Baum des Jahres 2010

Die Vogelkirsche – prunus avium

Im Jahr 2010 wählte das Kuratorium Baum des Jahres die Vogelkirsche zum Baum des Jahres. Der weit verbreitete Obstbaum ist das ganze Jahr eine Augenweide. Weiße Blütenpracht im Frühjahr, saftige Kirschen im Sommer und feuerrote Blätter im Herbst. Kein Wunder, dass die Japaner die Kirsche mit zahlreichen Festen ehren.

Die Verwandtschaft unter den Kirschen

Wie die Blütenpracht der Vogelkirsche vermuten lässt, gehört sie zur Familie der Rosengewächse. Die Unterfamilie des Baums des Jahres 2010 sind die Steinfrüchtigen. Auf derselben Stufe stehen auch die Apfelfrüchtigen, zu denen Äpfel und Birnen zählen. Zur Gattung Prunus gehören neben der Vogelkirsche auch Pflaume, Kirsche, Schlehe und Aprikose.

Prunus avium bezeichnet in erster Linie die wilde Form des Baumes. Sie ist die Urmutter der Süßkirsche, einer Zuchtform der Vogelkirsche. Die Süßkirsche hat größere Früchte und kommt in zwei Varianten vor: der Knorpelkirsche, die festes Fruchtfleisch hat und der Herzkirsche, die große Früchte mit weichem Fruchtfleisch ausbildet.

Verbreitungsgebiet der Vogelkirsche

Durch die Kultivierung der Kirsche durch den Menschen seit circa 2.000 Jahren, ist es schwierig, die natürliche Ausbreitung von der menschlichen abzugrenzen. Wild kommt die Vogelkirsche in Europa, Nordafrika und Vorderasien vor. Auch in Nordamerika ist sie heimisch, wobei sie hier wahrscheinlich durch Menschenhand eine neue Heimat fand. Die Kirsche gedeiht bis zu einer Höhe von 1.000 Metern über dem Meeresspiegel.

Verbreitungskarte der Vogelkirsche
Baum des Jahres 2010: Die Vogelkirscheiet

Karte: Eufrogen

In Japan ist die Kirschblüte jährlich Anlass zu ausgelassenen Hanami-Festen. Die japanische Kirsche trägt keine oder sehr kleine Früchte, blüht dafür umso pompöser. Etwa fünf Tage lang blühen alle Kirschbäume gleichzeitig und die Menschen freuen auf das Kirschfest und die ersten wärmeren Tage des Jahres. Nach Feierabend treffen sich die Studenten, Kollegen und Familien zum Picknick in Parks unter blühenden Kirschen und lassen den Tag ausklingen.

Standortansprüche

Die Kirsche ist hart im Nehmen. Sie wächst auf nahezu allen Standorten, verträgt in der Jugend Schatten und besiedelt als Pionierbaum nährstoffarme Freiflächen. Sie ist Hitze- und Trockenheitstolerant und erträgt in Auen bis zu sieben Wochen Überflutung. Der Baum des Jahres 2010 ist ein wahrer Überlebenskünstler. Lediglich im Alter braucht die Kirsche Platz, um eine ausladende Krone zu bilden. Ausreichend Sonne und ein vor Spätfrost geschützter Standort sorgen dafür, dass die Blüten sich zu Früchten entwickeln.

Auch im Wald kommt die wilde Vogelkirsche gut zurecht. Einzeln oder in kleinen Gruppen mischt sie sich in die Vegetation am Waldrand und fällt besonders im Frühling zur Blüte auf. Ihre Verbreitung hat sie im Wald besonders Eichhörnchen zu verdanken, die Kirschkerne als Wintervorrat verstecken und später vergessen. Die vergessenen Kirschkerne keimen im Boden aus und eine neue Kirsche startet fernab ihrer Mutterpflanze ein neues Leben.

