Die Fichte im Klimawandel

Der Klimawandel verändert Stück für Stück die Zusammensetzung der Baumarten in unseren Wäldern. Auch auf die Fichte hat diese Veränderung starke Auswirkungen. Die eigentliche Hochlagenbaumart bekommt in unseren Wäldern starken Druck durch vermehrte Trockenperioden, Schädlinge wie den Borkenkäfer und die zahlreichen, heftiger werdenden Stürme. Wie wird sich der Wald in Zukunft verändern? Hat die Fichte noch eine Chance?

Klimawandel und seine Auswirkungen

Der Klimawandel hält seit Jahren Wissenschaftler, Politik und auch die Forstwirtschaft in Atem. Die durchschnittlichen Temperaturen werden höher, die Niederschlagsverteilung ändert sich und wir erwarten mehr – und auch schwerere – Stürme als noch vor einigen Jahren. Diese Parameter verändern auch die Baumarten, die sich bei uns wohl fühlen. Bäume leben zum Teil hunderte von Jahren an ein und derselben Stelle. Gewöhnen sie sich in der Jugend an ihren Standort, so fällt es ihnen schwer, sich im Laufe ihres Lebens umzugewöhnen. Noch ein Grund mehr, sich intensiv mit Baumarten zu beschäftigen, die der Zukunft gewachsen sind.

Hauptbaumarten in Deutschland

Deutsche Wälder beherbergen eine Vielzahl an Baumarten. Zwei jedoch stechen aus der Masse hervor. Buche und Fichte nehmen den Teil unserer Wäldern ein und sind auch für die Forstwirtschaft die bedeutendste Holzquelle.

Die Buche

Die Buche ist in Deutschland die Baumart, die am besten an die herrschenden Umstände angepasst ist. Sie kann sich auf normalen Standorten gegen fast jede andere Baumart durchsetzen. Selbst mit steigenden Temperaturen und weniger Niederschlägen im Sommer wird die Buche noch als Hauptbaumart in Deutschland unsere Wälder dominieren.

Die Fichte

Die Fichte ist eigentlich erst ab einer Höhe von 800 Meter N.N. heimisch. Dort sind die Temperaturen kühler und es gibt deutlich mehr Niederschläge. Außerdem muss sie sich dort nicht gegen andere Baumarten wie die Buche durchsetzen, sondern beherrscht ihre Nische in feucht-kühlen Regionen. In den Forstwäldern Deutschlands wird die Fichte außerhalb ihrer optimalen klimatischen Bedingungen kultiviert. Diese werden sich in den nächsten Jahrzehnten noch weiter vom ursprünglichen Lebensraum der Fichte entfernen.

Fotos: 1) Erk Brudi, 2) und 3) J. Böhm

Probleme der Fichte im Zuge der Klimaerwärmung

Unser Brotbaum der Forstwirtschaft wird in Zukunft einige Probleme bekommen. Dazu zählen die höheren Temperaturen, der Wassermangel im Sommer, der Anstieg von Stürmen und die Zunahme von Insekten und Schaderregern.

 

Höhere Temperaturen und Wassermangel

Die Fichte gehört zu den Baumarten, die eine ausreichende Wasserversorgung benötigen – gerade auf suboptimalen Böden, denn dort wurzelt sie eher flach und ist weniger gut an die Grundwasserversorgung angeschlossen. Die steigenden Temperaturen im Sommer zusammen mit abnehmenden Niederschlägen schwächen die Baumart enorm. Die Fichte wurde nur wegen ihren guten Baueigenschaften weit über ihr eigentliches Verbreitungsgebiet in Monokulturen angebaut. Hier sind die Bedingungen meist nicht sehr gut. Staunässe, verdichtete Böden oder starke Schwankungen im Säure-Basen-Haushalt tragen zur flachen Wurzelbildung bei. Doch auch Trockenstress ist für die Baumart ein großes Problem, da sie das aus ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet nicht gewohnt ist. Im Extremfall wird der Baum bei einem Sturm mitsamt des Wurzeltellers aus dem Boden gerissen.

