Kurioses und Wissenswertes rund um Fagus

10 Fakten zur Buche

Die Rotbuche (Fagus sylvatica), allgemeinhin als Buche bezeichnet, ist eine der bekanntesten Baumarten Deutschlands. Die Dr. Silvius Wodarz Stiftung kürte sie zum Baum des Jahres 2022. Als natürlich vorkommende Baumart bildet sie unter optimalen Bedingungen Reinbestände aus. Der Nationalpark Hainich ist ein eindrucksvolles Beispiel für alte Buchenwälder. Trotz ihrer Bekanntheit gibt es über die Buche viel Wissenswertes, Kurioses und Spannendes zu berichten, das weniger bekannt ist. So ist sie Heimat für ein besonders angepasstes Tier, produziert Nüsse, hat nicht immer grüne Blätter und ist elementar mit dem Schreiben und Lesen verbunden.

Fakt 1: Die dünne Rinde der Buche

Jeder junge Baum bildet in seinem Wachstum ein primäres Abschlussgewebe, die Epidermis. Diese Zellschicht wächst nicht mit, wenn der Baum dicker wird. Darunter bildet sich ein zweites (sekundäres) Abschlussgewebe, das Phellogen. Es bleibt das ganze Baumleben lang aktiv und produziert Korkzellen nach außen und Phelloderm nach innen. Bei den meisten Bäumen reißt durch das Dickenwachstum des Stammes das Phellogen auf und stirbt ab. Darunter bildet sich eine neue, teilungsaktive Schicht. Die toten Zellen bilden mit der Zeit eine mehr oder weniger dicke Borke. Die Buche hingegen behält ihr Leben lang ein und dasselbe Phellogen. Deshalb ist der Stamm der Buche glatt und hat keine Risse wie beispielsweise der Stamm der Eiche. Weitere Bäume mit sekundärem Abschlussgewebe sind die Hainbuche und die Korkeiche.

Fakt 2: Buckeckern sind Nüsse

Die Früchte der Buche heißen Bucheckern. Die Bäume fruchten ab einem Alter von 40 bis 80 Jahren. Die Bucheckern sind biologisch gesehen Nüsse. Genauer gesagt Achäne. Die dreikantigen Nüsse sitzen jeweils zu zweit in einem Fruchtbecher. Er ist viereckig und mit stacheligen Auswüchsen besetzt. Erst, wenn sich die Hülle öffnet, kommen die schmackhaften Bucheckern zum Vorschein. Bucheckern dienen besonders Rehen, Damwild, Rotwild und Wildschweinen als Nahrung im Winter. Auch Eichhörnchen und Eichelhäher sammeln sie in ihren Winterverstecken. Bucheckern kommen bei allen Vertretern der Gattung Fagus vor.

Fakt 3: Massenproduktion alle paar Jahre

Bei vielen Baumarten gibt es Mastjahre. Kastanien, Eichen und Buchen produzieren nicht jedes Jahr gleich viele Früchte. Sie konzentrieren sich auf die Mastjahre. Buchen legen alle drei bis sechs Jahre ein Mastjahr ein. In diesem Jahr fallen übermäßig viele Bucheckern zu Boden, dass nicht alle von Waldtieren verspeist werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass viele Bucheckern keimen, steigt.

Fakt 4: Der Siebenschläfer und die Buche

Siebenschläfer und Buchen sind unzertrennlich. Die Langschläfer sind zwar nicht wählerisch was ihr Futter angeht, fühlen sich in Buchenwäldern jedoch am wohlsten. Sie ernähren sich von den Blüten, Früchten und Knospen der Buche und knabbern gelegentlich an der Rinde. Das Buchenlaub nutzt der Siebenschläfer um seine Nisthöhlen und Schlafstätten auszupolstern. Die starke Verbindung zwischen dem Siebenschläfer und der Buche zeigt sich besonders bei ihrem Nachwuchs.

