mehr dazu im Freeworker-Blog.
Termine
Alle Termine und Orte zu aktuellen Meisterschaften in Deutschland, Europa und der Welt finden Sie auf dem Freeworker-Blog.
Der Autor: Redaktion