Krankheiten und Schädlinge

Die Kirsche kämpft mit einigen Krankheiten. Im Obstbau sind Monilia und die Schrotschusskrankheit gefürchtete Schadbilder, die eine Ernte verkleinern oder vernichten. Ebenso breitet sich die Kräuselkrankheit an Kirschen aus. Der häufigste Schädling an Kirschen ist die Kirschfruchtfliege. Sie legt ihre Eier in die Kirschen ab. Die schlüpfenden Larven fressen sich durch das Fruchtfleisch und dezimieren die Ernte. Seit einiger Zeit macht auch die Kirschessigfliege Kirschessigfliege Probleme an heimischen Kirschbäumen. Nur engmaschige Netze helfen, die Kirschen madenfrei zu halten. Eine Komplexkrankheit macht den meisten Kirschen zu schaffen: Die Gummiflusskrankheit. Sie tritt besonders bei feuchten Böden auf.

Gummiflusskrankheit an Kirsche
Baum des Jahres 2010: Die Vogelkirsche

Reiche Ernte der Kirsche

Um im Sommer eine gute Ernte einzufahren, muss der Standort des Kirschbaumes einige Kriterien erfüllen. Am besten geeignet sind trockene, sonnig-warme Standorte. Zwar hält die Kirsche Auenböden aus, für den Fruchtertrag sind nasse und überflutete Standorte jedoch schlecht. Ist es zu nass, kommt es schneller zu Gummifluss und dem Baum fehlt die Kraft für die Früchte. Achten Sie auf eine gute Pflege der Baumkrone. Nach einem Regen sollen Blätter und Früchte gut und schnell abtrocknen, damit sich keine Krankheiten festsetzen. Eine luftige, offene Krone an einem feien Standort ist dafür ideal.

Die Kirsche ist durch ihre frühe Blüte stark spätfrostgefährdet. Meiden Sie daher nach Möglichkeit zugige Standorte, Kältetäler oder Nordhänge. Pflanzen Sie mindestens zwei Bäume nebeneinander. Da die Kirsche fremdbefruchtend ist, benötigt sie einen zweiten Kirschbaum, um Kirschen zu produzieren. Ein ausgewachsener Kirschbaum produziert ausreichend Kirschen, dass vier Familien davon essen können. Er ist der ideale Obstbaum für „Baumsharing“ unter Nachbarn.

Kleine Räuber

Nicht nur Menschen schmecken die roten Früchte gut. Auch Vögel beeilen sich, an die leckeren Kirschen zu kommen. Und sie sind im Vorteil: Im Gegensatz zum Menschen, fliegt eine Amsel in die Krone fliegen und pickt eine Kirsche nach der anderen an. Oft tut sie das bereits bevor die Kirsche ausgereift ist. Dem Baumbesitzer bleibt kaum Zeit, seine Kirschen zu ernten. Hilfreich sind deshalb Vogelschutznetze, die dicht abschließend um die Baumkrone gespannt werden.

Verbreitungsgebiet des Wildapfels
Baum des Jahres 2010: Die Vogelkirsche

Um die Vögel nicht zu verletzen, empfehlen sich Netze mit geringer Maschenbreite, in denen sich keine Vögel verfangen. Schließen Sie das Netz dicht um den Baum, damit kein Vogel oder Säugetier versehentlich unter das Netz gelangt und den Ausweg nicht mehr findet. Falls möglich, greifen Sie zu kräftigen Farben wie einem leuchtenden Blau, das Vögel gut erkennen.

Der richtige Schnitt für Kirschen

Die Vogelkirsche wächst zu einem stattlichen Baum heran. Ohne Schnitt wird der Baum so hoch, dass die Ernte erschwert ist. Die oberen Früchte gehören den Vögeln. Fangen Sie im Garten deshalb früh an, Ihren Kirschbaum zu pflegen und zu erziehen. Eine Pyramidenkrone führt unweigerlich zu hohen, großkronigen Bäumen. Beherrschbarer sind Sorten, die die Baumschule auf langsam wachsenden Unterlagen pfropft. Sie bleiben kleiner und passen damit gut in Gärten.

Hohlkronen lassen sich besser beherrschen und sorgen für ausreichend Sonnenlicht in der Baumkrone. Jährlicher Schnitt sorgt dafür, dass die Äste nicht zu dicht wachsen und die Saftwaage erhalten bleibt.
Süßkirschen lassen sich auch zu Spalieren oder Säulenbäumen erziehen. Besonders gut eignen sich dazu langsam wachsende Sorten. Säulen passen in jeden Kleingarten und auf den Balkon. Sie bieten auf wenig Platz die Möglichkeit, eigens Obst zu ziehen.

Die Autorin: Marina Winkler

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