10 Fakten zur Kastanie

Sie spendet Schatten, liefert uns köstliche Früchte und unterstützt unsere Gesundheit: die Kastanie. Der Laubbaum hat viele Gesichter: Noch vor einigen Jahrhunderten war sie für Menschen wichtiger denn je. Heute nehmen wir sie ganz anders wahr. Warum das so ist, was die Kastanie so besonders macht und wer sie aus dem Feuer holte, erfahren Sie in unserem Fakten-Check:

Fakt 1: Die Kastanien aus dem Feuer holen

Den Satz „Die Kastanien aus dem Feuer holen“, sagte der Fabeldichter Jean de la Fontaine (1621 – 1695). Immer wieder tauchte dieser Satz in verschiedenen Fabeln auf Deutsch oder Französisch auf. In Frankreich standen ein Affe und ein Kater im Mittelpunkt. Sie versuchten, die heißen Kastanien ihres Herrn aus dem Feuer zu holen. Dabei ging es um keinen Gefallen für ihren Besitzer: Die Tiere wollten die Kastanien selbst essen. Der Affe überredete den Kater, einige Kastanien herauszuholen. Ihm gelang es auch, aus der Glut ein paar Früchte zu kratzen. Bevor die zwei sich den Bauch vollschlugen, kam die Magd und beendete das Spektakel. Im Kern geht es in dieser Fabel darum, für jemand anderen eine Sache zu lösen, ohne selbst einen Vorteil davon zu haben. Von Jean de la Fontaine stammt ebenfalls die „Milchmädchenrechnung“, der „Bärendienst“ oder das „sich mit fremden Federn schmücken“.

Fakt 2: Das Bier und die Kastanie

Biergarten, große Kastanien und ein kühles Bier – das gehört gerade in Bayern zusammen. Dort ist diese Tradition gute 200 Jahre alt: Essen und Trinken unter dem grünen Dach der Kastanien. Wissen Sie auch, warum in vielen Biergärten Kastanien stehen? Früher brauten die Braumeister das untergärige Bier nur in der kühlen Jahreszeit, denn im Sommer war es dafür zu heiß. Hohe Temperaturen setzten dem Bier zu. Die Braumeister lagerten das Bier deswegen in Bierkellern unter der Erde.

Damit die Sommersonne diese Kühlkeller nicht aufheizte, pflanzten die Braumeister Kastanien. Sie bildeten mit ihren ausladenden Kronen eine extra Kühlschicht für das Bier und prägen seitdem das Bild des bayerischen Biergartens.

Fakt 3: Im Auge des Rehs

In Amerika gibt es viele Verwandte der Rosskastanie. Eine dieser Verwandten hat im Gegensatz zur europäischen Rosskastanie eine Besonderheit: Ihre Nüsse tragen einen hellen Fleck an der Stelle, an der die Schale festwuchs. Sie erinnern damit an das Auge eines Rehs. In Amerika nennt man sie deshalb „Buckeye“ (deutsch: Bocksauge).

Fakt 4: World Conker Championship

Aus Kastanien baute jeder schon einmal Figuren. Eine Weltmeisterschaft bestritten aber wenige mit Kastanien. Oder? Im britischen Southwick findet jedes Jahr der „World Conker Championships“ statt. Bei diesem Spiel geht es darum, die Kastanie des Gegners zum Platzen zu bringen. Die Kastanien hängen dabei an einer Schnur. Eine Kastanie baumelt lose in der Hand herunter. Der Gegner schlägt seine Kastanie auf die Kastanie des anderen Teilnehmers.

Wessen Kastanie nicht kaputt geht und wer die Kastanie des Gegners zerstört, rückt in die nächste Runde. Mittlerweile reisen Teilnehmer aus Deutschland, USA und Russland zu diesen Weltmeisterschaften. 2019 schlug Jasmine Tetley (27) ihre Gegner und ist seitdem Weltmeisterin der Kastanien.

Fakt 5: Kastanien als Hofbäume

Mitte des 16. Jahrhunderts brachten Menschen die Rosskastanie vermutlich von osmanischen Gärten nach Schönbrunn. Die Menschen liebten schon damals die Blütenpracht des Baumes. Gerade in der Barockzeit schmückte er viele Gärten und Alleen. Erst im 19. Jahrhundert fand die Kastanie ihren Weg auf Bauernhöfe. Dieser vornehme Baum in schlichten Bauernhöfen – zur damaligen Zeit eine wahre Besonderheit.

