Was passiert im Baum im Jahresverlauf?

Baum ist natürlich nicht gleich Baum. Bäume sind eine Pflanzengruppe, innerhalb derer sich sehr unterschiedliche Strategien und Mechanismen entwickelt haben. Eine einheitliche Betrachtung ist daher leider unmöglich. Trotzdem lassen sich einige typische Entwicklungsphasen von Bäumen in unseren Breitengraden (mit Winter und Laubfall) darstellen.

Wer Säge und Schere zum Schnitt ansetzt, verletzt den Baum. Jede Verletzung stört das System Baum, das verschiedenen physiologischen Entwicklungsphasen unterliegt. Diese Phasen sollte kennen, wer Bäume schneidet.

Vorweg

Es kann das ganze Jahr geschnitten werden. Doch Achtung! Schnitt beeinflusst zu jeder Zeit den Baum anders. Deshalb muss dem, der Bäume schneidet, klar sein, was zum Schnittzeitpunkt im Baum passiert und mit welchen Problemen der Baum zu den jeweiligen Schnittzeiten zu kämpfen hat. Schnitt sollte sich dem anpassen. Wer ein klares Ziel mit dem Schnitt verfolgt hat die Möglichkeit, die Schnittzeit zu wählen, die für die Erreichung des Zieles am günstigsten ist. Wer sich die Schnittzeit nicht aussuchen kann, der ist gut beraten, beim Schnitt auf die Entwicklungsphasen des Baumes Rücksicht zu nehmen, das heißt Stärke, Umfang und Art des Schnittes anzupassen. Egal zu welcher Zeit Sie schneiden, achten Sie immer auf eine korrekte Schnittführung auf Astring, um dem Baum die Überwallung zu erleichtern.

Früher Winter

circa November bis Dezember, blattlose Phase

Die Stoffwechselvorgänge sind reduziert und verlangsamt und damit sind die aktiven Abwehrreaktionen des Baumes eingeschränkt. Je früher nach dem Laubfall geschnitten wird, desto länger ist die „schutzlose“ Phase bis zum Blattaustrieb im Frühjahr.

Nachteile bei Schnitt:

Schnitt schädigt immer – ausnahmslos – und zerstört natürliche Schutzmechanismen (mechanisch, biochemisch), die den Baum zum Beispiel vor Frost und Schaderreger schützen sollen. Schäden nach dem Baumschnitt sind mit Sicherheit umso höher, je länger die Zeit zwischen Verletzung und Neuaustrieb im Frühjahr andauert. Denn der Aufbau von Schutzzonen und Wundreaktionen ist im Winter stark verlangsamt, zum Teil auch eingestellt. Schaderreger haben mehr Zeit, Unheil anzurichten. Schaderreger sind in dieser Zeit oft jedoch gar nicht so sehr das primäre Problem, sind sie doch ebenfalls in den meisten Fällen in einer inaktiven, zumindest weniger gefährlichen „Winter“-Entwicklungsphase (Ei- oder wenig aktives Sporenstadium). Das Schädigungspotential hängt natürlich ganz vom Einzelfall und vom Schaderreger ab.

Eine große Rolle spielen die physikalisch verursachten Schäden durch niedrige Temperaturen. Schnitt zerstört Schutzschichten, die gegen Kälte gewappnet waren und innen liegende Zellen geschützt haben. Zu langes Einwirken von Kälteperioden lässt ungeschützte Zellen absterben, auch ohne Schaderreger. Hier ergeht es dem Baum nicht ganz so schlimm, wie dem Bergsteiger im Schneesturm oder dem Schiffsbrüchigen im Meer. Er kann das Problem meist lokal um die Schnittstelle begrenzen. Mindestens aber verursacht es Nekrosen, die sich zunehmend hinter dem Schnitt ausdehnen, je länger diese wenig aktive Winterphase andauert. Dieses „Rücktrocknen“ ist logischerweise bei frühem Winterschnitt im Frühjahr zu Saison-Beginn weiter fortgeschritten, als bei spätem Schnitt ausgangs Winter. Konsequenz, beim Schnitt: Diese Rücktrocknungszonen kann man bis zu einem gewissen Grad mit einberechnen und entsprechend Puffer einplanen, das heißt entsprechend vor der optimalen Schnittlinie schneiden. Doch wer kommt im Frühjahr und schneidet nach? Wenn Sie das tun, bitte nur das abgestorbene Gewebe nachschneiden, keinesfalls lebendes Gewebe verletzen, um die dort gebildeten Schutzzonen nicht wieder zu verletzen.

