Baumschäden durch Streusalzeinsatz im Winter

Pünktlich mit dem ersten Schnee tritt auch ein anderer, berüchtigter Begleiter des Winters wieder ans Tageslicht: Streusalz. Kräftig gestreut, soll es die Rutschgefahr durch Schnee und Eis mindern. Doch lange ist bekannt, dass Streusalz erhebliche, negative Auswirkungen auf Natur und Umwelt hat. Es ist an der Zeit, umzudenken und auf Alternativen umzusteigen.

Was sind die negativen Folgen des Streusalzeinsatzes für unsere Bäume? Warum ist es besser nicht mit Salz im Winter zu streuen? Unser Gastautor Klaus Schröder gibt Antworten!

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Was wird aus den Bäumen und der Umwelt?

Vor wenigen Jahren fiel mir das KommunalHandbuch Winterdienst in die Hände. Dort steht über den Einsatz von Streusalz folgendes (Seite 45, Kapitel Streustoffe):

„Der Winterdienst mit dem unbestritten notwendigen Einsatz von Streustoffen sorgt im Winter für die notwendige Verkehrssicherheit und die Aufrechterhaltung des erforderlichen ungehinderten Verkehrsflusses auf den Straßen. Daneben dürfen jedoch die Auswirkungen des Streustoffeinsatzes auf die Umwelt nicht außer Acht gelassen werden. Das ausgebrachte Salz verbleibt nicht auf der Straße, wo es seine erwünschte Wirkung entfaltet, sondern gelangt von der Straße durch den Verkehr, den Ablauf des Schmelzwassers und salzhaltigen weggeräumten Schnee in die benachbarte Natur, sofern es nicht über eine Kanalisation oder Vorfluter gezielt und effizient abgeführt wird. Straßennahe empfindliche Vegetation, wie z.B. eine Koniferenbepflanzung, kann durch Salz geschädigt werden, wenn es an die Wurzeln kommt oder sich auf den Nadeln niederschlägt. Solchen Vegetationsschäden kann durch die Bepflanzung mit salztoleranten Pflanzen wirkungsvoll begegnet werden.“

Salzresistente oder salzanfällige Baumarten?

Mehr zum Thema Streusalz und Straßenbäume findet sich im gesamten 172-seitigen Buch nicht! Können Sie sich eine Welt ohne Bäume an unseren inner- und außerstädtischen Straßen vorstellen? Sollen neben Straßen nur noch salzresistente Pflanzen wachsen? Und was passiert mit dem salzhaltigen Tauwasser, das in „Vorfluter oder die Kanalisation effizient abgeführt wird“? Oder ist den Autoren nicht bewusst, dass Salzresistente nicht zu den allgemein üblichen Pflanzen an Straßen gehören, sondern dass das Bäume wie Linde, Ahorn oder Rosskastanie sind – die gleichzeitig sehr anfällig gegen salzhaltiges Wasser im Wurzelraum und auf den Blättern sind? Oft wirkt Salz hier tödlich!

Auch auf dem Land spritzt die salzige Brühe in die angrenzende Vegeatation.
Streusalzeinsatz im Winter

Die bei uns üblichen Straßenbäume weisen unterschiedliche, natürlicherweise vorkommende Salzgehalte in ihren Zellen auf und besitzen unterschiedliche Toleranzen gegenüber Salzkonzentrationen (Streckenbach). Der „normale“ Salzgehalt im Laub und im Wurzelbereich einer Linde liegt bei Chlorid etwa bei 1.000 mg/kg und bei Natrium etwa bei 500 mg/kg (Meyer-Spasche 2012). Bei einer Untersuchung an einer Linde wurden allerdings in den Blättern 19.816 mg/kg Chlorid und 14.080 mg/kg Natrium nachgewiesen. In der Bodenprobe waren es immerhin noch immer 128 mg Natrium/kg, obwohl der Streusalzeinsatz zum Zeitpunkt der Untersuchung schon einige Zeit zurücklag.

