BAUM KRACHT AUF HAUSDACH – EINFACH SO! EINFACH SO?

Ohne direkte Sturmeinwirkung ist im badischen Gaggenau eine alte, mächtige Eiche auf ein Hausdach gestürzt. Wäre der Baum während des Sturms „Niklas“ umgefallen, der zwei Wochen zuvor viele Bäume entwurzelte, hätte das Ereignis wahrscheinlich niemanden verwundert. Der Baum stürzte aber bei Windstille um: Scheinbar ohne jeden Grund und ohne jede Vorhersehung, glaubt man dem, was in der Zeitung steht. Müssen wir nun Angst haben, wenn Bäume vor unserem Haus stehen?

Der Baum, der einfach umfällt

Im Lokalteil des Badischen Tagblattes (BT Nr. 89 vom 18.4.15) liest man Sätze wie: „Äußerlich war der Eiche nichts anzusehen. Aber im Inneren war sie verfault, wie sich zeigte…“ Der Kommandant der Feuerwehr wird zitiert, dass er sich nicht daran erinnere, dass schon einmal ohne Sturm oder sonstige witterungsbedingte Einflüsse solch ein stattlicher Baum einfach umgeknickt sei. Laut Aussagen der Stadtverwaltung stand der Baum „unter Beobachtung“. Der Pressesprecher der Stadt wird folgendermaßen zitiert: „Die Krone sei regelmäßig geschnitten und mit einem Stahlseil gesichert worden.“ Zur Rechtfertigung wird hinzugefügt, „es habe keinerlei Hinweise gegeben, dass die Verkehrssicherheit gefährdet gewesen wäre. Wenn dem so gewesen wäre, hätte man den Baum gefällt. Die Sicherheit habe oberste Priorität.“ Um die Unvorhersagbarkeit des Ereignisses zu untermauern, wird von Anwohnern berichtet, die protestiert hätten, hätte der Baum gefällt werden sollen. Keiner hat also etwas davon geahnt oder ahnen können. Oder doch?

Baumpflege-Fachleute erkennen Gefahren

Man hätte es vorhersehen können. Anwohner sind Laien. Kein Vorwurf, wenn sie überrascht waren, dass der Baum innen faul war. Auch Verständnis für den Feuerwehrkommandanten, der noch nie einen Baum ohne offensichtlichen, äußeren Einfluss hat umfallen sehen. Schließlich tritt dieser Fall nicht allzu häufig auf. Meist wird die Gefahr vorher erkannt und entsprechend gehandelt. Aber dass die Stadtverwaltung in diesem Fall ahnungslos über den Zustand des Baums war und glaubte, mit Rückschnitt und Stahlseilsicherung wäre alles in Ordnung? Das war entweder Unkenntnis vom Pressesprecher, falsch zitiert vom Reporter oder bewusst verharmlost, weil der Baum auf städtischem Grundstück stand und die Stadt somit in der Haftung steht.

Werden die Bäume von der zuständigen Stadt oder Gemeinde jährlich auf Verkehrssicherheit kontrolliert wie vorgeschrieben, dann erkennen erfahrene Kontrolleure den Baum als Gefahrenbaum und leiten Maßnahmen ein. Das eingebaute Stahlseil zeigt schließlich, dass schon gehandelt wurde. Allerdings könnte es auch ein Hinweis darauf sein, dass schon lange nicht mehr nach dem Baum geschaut wurde. Stahlseile werden heutzutage nur noch in seltenen Fällen zur Sicherung von Stämmen eingesetzt. Es gibt inzwischen wirkungsvollere und baumschonendere Möglichkeiten, Stämme zu sichern.

Ein gelernter Baumpfleger, Baumkontrolleur oder erfahrener Baumgutachter hätte auch gewusst, dass ein Stahlhalteseil den Baum nicht vorm Umfallen bewahren kann, wenn der Stammfuß aufgrund von Fäule das Gewicht des Baums nicht mehr tragen kann. Und sie hätten auch erkannt, dass der Stamm innen faul war. Auch wenn Fäule nicht offen erkennbar ist, gibt es visuelle Indizien dafür. Und wenn doch noch Unsicherheit besteht, gibt es technische Verfahren, wie man solche Fäulen im Inneren der Stämme diagnostizieren und bewerten kann.

Baum unter Beobachtung

Richtig hätte es also heißen müssen: Der Baum stehe aufgrund seines hohen Alters und aufgrund der Fäule im Stammfuß unter besonderer Beobachtung. Man habe die Gefahr aber noch nicht so hoch eingeschätzt, was sich im Nachhinein als Irrtum herausgestellt hätte.

Wollen Sie wissen, ob alte Bäume vor Ihrem Haus noch ausreichend stand- und bruchsicher sind? Meist können Baumpfleger visuell bereits eine Einschätzung vornehmen. Zusätzlich gibt es heutzutage viele technische Möglichkeiten, Bäume zu untersuchen und Gefahren abzuschätzen. Baumgutachter können die Standfestigkeit von Bäumen messen. Zwar kann der exakte Tag, an dem der Baum von alleine in sich zusammen bricht – auch mit Technik – kaum vorhergesagt werden. Aber die Gefahrenstufe kann schon recht genau ermittelt werden. Das nimmt uns die Angst vor großen Bäumen und erhält die wertvollen Bäume so lange wie möglich.

Die gute Nachricht

Wer seine Verkehrssicherungspflicht ernst nimmt und seine Bäume liebt, der kann mit dem Fachwissen von erfahrenen Baumpflegern und Baumgutachtern Klarheit über die Gefahren erhalten, die vom Baum ausgehen. Lassen Sie Ihre Bäume regelmäßig kontrollieren. So reduzieren Sie das Risiko eines Baumbruchs auf ein Minimum.

Der Autor: Johannes Bilharz

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Haben Sie auch einen oder mehrere Bäume im Garten, die schon etwas älter und größer sind und regelmäßig kontrolliert werden müssen? Wenn Sie sich bei der Baumkontrolle nicht sicher sind, holen Sie sich einen Profi zu Hilfe. Auf dem Baumpflegeportal finden Sie schnell einen Baumpfleger oder Baumgutachter aus Ihrer Nähe

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