Der Blick auf die Wundreaktionen ist in dieser Schnittphase wichtig, aber oft nicht das entscheidende Kriterium für die Wahl der Schnittzeit, zumindest dann nicht, wenn der Schaden vom Baum lokal begrenzt werden kann. Das Abschottungsmuster, das heißt die Fähigkeit, Schutzbarrieren aufzubauen, ist von Baumart zu Baumart sehr unterschiedlich. Die Baumart hat einen wesentlich größeren Einfluss auf die durch Schnitt verursachten Schäden, als die Schnittzeit.

Vorteile bei Schnitt:

Die Reservestoffe liegen in dieser Phase hauptsächlich im dicken Stamm (auch Ästen) und in der Wurzel. Dort sind sie vor Verlust durch Schnitt gut geschützt. Hingegen ist die Menge der Reservestoffe im Feinastbereich an der Peripherie eher gering. Bei Schnitt in der Peripherie, das heißt im Feinastbereich, verliert der Baum somit im Verhältnis kaum Reservestoffe.

Fazit:

Geringer Reservestoffverlust bei Schnitt.

Anwendung:

Winterschnitt allgemein günstig bis notwendig bei Kopfbaumschnitt.

Die Reservestoffe wollen im Frühjahr zunächst dahin zurück, woher sie gekommen sind. Ein Großteil der ursprünglichen Orte (Äste mit Blattknospen) ist jedoch reduziert beziehungsweise nicht mehr vorhanden. Die Energie verteilt sich deshalb auf die verbliebenen Knospen und Äste. Wenig Knospen bekommen viel Energie. Vitaler und kräftiger Austrieb ist die Folge. Wer diese Energie geschickt zu lenken und verteilen weiß, der verhindert nicht nur unkontrollierte heftige Reaktionen (Wasserschosse), sondern macht sich die Energie zunutze (Förderung und Vitalisierung der benachteiligten Äste). So kann man Bäume im Wuchs „Zentrieren“, das heißt nach innen und unten verlagern. Um das hinzubekommen, sind Kenntnisse über die Wuchspotentiale notwendig.

Winterausgang/Frühjahr:

circa Januar bis März, vor dem Blattaustrieb

Tief im Baum und in den Wurzeln gespeicherte Reservestoffe werden nach der Jahreswende zunehmend mobilisiert und nach und nach in die Peripherie der Äste verlagert. Sie machen sich auf den Weg zu den Knospen, bereit für den Austrieb. Im Feinastbereich sind sie nun höher konzentriert als zu Winterbeginn.

Nachteile bei Schnitt:

Schnitt in dieser Phase bedeutet, es werden mehr Reservestoffe zu Boden geschnitten, als dies im früheren Winter der Fall ist. Das mag für den ein oder anderen eher wie ein Vorteil klingen, nicht jedoch, wenn man den Baum vital und gesund halten will. Übermäßig schädlich ist die Wahl eines späten Schnitttermins jedoch nicht (s. nachfolgend genannte Vorteile). Der Verlust hält sich in Grenzen.