Zunahme starker Stürme

Durch die in der Monokultur meist eher flachen Wurzeln sind Fichten oft nicht standsicher, wenn starke Stürme aufkommen. Gerade Altbestände, in denen bereits einzelne Bäume fehlen, bieten leichte Ziele. Die kleinen Kronen, die sich meist nur auf die oberen 20 % des Stammes belaufen, sind durch die schlechte statische Verteilung nicht sicher. Die Bäume brechen ab oder werden sogar mit dem Wurzelteller aus der Erde gerissen. Freistehende Fichten, die bis zum Boden Zweige haben, sind deutlich standsicherer. Sie brechen den Wind und verteilen die Kraft auf die Zweige, die zu schaukeln beginnen. Mischwälder bieten eine größere Abwechslung aus unterschiedlichen Baumarten. Sie sind insgesamt stabiler, da Kronen- und Stammformen sehr unterschiedlich aufgebaut sind.

Der Borkenkäfer

Der Fichten-Borkenkäfer – auch Buchdrucker genannt – ist der wichtigste Schädling der Fichtenkulturen. Er ist sehr von den Jahrestemperaturen abhängig. Seine Reproduktions-Rate schwankt zwischen einer und drei Generationen pro Jahr. Bei warmen Frühlings- und Herbsttemperaturen befällt die dreifache Menge an Insekten den Bestand. Die Bäume, die sowieso schon durch Trockenheit gestresst sind, halten diesen Vernichtungsflügen kaum Stand. Selbst gesunde Bäume fallen den Massenstreifzügen zum Opfer. Wälder mit starkem Schneebruch oder Sturmschaden leiden stark unter dem Befall. Auch hier helfen Mischwälder. Die Käfer haben nur einen geringen Radius, in dem sie Bäume befallen. Stehen um eine Fichte nur Buchen herum, hat der Borkenkäfer schlechte Karten.

Maßnahmen für einen stabilen Wald

Klimastabile Wälder verteilen das Schadpotential des Klimawandels auf unterschiedliche Baumarten. Mischwälder bieten die besten Ergebnisse. Sie bestehen aus mehreren Baumarten – darunter sowohl Laub-, als auch Nadelbäume. Die Zusammenstellung aus klimaneutralen Arten wie der Buche, klimakritischen Arten wie der Fichte und klimastabileren Arten wie der Douglasie führen dazu, dass das Waldsystem insgesamt weniger Angriffspotential hat als eine Monokultur. Es gibt für jede klimatische Veränderung eine Baumart, die damit besser zurechtkommt als andere. Außerdem vermehren sich spezialisierte Schadinsekten wie der Borkenkäfer in einer Mischkultur langsamer. Die Risikostreuung sollte in Zukunft sowohl in Wäldern, als auch bei der Auswahl von Allee- und Stadtbäumen im Vordergrund stehen.

Geeignete Baumarten für den Klimawandel

  • Hainbuche – Carpinus betulus
  • Douglasie – Pseudotsuga menziesii
  • Sommerlinde – Tilia platyphyllos
  • Winterlinde – Tilia cordata
  • Flaumeiche – Quercus pubescens
  • Sandbirke – Betula pendula Roth
  • Stieleiche – Quercus robur

Ungeeignete Baumarten für den Klimawandel

  • Fichte – Picea abies
  • Kiefer – Pinus sylvestris
  • Lärche – Larix decidua

Welche Baumarten werden uns in Zukunft Schatten und Sauerstoff spenden? Die Auswahl hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen müssen die Bäume toleranter gegenüber höheren Temperaturen und vermehrtem Wasserstress sein. Genauso ist jedoch die Frosthärte im Winter ein wichtiges Kriterium. Während Zitrusbäume im Sommer die besten Kandidaten wären, erfrieren sie doch im Winter, der trotz Klimawandel nach wie vor Frost mit sich bringt. Es gilt also auf Baumarten zu setzen, die sowohl im Sommer, als auch im Winter mit extremen Bedingungen umgehen können.

All diese Probleme der Fichte im Klimawandel müssen nicht zwingend das Aus der Baumart in unseren Wäldern bedeuten. Durch strukturelle Änderungen der Monokulturen in Mischwälder und die Auswahl besser geeigneter Standorte für die Fichte ist ein Anbau voraussichtlich weiterhin möglich. Von reinen Monokulturen der Fichte ist jedoch aufgrund der oben genannten Probleme nach aktuellem Wissensstand abzuraten.

Der Autorin: Marina Winkler

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