Moorwald: Bäume im Moor

Die Zahl der Moore in Deutschland geht seit Jahren zurück. Rund 90 Prozent der Moore ist aktuell entwässert. Dementsprechend selten ist auch das Vorkommen von großflächigen Moorwäldern. Doch es gibt sie, einige wenige Bäume, die auch unter den Extrembedingungen rund ums Moor wachsen und gedeihen. Typische Baumarten im klassischen Moorwald sind Waldkiefer, Fichte, Moorbirke und Spirke.

Dabei gehören Spirke, auch Moorkiefer genannt, und Moorbirke eben wegen des stetig reduzierten Lebensraumes mittlerweile in Deutschland zu den immer seltener werdenden Baumarten. Um ihre Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität zu betonen, ist die Moorbirke zum Baum des Jahres 2023 gewählt worden.

Moorwald: Vorkommen und Standortbedingungen

Der Moorwald entsteht an Randbereichen von Mooren oder Moorseen. Charakteristisch für diese Feuchtgebiete ist naturgemäß ein hoher Wasserstand. Der extrem saure Untergrund ist durch eine hohe Nährstoffarmut gekennzeichnet. Daher können im und am Moor nur Bäume Wurzeln schlagen, die diesen extremen Bedingungen gewachsen sind. Dies schaffen sowohl einige Laubgehölze wie die Moorbirke (Betula pubescens) als auch verschiedene Nadelgehölze wie die Spirke, auch Moorkiefer genannt (Pinus mugo subsp. rotundata), die Waldkiefer (Pinus sylvestris) und die Fichte (Picea abies).

Moorwald in Deutschland

Wegen der speziellen Lebensbedingungen tritt der Moorwald häufig nur kleinflächig auf an vereinzelten Sonderstandorten mit nassen Torfböden. Großflächigere Moorwälder gibt es in der Nähe von Mooren. Diese finden sich in Deutschland vor allem in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und in Bayern. Am nördlichen Alpenrand, in den Hochlagen der Mittelgebirge wie Harz und Erzgebirge, aber auch entlang von Bachläufen oder Flusstälern ist Moorwald ebenfalls anzutreffen.

Fotos: pixabay

Lebensraum für seltene Baumarten

Im Moorwald heimisch sind häufig die Gemeine Kiefer und Fichte, robuste und in Deutschland sehr verbreitete Baumarten. Wegen der extremen Standortbedingungen ist er zudem wichtiger Lebensraum für die hierzulande selten gewordene Moorbirke und die Spirke (Moorkiefer).

Moorbirke – Baum des Jahres 2023

Die Moorbirke ist 2023 in Deutschland zum Baum des Jahres gewählt worden. Moorbirkenwälder sind in Deutschland stark gefährdet und daher gesetzlich geschützt. Als einige der wenigen Baumarten kommt die Moorbirke mit Nässe und Kälte gut zurecht und wächst nicht nur an mineralischen Feuchtstandorten sondern auch auf sauren Torfböden.

Da ihre einjährigen Triebe sowie die Rinder junger Pflanzen von einem zarten Haarflaum überzogen sind, wird die Moorbirke ebenfalls Haar-Birke, Behaarte Birke oder Flaumbirke genannt. Charakteristisch und weithin sichtbar ist ihre weiße Rinde. Die Moorbirke ist für etwa 30 Vogelarten und mehrere Hundert Insektenarten wichtige Nahrungsquelle. Dazu zählen auch zahlreiche seltene Käfer-, Zikaden- und Schmetterlingsarten.

Bedrohte Moor-Spirke (Moorkiefer)

Die Moor-Spirke, auch Moorkiefer oder Moor-Bergkiefer genannt, gehört mit zu den seltensten in Deutschland heimischen Baumarten. Sie gehört zum Komplex der Bergkiefern (Pinus mugo) und steht als gefährdete Art auf der roten Liste. Charakteristisch sind ihre leicht asymmetrischen Zapfen mit einer pyramidenartig verdickten Fruchtschuppe. Sie kommt in einer niederliegenden, kugeligen Form und als aufrechter Baum vor. Im Gegensatz zur Gemeinen Kiefer (Pinus sylvestris) hat die aufrechte Spirke statt einer eher schirmförmigen Krone meist eine schlanke Krone. Gut erkennbar ist sie an der dunklen, grau-braunen Rinde.

Man findet die seltenen Bäume im südlichen Schwarzwald, in Oberschwaben nördlich des Bodensees bis ins Allgäu und die Schweiz hinein. Charakteristisch ist diese Baumart für Teile des Bayerischen Waldes. Auch im Fichtelgebirge (Sachsen und Tschechien), Erzgebirge und in der Lausitz ist die Moor-Spirke heimisch.

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Flora und Fauna im Moorwald

Der Moorwald bietet einer Vielzahl an Pflanzen und Tieren einen einzigartigen Lebensraum. Nur hier können bestimmte Bäume, Gräser und Moose gedeihen. Der Moorwald wird bewohnt von seltenen Schmetterlings- und Käferarten. Er ist zudem ein Paradies für Amphibien, Reptilien und Vögel.

Torfmoose sorgen für Übersäuerung

Zusätzlich zu den genannten Baumarten ist für den Moorwald eine Strauchschicht typisch. Neben Faulbaum finden sich Zwergsträucher wie Rauschbeere, Heidelbeere, Moosbeere und Rosmarinheide. Verschiedene Seegenarten, Scheiden-Wollgras und Sumpf-Veilchen sind ebenfalls charakteristisch. Diverse Torfmoosarten sorgen im Übrigen durch ihre Verwitterung für die Übersäuerung des Untergrundes. Farbtupfer bilden attraktive Orchideenarten.

Vielfältige Tierwelt im Moorwald

Bei einem Moorwaldspaziergang kann der leise und vorsichtig auftretende Besucher durchaus auf Waldeidechsen, Erdkröten, Moorfrösche, Feuersalamander und Kreuzottern treffen. Farbenfrohe Tagfalter wie Hochmoorgelbling und Natterwurz-Perlmutterfalter schwirren neben Libellen munter umher. Voll auf ihre Kosten kommen im Moorwald Vogelfreunde. Je nach Region lassen sich hier Birkenzeisig, Weidenmeise, Kranich, Waldschnepfe, Bekassine, Waldwasserläufer, Raubwürger und Baumpieper beobachten. Auch Rotfuchs und Wildschwein streifen gern durch das Gelände.

Moorwald stark gefährdet

Mit zunehmender Entwässerung der Moore ist als Konsequenz der Moorwald ebenfalls stark gefährdet. Grundwasserabsenkungen oder sonstige Veränderungen im Wasserhaushalt führen zu sofortiger Beeinträchtigung ebenso der Eintrag von Nähr- und Schadstoffen aus der Luft und der Umgebung. Auch die Nutzung für Erholungszwecke bleibt nur unter kontrollierten Bedingungen gefahrlos für den Moorwald.

Abtorfung, Aufforstung mit standortsfremden Baumarten, Rodung und der damit verbundene Einsatz von schwerer Technik waren lange Zeit Faktoren, die Moorwälder stark bedrohten. Zumindest diese wurden wegen der verstärkten Moorschutzbemühungen in Deutschland in jüngster Vergangenheit weitestgehend eingedämmt.

Malerisch: Moorlandschaften unterliegen inzwischen verstärkten Schutzbestimmungen.
Moorwald-Sumpf-Herbstfärbung

Foto: pixabay

Die Autorin: Claudia Dreckmann

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