Baum des Jahres 2020 – Die Robinie

Die Baum des Jahres Stiftung erklärt die Robinie (Robinia pseudoacacia) zum Baum des Jahres 2020 und trifft damit eine Entscheidung, die polarisiert. Ähnlich wie die Douglasie ist die Baumart unter Naturschützern, Städteplanern, Förstern, Waldbesitzern und Naturfreunden umstritten und Gegenstand intensiver Diskussionen. Die invasive Baumart ist Gefahr für Naturbiotope, aber gleichzeitig im Zuge des Klimawandels ein potentieller Hoffnungsträger.

Als königlicher Gast nach Europa

Ihren Weg nach Europa nahm die Robinie im Jahr 1601. Der Hofgärtner der französischen Könige Heinrich III., Heinrich IV. und Ludwig XI Jean Robin führte sie aus Virginia an der atlantischen Nordküste der USA nach Paris ein. Dort stehen noch heute in zwei Parks die beiden ältesten Robinien Europas, die Robin im selben Jahr pflanzte. Danach breitete sich die Baumart aufgrund ihrer Schönheit schnell über die Barockgärten und Parks in ganz Europa aus.

Auf den Hofgärtner geht ebenfalls der heutige Name der bis zu 30 Meter hohen Baumart zurück. Einst aufgrund ihrer markanten Fiederblätter als Akazienart eingestuft, ordnete sie später Carl von Linné den Schmetterlingsblütlern zu. Er gab ihr den neuen Namen Robinie, um damit auch die Lebensleistung von Jean Robin zu würdigen. Dennoch hält sich der Name „Falsche Akazie“ für die Robinie bis heute vereinzelt.

Schirmherr und Baumkönigin

Die neue Deutsche Baumkönigin ist 2020 Charlotte Baumann. Sie setzt sich 2020 für einen ausgewogenen Diskurs zu ihrer Patenart, der
Robinie, ein.

Schirmherr für den Baum des Jahres 2020 ist die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner.

Die Robinie als invasiver Neophyt

Heute ist der Baum des Jahres 2020 an vielen Orten zu finden. Als Pionierbaumart ist die Robinie eine Meisterin im Besiedeln neuer und unwirtlicher Lebensräume. Neben der klassischen Ausbreitung mit Samen durch den Wind, verfügt sie über weitere Strategien, um sich auszubreiten. Sie blüht bereits in jungen Jahren und der Samen ist über Jahrzehnte keimfähig. Die Robinie verbreitet sich zudem über Wurzelbrut. Aus oberflächennahen Wurzeln bilden sich Wurzelsprosse, aus denen sich neue Bäume entwickeln. Wird die „Mutter“-Robinie gefällt oder stirbt, verstärkt sich umgehend das Wachstum ihrer Wurzelsprosse.

Die Robinie ist der Baum des Jahres 2020
Baum des Jahres 2020: Die Robinie

Foto: A. Roloff

Diese Strategien machen den Baum des Jahres 2020 zu einer invasiven Baumart. Sie hat das Potential, sensible Ökosystem, Pflanzen und Lebensräume zu bedrohen und zu zerstören. Zudem fixiert die Robinie, wie zum Beispiel auch die Schwarz-Erle, Luftstickstoff im Boden. In einer Symbiose mit Bakterien, die an ihren Wurzeln leben, gelingt dieser Prozess, der eine Gefahr für empfindliche andere Pflanzen ist. Ohne eine langfristige Abwehrstrategie ist die Robinie dadurch eine Gefahr für die heimische Flora.

Robuster Stadtbaum und Akazienhonig

Auf der anderen Seite ist die Robinie eine Baumart, die gut mit dem städtischen Klima und wahrscheinlich mit dem Klimawandel zurechtkommt. Sie ist salz- und immissionstolerant und weißt eine hohe Resistenz gegenüber Umweltgiften und Abgasen aus. Der Baum des Jahres 2020 ist trockenresistent und verträgt schwierige Bodenverhältnisse. Für einen Stadtbaum sind das gute Voraussetzungen und machen die Baumart interessant für städtische Alleen und Parks. Zahlreiche Zuchtformen auf dem Markt passen sich zudem den Bedürfnissen der Standorte an.