Fazit:

Höherer Reservestoffverlust bei Schnitt, Austrieb etwas geschwächt

Die Zeit kurz vor dem Blattaustrieb bis kurz nach dem Aufbrechen der Knospen ist hoch sensibel. Die Knospen sind sehr empfindlich und brechen äußerst leicht ab. Auch die Rinde platzt leicht ab, besonders die von jungen Ästen. Blüten und frisch sich entwickelnde Blätter sind ebenfalls sehr empfindlich in dieser Zeit, sowohl was mechanische Belastung (Durchziehen von Ästen, Anlegen der Leiter etc.) als auch Schaderreger betrifft. Wie überall in der Natur sind Organismen direkt nach der „Geburt“ fast schutzlos und gefährdet.

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Vorteile bei Schnitt:

Der Baum steht kurz vor der aktiven Phase (Neuaustrieb). Wundreaktionen können direkt nach dem Schnitt anlaufen, da biochemische Prozesse wieder in Gang kommen. Nach dem Austrieb der Blätter kann der Baum wieder ungehemmt und bedarfsgerecht neue Assimilate bilden und muss nicht sparen.

Hauptschnittzeit für Obstbäume (Förderung der für den Ertrag wichtigen Jungtriebbildung) und Weinreben.

Frühjahr:

circa März bis April, kurz vor und nach dem Blattaustrieb

Der Baum kümmert sich um Wachstum und ist durch die einsetzende Assimilat-Produktion der neuentwickelten Blätter wieder dabei, sich ausreichend zu rüsten. Die Rinde und die darunter liegenden Siebzellen sind im Frühjahr sehr saftreich.

Nachteile bei Schnitt:

Sehr viele Schadorganismen beginnen in dieser Periode mit ihrer aktiven bzw. für den Baum schädlichen Phase. Frühjahr ist für alle Organismen die aktivste und damit auch gefährlichste Zeit. Überall steht Vermehrung auf dem Plan. Die Rinde ist anfangs noch sehr empfindlich, d. h. sie platzt äußerst leicht ab (Großbäume vorsichtig schneiden). Besonders in der Anfangsphase sind die Organe noch wenig robust und anfällig für allerlei Krankheiten sowie begehrte Nahrungsquellen (Fraßschäden an jungen Blättern). Es gibt nicht wenig Praktiker, die diese Zeit deshalb hinsichtlich Schnitt meiden.

Vorteile bei Schnitt:

Der Schnitt ist in dieser Zeit für den Baum im Normalfall sehr günstig. Denn er ist physiologisch sowieso in einer Phase des Aufbaus, in der er Neutriebe und neue Blätter ausbildet. Auch interessant, Bäume bluten nicht mehr, sobald das erste Blatt draußen ist. Diese Schnittzeit ist besonders günstig bei Sträuchern, die an vorjährig gewachsenen Trieben blühen (z. B. Forsythie). Diese schneidet man gerne direkt nach der Blüte, noch vor dem Einsetzen des Triebwachstums (Blütenpracht ist schließlich das Ziel bei solchen Sträucher, quasi die Ernte!). So können sich alle durch den Schnitt verursachten Neutriebe von Beginn an optimal für die nächstjährige Blütenpracht entwickeln.

Auch Pfirsichbäume werden gerne während oder nach der Blüte geschnitten, weil diese Baumart bei uns sehr frostanfällig ist. Mit dem Schnitt wartet man deshalb so lange wie möglich, da streng geschnitten wird und einjährige Triebe angeschnitten werden (zumindest im Erwerbsobstbau). So hat man nach Frostschäden noch größere Auswahl und Alternativen.

Frühjahr bis Frühsommer :

circa April bis Juni, Wachstumsphase

In diesen Zeitraum fällt die intensivste Wachstumsphase der Bäume, sowohl hinsichtlich Längen- als auch Dickenwachstum. Die Wundreaktion ist in dieser Zeit am optimalsten.