Unkontrollierte Natriumaufnahme

Am Baumstandort sickert das salzhaltige Tauwasser in den Boden. Insbesondere das Natrium reichert sich dort an. Es wird über die Wurzeln von den Bäumen unkontrolliert aufgenommen und gelangt so in die Krone und Blätter. Wenn kein ausreichender Nachschub an anderen Nährstoffen für Ausgleich sorgt, kann der Baum nachhaltig geschädigt werden und sogar eingehen. Unter der Voraussetzung, dass kein Salznachschub aus dem Boden mehr stattfindet, können sich Bäume durch den alljährlichen Abwurf ihres Laubes allmählich vom Salzüberschuss befreien. Anderenfalls führt die Salzanreicherung zu vielfach zu beobachtenden Schäden wie einem verspäteten Austrieb, dem Absterben von Zellen am Blattrand (siehe Bilder) und einem viel zu frühen Laubfall (Ruge 1978).

Fotos: K. Schröder

Schutz der Bäume vor Streusalz

Meyer-Spasche nennt in einem Vortragskript aus den 1990er Jahren einen Abstand von drei Metern zur Fahrbahn als ausreichend, um die Gehölze vor der salzhaltigen Gischt vorbei „rauschender“ Fahrzeuge zu schützen. Aber: Wo in unseren Städten, in denen der Boden knapp und teuer ist, haben wir diesen „unbegrenzten“ Raum? Also bleiben als präventive Maßnahmen nur der Einbau von „Salzabweisern“ und die Einsicht der Bürgerinnen und Bürger, alternative Streumittel zu verwenden. Diese werden in den letzten Jahren vermehrt im Handel angeboten. Beim verbotenen Einsatz von Streusalz auf Gehwegen drohen außerdem Bußgelder, die in etlichen Ortssatzungen seit vielen Jahren festgeschrieben sind. Es darf nicht vergessen werden, welche Schäden Streusalz anrichtet. Es versalzt den Boden, verätzt die Pfoten unserer vierbeinigen Freunde, zerstört Brücken, Autos, Fahrbahnen aus Beton und anderen salzempfindlichen Materialien sowie andere technische Einrichtungen und: Streusalz tötet Bäume!

Bäume gehören in unsere Städte, in unser direktes Umfeld. Nicht, dass die Bäume unserer Gegenwart bedürften, ganz im Gegenteil: Wir brauchen die Bäume und ihre vielfältigen positiven Auswirkungen. Bäume sind Leben! Sie erfreuen uns mit ihrer Schönheit und werden auch dann noch da sein, wenn wir es längst nicht mehr sind! Bäume werden älter als Menschen … wenn man sie lässt. Doch dazu muss noch viel geschehen wie zum Beispiel, dass der Einsatz von Streusalz auf ein notwendiges Minimum reduziert wird – auf Fahrbahnen genauso wie auf Gehwegen.

Der Autor: Klaus Schröder (Überarbeitung: Elisabeth Morgenstern)

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Quellen:

  • Badelt, H., Götzfried, F.: KommunalHandbuch Winterdienst, Beckmann Verlag, Lehrte, 2. Auflage, 2013 (Seite 45, Kapitel Streustoffe)
  • Bernatzki, A.: Baum und Mensch, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main, 1973
  • Braun, H. J.: Bau und Leben der Bäume. Rombach Hochschul Paperback, Verlag Rombach, Freiburg, 1980
  • Boekhoff, A.: pers. Mitteilung, 2012
  • Galk AK-Stadtbäume: „Straßenbaumliste der Gartenamtsleiter“, 2012
  • Kutscheidt, J.: Vortrag über verschiedene Bodenhilfsmittel im Rahmen „10 Jahre Eichhorn Baumpflege“, Hörstel, 2011
  • Meyer-Spasche, H.: Pflanzen – und Bodenanalyse (Analysenreporte Auftrags-Nr.: 18241 und 182719), Institut Dr. Meyer-Spasche Boden Pflanze Wasser, Speziallabor für Pflanzenernährung, unveröffentlicht, 2012
  • Meyer-Spasche, H.: Zur Auswirkung von Streusalz (NaCl) auf Boden und Vegetation, Tagungsband der 17. Osnabrücker Baumpflegetage, 1999
  • Ruge, U. in Meyer, F.H.: Bäume in der Stadt. Ulmer Fachbuch – Landschafts- und Grünplanung, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1978
  • Schröder, K.: Streusalz – miserabel für die Umwelt und tödlich für Straßenbäume, bi GaLaBau, 2012
  • Streckenbach, M. : Skript: „eines streusalzgeschädigten Baumstandortes“, unveröffentlicht, 2013
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