Schädigen in die Rinde geritzte Herzen und Botschaften einen Baum?

An Bäumen im Park, entlang von Wegen oder an abseits gelegen Orten sind sie häufiger zu sehen: Herzen und Initialen in der Rinde. Frisch Verliebte schnitzen die Botschaften in den Baum. Auch Valentinstag oder der eigene Jahrestag verleiten Pärchen zu diesem Brauch. Die in den Baum geritzten Initialen, Botschaften und Herzen der Verliebten bleiben als ewige Zeichen ihrer Liebe bestehen. Aber was bedeutet dieser mal kleinere, mal größere Schaden in der Rinde für den Baum? Steckt er es locker weg oder sollten verliebte Pärchen besser auf den Brauch verzichten?

Der Brauch

Viele frisch verliebte Paare möchten ihr Glück am liebsten jedem Menschen kundtun. Das Symbol der Liebe in einen Baum zu ritzen und mit den eigenen Initialen zu versehen, macht dieses Glück für alle sichtbar. Es stellt ein öffentliches Versprechen aneinander dar. Der Baum gilt als Lebensspender und Zeichen für lange Beständigkeit. Es scheint eine hervorragende Wahl für ein Versprechen an die Zukunft zu sein.

Warum wächst das Herz nicht mit nach oben?

Ritzt ein Jugendlicher ein Herz in den Baum, um seine Liebe zu bezeugen, kann er es bis ins hohe Alter besuchen. Das Herz befindet sich an derselben Stelle, obwohl der Baum jedes Jahr in Höhe und Breite wächst. Woran liegt das?

Die Antwort ist einfach: Der Baum wächst nicht von der Wurzel aus und schiebt den Stamm in die Höhe. Das Wachstum übernehmen die Endknospen an den Spitzen der Triebe in der Krone. Eine weitere lebende Schicht des Stammes sorgt dafür, das der Baum in die Breite wächst. Das dicht unter der Rinde sitzende Kambium teilt sich ebenfalls und sorgt für einen dicken, stabilen Stamm. Dadurch rutscht das Herz minimal ein paar Zentimeter im Leben des Baumes nach oben.

Gut lässt sich das Wachstum mit einem Kegel vergleichen, der über einen kleinern Kegel gestülpt wird. Der neue Kegel ist ein wenig höher und etwas dicker als der vorherige.

Rinden für die Ewigkeit

Nicht jede Rinde bewahrt ihre Botschaft für die Ewigkeit. Ein eingeritztes Herz kommt am besten auf einer dünnen, glatten Rinde zur Geltung. Eine solche Rinde haben Buche, Ahorn, Birke oder Kirschbaum. Diese Bäume bilden im Vergleich zu Eiche oder Esskastanie keine dicke, furchige Rinde aus, sondern besitzen ein glattes Abschlussgewebe. Gerade Buchen sind hierfür bekannt. Die Korkschicht bildet einen Abschluss, der beim Dickenwachstum nicht aufreißt und im Alter glatt bleibt. Andere Baumarten wie Fichte und Kiefer bilden eine schuppige Borke aus, die nach und nach abblättert. Eine eingeritzte Botschaft der Liebe ist an diesen Bäumen vergänglich.

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Schadet das Einritzen dem Baum?

Bei allen Bäumen sitzt unter der Borke das Kambium, die einzige teilungsaktive Schicht des Stammes. Sie bildet nach außen den Bast und nach innen Holzzellen. Der Bast leitet Zuckerlösungen in Leitbahnen durch den Baum. Wird ein Herz in die Rinde geritzt, ist entscheidend, wie tief der Schnitt geht. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei tiefen Schnitten Bast und Kambium verletzt werden, ist sehr groß. Die unterbrochene Leitung der Assimilate ist dabei weniger ein Problem. Die Herzen sind meist zu klein, als dass der Baum dauerhaften Schaden nimmt.

Fotos: Redaktion

Dennoch sind eingeritzte Herzen nicht gleich ein Todesurteil. Wird die Rinde oberflächlich verletzt, bildet der Baum in der nächsten Wachstumsperiode neue Zellen und überwallt die Wunde. Ist das Kambium nicht verletzt, drohen dem Baum keine Einbußen im Assimilatfluss. Bei dickerer Rinde richten eingeritzte Herzen keinen Schaden an, solange nicht die gesamte Rinde bis zum Holzkörper entfernt oder eingeschnitten wird. Dennoch ist es besser für jeden Baum, als Liebesbeweis auf eine Alternative zurückzugreifen.

Alternative für romantische Baumgeschichten

Das Herz in der Baumrinde ist zwar seit Jahrhunderten beliebt, dennoch gibt es genug baumfreundliche Wege für Romantik im Wald. Gemütliche Spaziergänge, Pilze sammeln, ein Picknick auf dem Moos unter Bäumen oder ein Glas Wein auf einer Bank unter alten Bäumen – die Ideen und Optionen für Verliebte sind unbegrenzt.

Wer unbedingt ein Herz auf einem Baumstamm als dauerhaftes Symbol seiner Liebe hinterlassen will, der greift am besten zur Farbe. Aufgemalte Herzen und Initialen schaden der Rinde nicht und die Schutzhülle des Baumes bleibt erhalten. Achten Sie jedoch auf ökologische und ungiftige Farben.

Oder soll es ein Herz aus Holz sein? Dann schnitzen Sie sich aus alter Rinde, einem Stück Ast oder Wurzel, die auf dem Waldboden liegen, ihr ganz persönliches Herz und hängen es an einen Baum. Kombiniert als Glockenspiel oder Mobile lassen sich Holzherzen auch in den eigenen Garten holen.

Die Autorin: Marina Leon

Artikelreihe Baumrinde

Mit der Reihe „Baumrinde“ widmen wir uns ausführlich einem der prägendsten Teile des Baumes. Die Rinde schützt den Baum und übernimmt weitere wichtige Funktionen im Organismus Baum. Grund genug, dieses Wunderwerk näher zu betrachten.

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3 Antworten
  1. Mari Sommer

    Kann man ungefähr bestimmen, wie alt so ein eingeritztes Zeichen in einem Baum ist?

    Antworten
    • Baumpflegeportal

      Guten Tag,
      die Bestimmung des Altes von eingeritzten Herzen dürfte äußerst schwierig sein. Die Rinde bzw. Borke der Bäume haben keine, oder nur schlecht sichtbare Jahrringe. die Buche beispielsweise bildet ihr Leben lang nur eine Korkschicht aus, hier ist das Alter nicht bestimmbar. Bei Bäumen mit immer dicker werdender Borke kann zumindest unterschieden werden, ob das Zeichen frisch, oder schon viele Jahre alt ist. Eine eindeutige Bestimmung würde ich allerdings ausschließen.

      Antworten
  2. Hartmut Eberhard

    An vielen Bäumen ist es leicht, das Alter zu bestimmen. Nämlich immer dann, wenn auch das Datum mit eingeschnitzt wurde. ?

    Antworten

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