Nachteile bei Schnitt:

In dieser Phase sind auch viele Organismen am aktivsten. Sie brauchen Nahrung für den Nachwuchs und der Nachwuchs wird gefräßiger. Insekten, aber auch Pilze durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien. Jedes Stadium hat unterschiedliche Ansprüche und ist unterschiedlich gefährlich. Eine einheitliche Empfehlung kann man hier nicht geben. Trotzdem sollte man dies immer im Hinterkopf haben. Schnitt verletzt. Der Schnitt in dieser Zeit schafft somit gefährliche Eintrittspforten für Schädlinge. Die jungen Triebe und Blätter sind begehrte Nahrungsquellen für alle Tiere, die junges Gewebe lieben.

Vorteile bei Schnitt:

In dieser Phase werden durch den Schnitt Neutriebbildung und Verzweigung angeregt. Der Baum kann in vielen Fällen optimal auf Verletzungen reagieren. Ob diese Phase für einen Schnitt günstig ist oder nicht, hängt von der vorherrschenden Situation ab (Vorhandensein von Schädlingen bzw. Infektionspotential, Art der Verletzung etc.).

Der Schnitt von Formhecken ist sehr sinnvoll in dieser Zeit. Denn die Heckenschere macht nichts anderes, als die jüngsten Neutriebe zu „kappen“ (Fachwort: pinzieren). Das fördert den Austrieb seitlicher Knospen und damit die Verzweigung und lässt Hecken dicht werden. Das funktioniert im Sommer und Herbst nicht mehr, weil dort die Wachstumsphase verlangsamt, meist sogar vorbei ist.

Frühsommer :

Juli, Beendigung des Längenwachstums, zum Teil Blütenknospendifferenzierung

In dieser Zeit verlangsamt sich bei vielen Bäumen die Neigung zu Neutrieb- und Blattneubildung und wird oft ganz eingestellt. Das Volumen der neugebildeten Zellen beim Dickenwachstum wird ebenfalls geringer, die Zuwachsleistung sinkt (schön erkennbar bei den Jahresringen).

Nachteile bei Schnitt:

Der durch Schnitt verursachte Verlust von Blattmasse und damit Produktionsleistung von Assimilaten, kann nicht mehr vollständig durch die Neubildung von Blättern kompensiert werden. Je nach Witterung (warm und feucht) kann Schnitt auch unerwünschten Austrieb provozieren. Unerwünscht deshalb, weil spät austreibende Äste nicht mehr ausreifen bis zum Winter. Meist überstehen sie den Winter nicht und sind insgesamt anfälliger für Krankheiten. Unerwünscht aber auch, weil beispielsweise bei vielen Obstarten (z. B. Apfel und Birne), sich in dieser Zeit entscheidet, ob eine Endknospe zur Blüte wird oder nicht (Blütenknospendifferenzierung). Wenn der Trieb nochmals durchtreibt, statt mit einer Knospe das Triebwachstum abzuschließen, dann war´s das mit der Blüte an diesem Trieb und damit auch für den möglichen Fruchtertrag im nächsten Jahr. Auch Bäume, die nicht zu den Obstbäumen zählen, unterliegen dieser Wachstumslogik. Sie ist oft nicht entscheidend, weil die Zielsetzungen andere sind.

Vorteile bei Schnitt:

Keine besonderen Vorteile. Kirschen, deren Ernte oft in diesen Zeitraum fällt, werden nach der Ernte gerne geschnitten, weil man davon ausgeht, dass sie noch ausreichend Zeit haben, den Schnitt zu kompensieren und sich trotzdem für den Winter zu rüsten. Ich bin allerdings kein Freund davon. Die meisten schneiden nicht nur ein bisschen hier und korrigieren da, sondern wollen den Baum kleiner machen und holzen große Äste nieder, um Kirschbäume klein zu halten. Aus Baumsicht sehr zweifelhaft, da hilft auch die viel versprochene und gerne zitierte Erleichterung bei der Ernte nichts (Äste abschneiden und am Boden ernten). Mäßiger Schnitt nach der Ernte ist sicherlich kein Problem, vielleicht sogar nützlich, aber bestimmt nicht, weil er die Ernte erleichtert. Oder haben Sie einen Kirschbaum, bei dem alle Kirschen an einem Ast zur gleichen Zeit reif sind? Nur dann würde es Sinn machen, den Ast bei der Ernte statt ausgangs Winter abzuschneiden.