Obwohl ein Siebenschläfer bis zu 12 Jahre alt wird, kommt er in der Regel nur auf drei bis vier Würfe. Der Grund dafür sind die Mastjahre der Buche. Schon im Frühjahr kontrollieren die Siebenschläfer, wie viele Blüten im Baum zu finden sind. Fällt die Bestandsaufnahme schlecht aus, fällt auch der Nachwuchs bei den Siebenschläfern aus.

Fakt 5: UNESCO Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Deutschlands“

In Deutschland kürte das UNESCO-Welterbekomitee 2011 fünf Wälder zum Weltnaturerbe. Die Waldgebiete sind der Nationalpark Hainich in Thüringen, der Kellerwald-Edersee in Hessen, Jasmund und Müritz in Mecklenburg-Vorpommern und das Waldgebiet Grumsin in Brandenburg. Grund für die Ernennung ist das Alleinstellungsmerkmal der Tiefland-Buchenwälder. Sie sind nur in Deutschland anzutreffen. Auch im Mittelgebirge finden sich in Deutschland teilweise noch Buchenwälder. Gebirgsbuchenwälder kommen besonders in den Karpaten vor. Sie sind ebenfalls Teil des UNESCO Weltnaturerbes.

Fakt 6: Buchstaben aus Buchenholz

Das Wort Buch leitet sich direkt von der Buche ab. Ihr Holz diente den Germanen als Schreibtafeln und später wurde Pergamentpapier in Buchdeckel aus Buchenholz gelegt. Die Buchstaben sind Zeichen, die auf Buchenbrettern geschrieben wurden. Schreibtische waren im Mittelalter oft aus Buchenholz und Gutenberg verwendete zu Beginn Buchenholzletter für seine Druckerpresse.

Fakt 7: Buche ist nicht gleich Buche

Wie bei zahlreichen Baumarten, gibt es bei der Buche unterschiedliche Sorten. Besonders beliebt ist die Blutbuche (Fagus sylvatica f. purpurea). Sie besticht mit ihren blutroten Blättern. Der Anteil an Cyanidin, dem roten Blattfarbstoff, ist hoch genug, dass es das grüne Chlorophyll überdeckt.

Die Hainbuche (Carpinus betulus) hingegen gehört nicht zu den Buchengewächsen. Ein Blick auf den lateinischen Namen liefert einen Hinweis: sie gehört zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Um den Namen dennoch zu rechtfertigen, reicht es, in der Systematik zurück zu gehen. Die Hainbuche gehört nämlich ebenso wie auch Blut- und Rotbuche zur Ordnung der Buchenartigen (Fagales).

Fakt 8: Buchenzeitalter auch in Zukunft?

Die Buchenzeit reichte von 1500 vor Christus bis 1300 nach Christus. In dieser Zeit breitete sich die Buche stark aus, bis sie um Christi Geburt fast ganz Mitteleuropa bedeckte. Deutschland bestand nahezu flächendeckend aus Wald. Noch heute wäre die Buche in unseren Wäldern vorherrschend, hätte der Mensch nicht durch Holznutzung und Aufforstung anderer Baumarten in die natürlichen Waldsysteme eingegriffen. In unserer modernen Kulturlandschaft gibt es nur wenige Wälder, die den natürlichen Waldgesellschaften ähneln. Ein steigender Anteil an Schutzgebieten und Nationalparks ändert dieses Verhältnis seit einigen Jahrzehnten Schritt für Schritt.

Als potentiell natürliche Waldgesellschaft Deutschlands ist der Buchenwald bestens an die Klimabedingungen hierzulande angepasst. Mit dem Klimawandel ändern sich die standörtlichen Bedingungen aktuell sehr schnell. Sie drohen die Anpassungsfähigkeit der langsam wachsenden Bäume und trägen Waldsysteme zu überfordern. Wassermangel und Trockenheit führen zu Welkeerscheinungen und dem Buchensterben. Betroffen sind nicht nur die Wirtschaftswälder. Auch einer der wenigen verblieben naturnahen Buchenwälder, der Nationalpark Hainich, hat unter den Folgen der Dürren der letzten Jahre zu kämpfen.

