Die alte Eibe in Balderschwang

Vielleicht ist die Eibe, die an einem Berghang in Balderschwang nahe der deutsch-österreichischen Grenzen seit Jahrhunderten steht, der älteste Baum Deutschlands. Doch wie bei vielen Bäumen, die scheinbar in einer längst vergangenen Zeiten keimten, ist es schwierig, das wirkliche Alter zu bestimmen. Die Biologie der in Deutschland mittlerweile seltenen Eibe macht dies sogar noch schwieriger.

Aus dem Schatten zum sonnigen Plätzchen

Die Eibe ist eine Baumart, die gegenüber den anderen europäischen Baumarten mit sehr wenig Licht auskommt. Im tiefen, dunklen Schatten des Waldes wächst sie langsam heran. Auch die Eibe in Balderschwang wuchs einst wahrscheinlich im schattigen Dunkel des alpinen Bergmischwaldes auf. Heute steht sie einsam auf einer Weide in 1.150 Metern Höhe. Auf ihrem Standort wenige Meter oberhalb des Bergdorfes hat sie einen wunderbaren Ausblick auf das Tal der Bolgenach und die umgebenden Gipfel der Allgäuer Alpen.

Die Forschung geht davon aus, dass frühestens im 15. oder 16. Jahrhundert die ersten Bauern für den Almbetrieb zumindest während der Sommermonate das Tal besiedelten. Die Rodung der Wälder erfolgte nicht viel früher. Warum dabei die Eibe mit ihren beiden Stämmen alleine stehen blieb, ist ungeklärt. Die Stämme haben heute einen Umfang von zwei beziehungsweise zweieinhalb Metern. Die Höhe des Baumes beträgt lediglich sieben Meter.

Wie alt ist die Eibe bei Baldwerschwang?

Die Europäische Eibe (Taxus baccata) wächst langsam und erreicht ein beachtliches Alter, ohne das es Stammumfang oder Höhe des Baumes verraten. Die Stämme sind komplex und teilweise verwachsen, die Jahrringe im jungen Alter kaum messbar. Ab einem Alter von 250 Jahren zerfällt der Stamm zudem im Inneren. Eine Bestimmung des Alters mittels Jahrringen wird damit nahezu unmöglich.

Auch Vergleiche mit jüngeren Bäume sind schwierig, da die Eibe je nach Lichtverhältnissen und anderen Faktoren unterschiedlich schnell wächst. Sie ist jedoch wie kaum eine andere Nadelbaumart in der Lage, sich zu regenerieren. Egal, ob Schäden durch Frost oder Sonne, ein abgebrochener Ast oder ob der Baum umkippt, die Eibe findet oft einen Weg sich erneut zu etablieren.

Bei der Eibe in Balderschwang ist für die Schätzung des Alters entscheidend, ob die beiden Stämme von Beginn an einzeln wuchsen, oder einst ein gemeinsamer Stamm waren. Die wahrscheinlichere Variante ist die erstere, die ein realistisches Alter des Baumes von circa 800 Jahren nahe legt. Wäre es ein Stamm, dessen Mitte im Laufe der Zeit langsam zerfallen ist, ist ein Alter von über 2.000 Jahren theoretisch denkbar. Ziemlich sicher ist zumindest, dass beide Stämme zum selben Baum gehören und nicht zwei miteinander verwachsene Bäume sind.

Die seltenen Eiben

Eiben sind in Deutschland in freier Landschaft eine seltene Baumart, während sie weltweit als nicht gefährdet gelten. Im Mittelalter standen sie in Mitteleuropa vor dem Aussterben. Das harte und elastische Holz der Eibe war für den Bau von Bögen begehrt. In den kriegslüsternen Zeiten dieses Jahrhunderts war der Bedarf entsprechend hoch.

Neure Theorien sehen ebenso in der Ausbreitung der Buchenwälder und der späteren Umstellung der Waldwirtschaft auf Monokulturen einen Faktor für den Rückgang der Eiben. Wo sich jedoch die Eiben erhalten haben und dem Auge der mittelalterlichen Bogenbauer verbogen blieben, erfreuen sie heute Natur- und Baumfreunde. Auch wenn nie ganz sicher ist, wie alt sie wirklich sind!

Der Autor: Jan Böhm

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