Sommer und Spätsommer:

August bis September, Reife- und Einlagerungsphase

Die Aufbau- bzw. Sturm- und Drangphase ist vorbei, alles ist sortiert und läuft. Bäume haben das Wachstum weitgehend reduziert, manche eingestellt, die Früchte, sofern vorhanden, reifen aus, ebenso die Äste und Knospen. Viel Energie (bzw. Assimilate) wird dafür nicht benötigt. Der Großteil der in Blättern produzierten Assimilate kann jetzt für das Anlegen des Wintervorrats verwendet werden. Im Winter muss der Baum von dem leben, was er eingelagert hat. Jetzt ist die Zeit dafür.

Nachteile bei Schnitt:

Diese Zeit ist hinsichtlich Baumschnitt sehr kritisch zu sehen, da Reservestoffe wichtig sind für die Winterhärte, die Atmung, den Stoffwechsel und den Neuaustrieb im Frühjahr. Wer in dieser Phase schneidet, behindert die Einlagerung der Reservestoffe. Schließlich fehlen nach dem Schnitt wichtige Produktions-Fabriken (Blätter) für die Produktion und Bereitstellung von Assimilaten. Starker Schnitt nimmt in Kauf, dass sich der Baum nicht optimal für den Winter vorbereitet kann und geschwächt wird. Der Austrieb im Frühjahr fällt viel schwächer aus.

Fazit:

Starker Schnitt behindert Reservestoffeinlagerung für den Winter. Schwacher Austrieb im Frühjahr, aber auch Schwächung des Baumes sind die Folge. Alte und kränkliche Bäume können daran zugrunde gehen.

Der schwächere Austrieb mag manche dazu verleiten, Bäume in dieser Zeit zu schneiden, um starken Wuchs zu bremsen. Es ist aber in erster Linie eine Schädigung und deshalb ein zweifelhaftes Mittel. Starkwachsende Bäume können auch durch einen speziellen Schnitt beruhigt werden, der die Energie gleichmäßig auf alle Knospen verteilt. Vorteil: Der Baum bleibt gesund und die noch vorhandenen Knospen werden gestärkt, ohne dass der Baum unkontrolliert davon wächst.

Vorteile bei Schnitt:

Der Baum ist noch ausreichend aktiv, um auf Verletzungen durch Wundreaktionen reagieren zu können. Es gilt genau abzuwägen, was problematischer für den Baum ist. Schwächere oder bessere Wundreaktion oder Stärkung bzw. Schwächung der Widerstandskraft und der Vitalität durch optimale ausreichende Einlagerung von Reservestoffen.

Achtung

Der oben genannte Nachteil von fehlender Blattmasse, die nicht mehr zur Reservestoffeinlagerung beiträgt, kann zum Teil durch höhere Leistung der noch vorhandenen Blätter, die vor dem Schnitt beschattet waren und nun besser an Licht kommen, kompensiert werden. Das macht sich der sogenannte „Sommerschnitt“ im Obstbau zu Nutze. Dort werden einjährige Triebe entfernt, die man sowieso im Winter entfernen würde. Die Früchte erhalten mehr Sonne, die verbliebenen Triebe und Knospen reifen besser aus, die Blätter werden besser belichtet.

Der „Sommerschnitt“ im Obstbau hat mit dem normalen Schnitt in der Baumpflege wenig zu tun. Es werden schließlich nur ein paar einjährige, neugebildete überflüssige Triebe entfernt. Das hat nichts zu tun mit strukturellem Schnitt, wo älteres Holz abgesägt wird und die Form und das Gesamtvolumen des Baumes beeinflusst werden. Viele Baumpfleger sprechen fälschlicherweise ebenfalls von „Sommerschnitt“, meinen jedoch etwas ganz anderes, nämlich den „Schnitt während der Vegetationszeit“.