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Fakt 6: Kastanien gegen Rheuma

Bereits in Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts gibt es Hinweise auf die Rosskastanie. Angeblich schützt sie für Rheuma. Wissenschaftlich erwiesen ist das nicht. Es gibt eine Erklärung, wie Kastanien vor Rheuma schützen: Wer Kastanien in der Hosentasche hat, lässt die gerne in der Hand kreisen. Diese Bewegungen gibt es noch heute in der Ergotherapie. Kreisende Fingerübungen helfen Patienten, Entzündungsstoffe aus den Gelenken zu verdrängen. Die entstehende Wärme in der Hosentasche kann zudem für Linderung in den Gelenkschmerzen führen.

Fakt 7: Edle Kastanie

Wer glaubt, dass die Esskastanie eine edlere Form der Rosskastanie sei, liegt falsch. Sie haben zwar die gleiche Form, aber sonst keine Gemeinsamkeiten. Die Edelkastanie zählt wie die Eiche und die Buche zur Familie der Buchengewächse. Im asiatischen und amerikanischen Raum gibt es Übergangsformen zwischen Eichen und Esskastanien.

Sie heißen Castanopsis und Lithocarpus. Die Araber machten die Esskastanie gleich zum Fürsten: Sie sagen zu ihr „Schah balluth“. Das bedeutet so viel wie „Fürst der Eicheln“.

Der Unterschied machts!

Was ist der Unterschied zwischen Ess- und Rosskastanie? Die Frucht der Rosskastanie hat eine besonders kugelige und runde Form. Die Esskastanie ist eher abgeflacht und läuft an einer Seite spitz zu, außerdem hat die Fruchthülle der Esskastanie lange Stacheln. Die Blätter der Ross- und Esskastanie unterscheiden sich auch: Die Blätter der Esskastanie haben Zacken, die Blätter der Rosskastanie haben bis zu sieben Glieder und erinnern stark an eine Hand.

Und was sind Maronen?

Maronen sind eine weiter gezüchtete Form der ursprünglichen Edelkastanie. Sie sind größer als die Esskastanie und lassen sich leichter schälen. Außerdem haben sie einen intensiveren Geschmack. In unserem alltäglichen Sprachgebrauch verwenden wir die Wörter Maronen oder Esskastanien als Synonyme füreinander, was aber falsch ist.

Fakt 8: Ein Baum pro Kopf

Ein regelrechtes Volksnahrungsmittel war die Kastanie im 17. Jahrhundert. Damals sicherte sie das Essen für arme Bauern. Missernten waren zu dieser Zeit keine Seltenheit, sodass die Menschen eine sichere Alternative brauchten. Diese Alternative war für sie die Kastanie. Sie rechneten mit einem Baum pro Kopf und ernteten pro Jahr 100 bis 200 kg Maronen. Wie viel Wert dieser Baum den Menschen damals war, zeigt die Luganer Verfügung: Sie stellte das Fällen eines Kastanienbaumes unter Strafe. Der Täter musste 100 Taler zahlen.

Fakt 9: Die weiße Rosskastanie von Anne Frank

Anne Frank hatte nicht viel in ihrem Versteck vor den Nazis, worüber sie sich freuen konnte. Außer einem großen, dicken Kastanienbaum im hinteren Teil des Hauses. In ihrem Tagebuch schilderte das junge Mädchen den Anblick des Baums. Er erfüllte sie mit Hoffnung und spendet ihr Trost. 2010 fiel der Baum nach einem schweren Unwetter um. Eine Initiative sorgte bereits im Vorfeld für genügend Kastanien-Nachkommen: Rund 100 Kastanienbäume pflanzten sie weltweit in Erinnerung an Anne Frank. Einer steht beispielsweise am Weißen Haus in Washington. Weitere Setzlinge pflanzten die Unterstützer in einem Waldstück bei Amsterdam.

Fakt 10: Im Land der Kastanien

In Tessin, einer Region in der Südschweiz, war die Kastanie lange Zeit Grundnahrungsmittel. Jeder fünfte Baum in diesem Südkanton ist eine Edelkastanie. Mit dem zunehmenden Güterverkehr geriet das Lebensmittel Kastanie in Vergessenheit. In den letzten 20 Jahren entdeckten die Bewohner Tessins die Kastanie wieder für sich. Im Herbst sammeln sie zur traditionellen Kastanienernte die Früchte ein und verwerten sie. In den Restaurants in Tessin steht die Kastanie wieder ganz oben auf der Speisekarte. Risotto, Suppen oder Nachspeisen bieten die Einheimischen wieder aus Kastanien an.

Die Autorin: Simone Huss-Weber

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