Fakt 9: Starke Buchen Deutschlands

Im Alter entwickeln Buchen ein imposantes Aussehen. Obwohl sie die 300 Jahre selten überschreiten, finden sich immer wieder einzelne Veteranen. Ein solches Exemplar stand viele Jahre lang in der Gemeinde Altmannstein in Oberbayern. Die legenädere Bavariabuche schätzen Experten auf 500 bis 800 Jahre. Mit einem Stammumfang von neun Metern und 22 Metern Höhe war sie eine der bekanntesten und meist fotografierten Bäume Deutschlands. Täglich pilgerten ganze Reisegruppen zur berühmten Buche. Die letzten Jahre ihres Lebens verlor sie immer mehr Äste durch den Zunderschwamm. Einem Pilz, der das Holz der Bäume zersetzt. Stürme setzten dem geschwächten Baum weiter zu, bis er im Jahr 2013 bei einem Sturm gänzlich zerbrach.

Eine interessante und in Bayern bekannte Buche ist die Drumlin-Buche bei Landstetten. Durch die Sendung „Zwischen Spessart und Karlwendel“ und als Pausenbild beim Bayerischen Rundfunk vielen Menschen bereits begegnet. Mit ihren 4,5 Metern Umfang und ihren 150 bis 180 Jahren hat sie ein für Buchen stattliches Alter erreicht und zeigt erste Zerfallssymptome. Nicht zuletzt durch ihren exponierten Standort steht sie jeden Tag im Kampf mit den Elementen. Witterung und Zeit werden weiter an ihr zerren und es bleibt zu hoffen, dass sie ausreichend Kraft besitzt, viele Jahrzehnte den Elementen weiter zu trotzen.

Fakt 10: Das Oskar-Syndrom

Im Buchenwald leben große und kleine Buchen nebeneinander. Alte Bäume stehen weit entfernt voneinander, damit die Kronen sich bei Wind gegenseitig möglichst nicht schädigen. Auf dem Waldboden dagegen tummeln sich zahlreiche junge Buchen unterschiedlicher Größe. Wer genau hinsieht bemerkt, dass viele der kleinen Bäume nicht höher sind als zwei Meter. In dieser Höhe stellen sie ihr Wachstum fast gänzlich ein. Viele Jahre kann es dauern, bis einer der Mutterbäume dem Sturm, Pilzen oder dem Alter zum Opfer fällt und plötzlich Licht auf die jungen Bäumchen wirft.

Das ist der Augenblick, auf den sie ihr Leben lang warteten. Der Wettstreit um die schnellsten Bäumchen beginnt. In den kommenden Jahren schießen die bisher geduldigen Jungbuchen schnellstmöglich Richtung Himmel, um sich den freigewordenen Platz an der Sonne zu sichern. Dabei nutzen sie ihren Vorsprung der letzten Jahre gegenüber den schneller wachsenden Pionierbaumarten wie Birke oder Esche. Diese Pionierbaumarten besitzen nicht die Fähigkeit, über Jahre hinweg zu warten. Sie müssen erst im Waldboden keimen und starten somit bei Null. Das Phänomen der „wartenden“ Jungbäume hat seinen Namen von der Romanfigur Oskar Matzerath aus „Die Blechtrommel“ von Günther Grass. Der kleine Junge beschließt im Buch, dass er mit drei Jahren nicht mehr weiter wächst.

Die Autorin: Marina Winkler

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3 Antworten
  1. Agnes Schaer Buschkow

    Das war doch mal was Besonderes über Buchen zu lesen. Sehr hilfreich, vielen Dank. Die beeindruckenden Wurzeln fehlen noch. LG Agnes

    Antworten
    • Baumpflegeportal

      Liebe Agnes,
      das freut uns sehr! Vielen Dank auch für die Anregung!

      Herzliche Grüße
      Das Team vom Baumpflegeportal

      Antworten
  2. Anna

    Also, dass Hainbuchen Birken sind wusste ich nicht. Auch vieles andere nicht. Nun kann ich diesen schönen Baum noch viel mehr bewundern 😁

    Antworten

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