Fazit:

Leichte Auslichtungsarbeiten sind im Sommer kein Problem. Die Verluste können kompensiert werden. Wundreaktionen sind für den Baum noch möglich. Jedoch auf keinen Fall größere strukturelle Schnitte, weil der Baum sonst nicht in der Lage ist, ausreichend Reservestoffe für den Winter und den Austrieb im Frühjahr einzulagern.

Zusammenfassung:

Dieser Artikel befasst sich mit der Betrachtung dessen, was im Baum im Jahresverlauf passiert und wie dies hinsichtlich Schnitt zu werten ist. Es gibt natürlich viele Gründe und Ziele für Baumschnitt, die nichts mit dem Baum zu tun haben. Es ist schließlich kaum bezahlbar, wenn Sie den Schnitt-Experten für jede einzelne Pflanze und jedes einzelne Ziel (sei es Blütenpracht oder Ertragsreichtum oder dichtes Laubwerk) separat herbei rufen. Wer Obst möchte, schneidet nicht dann, wenn die Früchte sich gerade entwickeln. Wer darauf keinen Wert legt, wie das beispielsweise bei Stadtbäumen der Fall ist (wer interessiert sich schon für Blüten und Früchte von Pappeln, Ahorn, Birken und so weiter), dem stehen andere Zeiträume zur Verfügung. Einleitend zu diesem Artikel habe ich erwähnt, dass Schnitt prinzipiell während des gesamten Jahres möglich ist. Anhand meiner Ausführungen haben Sie vielleicht gemerkt, dass bestimmte Zeiten durchaus prädestinierter sind als andere. Ohne die Individualität der Bäume, der Ziele oder der externen Gefahren (Schaderreger) zu ignorieren, kann man durchaus verallgemeinernd folgendes sagen:

  • Herbst und früher Winter: Schnitt am besten vermeiden, wenn nicht unbedingt notwendig.
  • Ausgangs Winter: günstige Schnittzeit.
  • Zeit des Blüten- und Blattaustriebs: eher ungünstig, weil alles empfindlicher ist.
  • Nach dem Austrieb bis zum Sommer: (April bis Juni): günstige Schnittzeit.
  • Sommerschnitt: Ungünstige Schnittzeit (Reservestoffe), ausgenommen leichte Schnitte (Auslichten)

Einzig für Totholz gilt, sofern beim Schnitt kein lebendes Gewebe verletzt wird, gibt es keine falsche Schnittzeit. Zumindest, was die Wirkung für den Baum betrifft. Wenn da nur nicht die vielen Mitbewohner wären…. Es ist aber auch verflixt kompliziert mit der Natur!

Der Autor: Johannes Bilharz

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2 Antworten
  1. Heins

    Hallo ! habe meinen Walnussbaum im Februar gefällt und die Wurzel mit Baumstumpf im Boden gelassen.Nun habe ich das Problem das der Baumstumpf immer mit viel Wasser versehn ist , so das die erde immer Matschig ist . Kann mir einer Bitte sagen was ich dagegen machen kann. Vielen dank im voraus!!!!

    Antworten
    • Simone Huss-Weber

      Hallo,
      da gibt es nur zwei Möglichkeiten, was Sie machen können: Entweder den Wurzelstock komplett entfernen oder abwarten, bis der Wurzelstock von selbst „abgestorben“ ist. Solange die Wurzeln noch nicht verfault sind, wird Sie das Problem stetig begleiten, da die Wurzlen immer noch Wasser ziehen. Sie können über die Suchfunktion unseres Portals auch nach einem*r Baumpfleger*in suchen, die das Entfernen von Wurzeln mittels Wurzelstockfräsen anbieten. Beste Grüße, Ihr Team vom Baumpflegeportal

      Antworten

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