Durch ihre späte Blüte mit viel zuckerreichem Nektar ist sie eine bedeutende Baumart, um Honig zu gewinnen. Dieser wird fälschlicherweise gern als Akazienhonig verkauft. Die späte und reichhaltige Blüte macht sie in den Augen einiger Experten auch zu einem wichtigen und wertvollen Lebensraum für Tierarten. Gerade in Zeiten des Insektensterbens kann dies von Vorteil sein. Die lichte Krone lässt viel Licht für das Aufkommen der Bodenvegetation zu und zahlreiche Pilze siedeln am Holz der Robinie.

Das harte Holz der Robinie

Das schnelle Wachstum und das harte Holz der Robinie machten sie schnell für die Forst- und Holzwirtschaft interessant. Es ist ähnlich dem Eichenholz und als Ersatz für Tropenholz geeignet. Häufig findet sich das Holz des Baumes des Jahres 2020 heute auf Kinderspielplätzen. Dort wird es bei der Konstruktion von Klettergerüsten und Spielgeräten eingesetzt.

Während sich die Kinder über die tollen Geräte aus Holz freuen, ist der Baum selbst in der Nähe von Kindergärten zu vermeiden. Samen, Früchte, Blätter und Rinde der Robinie sind giftig und führen zu Krämpfen, Koliken oder einem Kollaps. Darüber hinaus haben die Zweige des Baumes mehrere Zentimeter lange Dornen. Diese wachsen beidseitig des Blattstiels und sind umgewandelte Nebenblätter.

Besondere Robinien

Aufgrund ihrer Geschichte finden sich in vielen Parks und Gärten besondere Robinien mit Stammumfängen von über fünf Metern. Die tiefrissige Borke und ihr knochiger, bizarrer Wuchs sind heute noch für viele Baumfreunde und Gärtner attraktiv. In der Nähe von Branitz in Brandenburg steht eine Robinie mit über siebeneinhalb Metern Umfang. Im Tierpark von Kleve soll eine Robinie mit fast 34 Metern Höhe stehen. Trotz einer geschätzten Lebenserwartung von 200 Jahren erreicht Robinie selten ein Alter von 100 Jahren. Mit 318 Jahren steht eine der ältesten Robinien im Vorhof eines Schloßes im Landkreis Meißen.

Diskussionen um Baum des Jahres 2020

Mit der Wahl der Robinie zum Baum des Jahres 2020 steht eine Baumart im Fokus, die sich im Spannungsfeld bewegt, welche Baumarten sich zukünftig für heimische Wälder und Städte einigen. Wie in vielen Fällen gilt es die einzelnen Vor- und Nachteile abzuwiegen und einzuschätzen. In vielen Fällen und Bereichen bedarf es weiterer Forschungen und einem intensiven Austausch zwischen den verschiedenen Interessengruppen und Ansichten.

Der Autor: Jan Böhm

Bäume des Jahres auf dem Baumpflegeportal

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Quellen:

  • Stiftung Baum des Jahres
  • D. Laudert: „Mythos Baum“, BLV-Verlagsgesellschaft, 2014
    erhältlich bei Freeworker
  • Ulrich Hecker: „Bäume und Sträucher“, BLV Handbuch, 1998
1 Antworten
  1. Evangelia Solomou

    Hilfe!!
    Unser Vermieter bemüht sich seit über zwei Jahren intensiv, unseren Acacia Robinier Baum, ca. 25 m hoch und mehr als 40 Jahren alt, mit allem Mitteln zu richten! Evtl. hat er es auf dem Holz abgesehen oder nur aus reine Langweile will diesen Fällen, obwohl er in unserer Siedlung nicht ansässig ist; dieser hat er 2015 erworben und seither nun, bewegt alles zum negativen für uns in diesem Platz zu verunstalten. Eine Seite der Siedlung befindet sich neben einer Hauptverkehrsadern die täglich mit 25.000,00 Fahrzeug aufkommen die Stadt Esslingen a.N. und Umgebung dient. Mittlerweile hat der Vermieter 9 Bäume in der Siedlung, davon 4 mit Umfang größer 60 cm, von seiner Subunternehmen Fällen lassen. Wir, 40 Einheiten verlieren langsam die Landschaft, die frische Luft und Vogelarten die etlichen Jahren hier ein Zuhause hatten und der Lärm wird tagtäglich für uns allen, klei und älteren unerträglich.

    Antworten

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