Windbuchen auf dem Schauinsland

Die Rotbuche wurde im Jahr 2022 von der Dr. Silvius Wodarz-Stiftung zum Baum des Jahres gekürt. Sie ist die in ganz Deutschland am häufigsten vorkommende Baumart. Wenig verwunderlich, dass daher einige der schönsten und beeindruckendsten Bäume im Land Buchen sind. Ein faszinierendes Beispiel dafür sind die Windbuchen auf dem Schauinsland.

Wenn starke Baumtypen gezeigt werden, sind sie fast immer dabei: Knorrig, gebeugt und teilweise in skurrilen Formen gewachsen sind sie unverwechselbar und einzigartig. Es findet sich kaum ein Buch oder Kalender über markante Baumtypen ohne die Windbuchen auf dem Schauinsland.

Schauinsland – Berg der Windbuchen

Der Schauinsland ist der Freiburger Hausberg. Er liegt 15 Kilometer südöstlich von Freiburg. Eine Seilbahn und eine Straße führen fast bis zum 1284 Meter hohen Gipfel hinauf. Die Schauinslandbahn ist Deutschlands längste Kabinen-Umlauf-Seilbahn. Auf 3,6 Kilometern überwindet sie einen Höhenunterschied von 746 Metern. Vom Aussichtsturm auf dem Gipfel hat man einen herrlichen Blick über die malerischen Berge und Täler des Schwarzwaldes. Bei gutem Wetter kann man über das Rheintal bis in die Vogesen und die Schweizer Alpen sehen. Unverwechselbares Markenzeichen sind die Windbuchen auf dem Berghang.

Buchen mit unverwechselbarer Gestalt

Was macht die Faszination dieser besonderen Buchen eigentlich aus? Es gibt Bäume, die sind nicht weniger interessant. Aber an ihnen geht man vorbei, sieht sie und hat sie schon wieder vergessen. Die Windbuchen auf dem Schauinsland hingegen bleiben im Gedächtnis, sie prägen sich ein – selbst wenn man sie nicht vorsätzlich wahrnimmt.

Man kann auch mit einem Menschen zusammentreffen, den man nicht wirklich wahrnimmt. Aylet Gundar-Goshen beschreibt in ihrem Buch „Eine Nacht, Markowitz“ den Jakob Markowitz:

„Jakob Markowitz war nicht hässlich. Was nicht heißen soll, dass er schön gewesen wäre. … Er war, kann man sagen, von brillanter Mittelmäßigkeit. Ja, mehr als das; Jakob Markowitz’ Gesichtszüge waren ausgesprochen nichtssagend. So nichtssagend, dass das Auge kaum darauf verharren konnte, sondern zu anderen Dingen weiterglitt. … Jakob Markowitz schmuggelte Waffen … und nie geriet er in die geringste Gefahr, geschnappt zu werden. Der Blick der britischen Soldaten glitt an seinem Gesicht ab wie Öl in der Pistole.“

Dagegen ist der Freund von Jakob ein Mann der im Gedächtnis bleibt. Er ist …

„… vor allem Schnauzer. … Es war klar, dass Seev Feinberg nicht dazu geschaffen war, Waffen zu schmuggeln, weil sein Schnauzbart ihm vorauseilte wie eine Kolonne schwarzer Ausrufezeichen. Man hätte blind und dumm sein müssen, um ihn nicht zu bemerken.“

Entstanden im Spiel mit dem Wind

Auch bei den Windbuchen verhält es sich so: Man kann sie nicht übersehen und sie bleiben in Erinnerung. Die Windbuchen auf dem Schauinsland erhielten ihren Namen und ihre Gestalt wegen ihres Spiels mit dem Wind. Statt sich dem Wind, der aus der Rheinebene kommt, wütend entgegenzustellen, tanzen sie mit ihm und machen die Windböen mit ihren wiegenden Kronen sichtbar.

Dieses Spiel mit dem Wind ist ursächlich für die vielfältigen und faszinierenden Formen dieser so besonderen Buchen. Denn erst aus ihrem Widerstand gegen die Naturgewalten heraus sind die unverwechselbaren Baumgestalten entstanden.

Knorrige und markante Strukturen

Die Windbuchen wachsen auf dem Höhenkamm des Schauinsland, auf dem Berghang Schindelmatt in der Gemarkung Münstertal-Stohren. Im Kampf gegen Sturm, Schnee und dem Verbiss durch Kühe und Ziegen überlebten hier nur die Jungbäume, die aus der Mitte herauswuchsen. Dabei bildeten sich um diesen mittleren Stamm herum viele einzelne, kleinere Stämme. Der erwachsene Baum sieht deshalb aus, als sei er ein einziger, aus zahlreichen Stämmen gebildeter Baum. Wunderbar knorrige und markante Strukturen sind infolgedessen entstanden.

Den Wuchs der Natur angepasst

Der Schauinsland ist zudem sehr oft orkanartigen Sturmböen ausgesetzt. Um den starken Winden zu trotzen, die von Westen her vom Rheintalgraben über den Schwarzwald hinwegfegen, entwickelten die Buchen eine spezielle Überlebenstaktik. Sie passten ihren Wuchs einfach den natürlichen Gegebenheiten an.

Als Flachwurzler bildeten sie zum einen besonders starke Wurzeln nach Westen aus – zum Wind hin. Mit dem Wind hingegen wachsen die Zweige und der Stamm. So bieten diese den Böen den geringstmöglichen Widerstand und reduzieren die Gefahr, Verletzungen davonzutragen. Das Ergebnis sind viele solitär stehende, stark gebeugte Bäume, die alle in dieselbe Richtung zeigen. Besonders auch in Küstenregionen, wo ebenfalls ein konstanter Wind stets aus nur einer Richtung bläst, entstehen gern solche Formen.

Windbuchen im Wandel der Jahreszeiten

Im Wandel der Jahreszeiten bieten diese im Gleichklang wachsenden, oft mehrere hundert Jahre alten Windbuchen auf dem Schauinsland einen einzigartigen Anblick, der immer wieder Wanderer und vor allem Fotografen anlockt auf der Suche nach traumhaften Motiven. Sei es im Frühling, wenn die ersten zarten Triebe sprießen, im Sommer mit dem dichten, satten Laub oder im Herbst, wenn der Wind die bunten Blätter fröhlich durcheinanderwirbelt.

Nahezu märchenhaft – wie aus einer Parallelwelt – wirken die bizarr anmutenden Baumgestalten, wenn sie schließlich im Winter scheinbar unerschütterlich in einer weithin unberührten Schneelandschaft stehen, die Äste und Zweige wie mit Puder überzogen. Dies ist ein Anblick, der wahrhaft im Gedächtnis bleibt.

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Autor und Fotos (10): Redaktion Baumpflegeportal

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